Tag & Nacht

Die irische Billigfluglinie Ryanair sorgt mit einer deutlichen Drohung für Unruhe: Sollte die französische Regierung ihre Pläne zur Erhöhung der Passagiersteuern durchsetzen, will die Airline ihre Aktivitäten in zehn regionalen Flughäfen einstellen. Besonders betroffen wären kleinere Flughäfen wie Nîmes, die stark von Ryanair abhängen. Doch worum genau geht es, und was steht auf dem Spiel?

Steigende Steuern – ein Dorn im Auge der Airline

Der Kern des Streits liegt in der geplanten Steuererhöhung ab 2025. Die Abgabe, die derzeit bei 2,63 Euro pro Ticket für innereuropäische Flüge liegt, soll auf bis zu 9,50 Euro steigen. Die Maßnahme ist Teil eines größeren Plans der französischen Regierung, den Flugverkehr stärker an den Kosten für Umweltschäden zu beteiligen. Für Ryanair, deren Geschäftsmodell auf günstigen Ticketpreisen basiert, ist das inakzeptabel. Die Airline spricht von einer Verdreifachung der Kosten, die sie an ihre Kunden weitergeben müsste – ein schwerer Schlag für das Konzept des „Low-Cost-Fliegens“.

Die möglichen Folgen: Leere Terminals und weniger Mobilität

Kleinere Flughäfen wie Nîmes, die in hohem Maße von Ryanair abhängig sind, könnten durch einen Rückzug der Airline in eine Krise geraten. Viele dieser Standorte bieten nur wenige Verbindungen, oft ausschließlich durch Billigfluganbieter. Ein Wegfall von Ryanair würde also nicht nur finanzielle Einbußen für die Flughäfen bedeuten, sondern auch für die lokalen Regionen, die auf Tourismus und Geschäftsreisende angewiesen sind. Die Sorge geht aber über die Wirtschaft hinaus: Reisende, die auf günstige Flüge angewiesen sind, könnten ihre Mobilität stark eingeschränkt sehen.

Regierung bleibt hart

Trotz der Drohung gibt sich die französische Regierung unbeeindruckt. Sie bezeichnet das Verhalten von Ryanair als „Erpressung“ und hält an den geplanten Steuererhöhungen fest. Das Ziel: Eine fairere Kostenverteilung zwischen Flugreisenden und der Gesellschaft, insbesondere im Hinblick auf den Klimaschutz. Für viele Kritiker erscheint Ryanairs Argumentation wenig stichhaltig – andere Fluglinien, so die Regierung, hätten schließlich ähnliche Bedingungen zu tragen.

Was sagen die Passagiere?

Während Ryanair die drohenden Steuererhöhungen als existenzielle Bedrohung darstellt, zeigen sich manche Passagiere gelassener. „Wenn ich für einen Flug zehn Euro mehr zahlen muss, ist das in Ordnung, solange es den Klimaschutz voranbringt“, erklärt ein Reisender am Flughafen von Marseille. Andere hingegen fürchten, dass höhere Preise das Ende der Ära günstiger Flugreisen einläuten könnten. Eine ältere Frau, die regelmäßig ihre Familie im Ausland besucht, fragt: „Werden sich normale Leute dann noch Fliegen leisten können?“

Ein Spiel mit hohem Einsatz

Ob Ryanair seine Drohung wahr macht, bleibt abzuwarten. Es ist nicht das erste Mal, dass die Airline mit einem Rückzug droht, um politischen Druck auszuüben – ein beliebtes Mittel im Konflikt mit Behörden und Regierungen. Oft lenkt die Airline im letzten Moment ein oder handelt spezielle Abkommen aus, die ihre Kosten reduzieren. Doch die französische Regierung scheint dieses Mal entschlossen, nicht nachzugeben.

Ryanairs Strategie mag kurzfristig Druck ausüben, birgt jedoch Risiken: Ein Rückzug aus zehn Flughäfen würde nicht nur den betroffenen Regionen schaden, sondern auch Ryanairs eigenen Marktanteil in Frankreich gefährden. Andere Fluggesellschaften könnten die Lücke füllen und Kunden abwerben.

Wohin führt die Debatte?

Die Diskussion über die Steuererhöhung zeigt die schwierige Balance zwischen Klimaschutz, wirtschaftlichen Interessen und sozialer Gerechtigkeit. Günstige Flugpreise haben die Mobilität vieler Menschen revolutioniert, doch sie gehen oft auf Kosten der Umwelt. Ryanairs Drohung wirft eine zentrale Frage auf: Wie viel sind wir bereit, für nachhaltigen Luftverkehr zu zahlen – und welche Verantwortung tragen die Fluglinien selbst?

Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Regierung und Ryanair eine Einigung erzielen oder ob die Airline ihre Drohung tatsächlich umsetzt. Klar ist: Der Ausgang dieses Konflikts könnte wegweisend für die Zukunft des europäischen Luftverkehrs sein.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!