Jedes Jahr ziehen Menschen weltweit los, um die Natur von Unrat zu befreien. Im Rahmen des Weltreinigungstags am 21. September fand auch an der Mittelmeerküste, in Sausset-les-Pins in den Bouches-du-Rhône, eine große Aufräumaktion statt. Was für viele wie eine simple Müllsammelaktion erscheinen mag, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als wichtiges Statement gegen den steigenden Konsum und die Verschmutzung der Meere.
Schon mal an einem Strand spazieren gegangen und plötzlich einen Plastikstrohhalm zwischen den Zehen gespürt? Genau solche Erlebnisse sind der Grund, warum sich in Sausset-les-Pins so viele Menschen an der Aufräumaktion beteiligten – bepackt mit Handschuhen, Zangen und einer gehörigen Portion Engagement. Doch was fanden sie dieses Mal? Plastikflaschen, Chipstüten und sogar Bleigewichte von Anglern. Thomas Chesseboeuf, einer der fleißigen Helfer, beschreibt es treffend: „Man entdeckt immer wieder dieselben Dinge.“
41 Kilo Müll in nur zwei Stunden
Es war kein kleines Team, das an diesem Tag antrat. Dutzende Freiwillige, darunter auch viele Kinder, stürzten sich auf die Mülljagd. Einer von ihnen, Jules Chamayou, ist gerade einmal acht Jahre alt, aber schon jetzt überzeugt davon, dass seine Hilfe notwendig ist: „Ich sammle seit ich sechs bin gern Müll. Wenn wir es nicht machen, landet das alles im Meer und die Fische fressen es – und dann sterben sie.“ Seine Worte treffen den Kern des Problems. Es geht hier nicht nur um das saubere Erscheinungsbild eines Strandes, sondern um das Überleben der Tierwelt.
Mit Metalldetektoren bewaffnet, durchsuchte ein anderer Helfer den Sand nach versteckten Schätzen – oder besser gesagt nach eingewühltem Abfall. Er fand Batterien und Alufolien, tief in den Boden gedrückt, kaum sichtbar für das bloße Auge. Innerhalb von nur zwei Stunden sammelten die Freiwilligen unglaubliche 41 Kilo Müll.
Ein Symbol für unseren Konsum
Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass unsere Strände regelmäßig in Müll versinken? Die Antwort ist einfach, wenn auch erschreckend: Unser Konsumverhalten. „Das zeigt doch, dass wir beim Konsum nicht vorankommen“, sagt die Organisatorin der Aktion, die seit mehr als zehn Jahren für die Umweltorganisation „Planète Perles“ tätig ist. Mit ihrer Aussage trifft sie ins Schwarze. Es geht nicht nur darum, was wir finden, sondern auch, warum wir es überhaupt finden.
Plastik ist allgegenwärtig. Es begleitet uns im Alltag – und landet allzu oft dort, wo es nicht hingehört. Jedes einzelne Stück Müll, das am Strand von Sausset-les-Pins gefunden wurde, erzählt seine eigene Geschichte. Eine Plastikflasche, die bei einem Sommerpicknick vergessen wurde. Ein Zigarettenstummel, achtlos in den Sand getreten. Ein Chipspaket, das der Wind davongetragen hat. Kleinigkeiten, die sich zu einem globalen Problem summieren.
Ein globales Phänomen
Die Aktion in Sausset-les-Pins war nur eine von vielen. Allein an diesem Wochenende fanden in Frankreich mehr als 2.500 ähnliche Aufräumaktionen statt. Doch auch weltweit mobilisiert der Weltreinigungstag Millionen von Menschen. Sie alle verbindet ein gemeinsames Ziel: Die Welt ein Stück sauberer zu machen – für uns, für die Tiere und für die kommenden Generationen.
Es bleibt jedoch die Frage: Reicht es, einmal im Jahr den Müll zu sammeln? Oder brauchen wir mehr – eine echte Veränderung in unserem Verhalten? Klar ist, dass solche Aktionen wichtig sind. Sie schaffen Bewusstsein und setzen ein Zeichen. Aber sie sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn wir nicht gleichzeitig unser Konsumverhalten ändern.
Was bleibt nach dem Aufräumen?
Nach zwei Stunden harter Arbeit und 41 Kilo Müll auf der Waage kehrten die Freiwilligen nach Hause zurück – müde, aber zufrieden. Doch das wahre Ziel liegt in der Zukunft. Es geht darum, den Müllberg im nächsten Jahr kleiner zu machen. Dafür braucht es ein Umdenken bei jedem Einzelnen. Denn die Welt zu verändern beginnt nicht mit einer großen Aktion, sondern mit vielen kleinen Schritten.
Die Aufräumaktion in Sausset-les-Pins war ein Erfolg, keine Frage. Doch der wahre Sieg wird erst dann errungen, wenn solche Aktionen irgendwann überflüssig werden. Bis dahin bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterzumachen – mit Zange und Müllsack in der Hand und dem festen Willen, unseren Planeten zu schützen.
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