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Der Untergang eines Bootes mit Migranten, die versuchten, nach Großbritannien zu gelangen, am Mittwoch vor der Küste von Calais forderte nach Angaben des Innenministeriums mindestens 27 Todesopfer. London und Paris einigten sich darauf, ihre Bemühungen gegen diese tödliche Überfahrten zu verstärken.

Es ist eine schreckliche Tragödie. Der Tod von 27 Migranten am Mittwoch, 24. November, beim Untergang ihres Bootes im Ärmelkanal löste eine Schockwelle in London und Paris aus, die sich nach wochenlangen Spannungen auf die „Dringlichkeit“ einigten, den Kampf gegen die Schleuserkriminalität zu intensivieren.

Staatschef Emmanuel Macron hatte zunächst eine Zahl von 31 Toten bekannt gegeben, die jedoch vom Innenministerium nach unten korrigiert wurde. Unter den Opfern waren 17 Männer, von denen zwei im Krankenhaus verstarben, sieben Frauen und „drei Jugendliche“, deren genaues Alter noch nicht bekannt ist, wie die Staatsanwältin von Lille, Carole Étienne, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärte. Zwei „offenbar somalische und irakische“ Überlebende befinden sich im Krankenhaus und sollten in Kürze angehört werden können, sagte sie.

„Frankreich wird nicht zulassen, dass der Ärmelkanal zu einem Friedhof wird“, reagierte Emmanuel Macron und forderte „eine Dringlichkeitssitzung der europäischen Minister“. Er versprach, dass alles getan werde, um die Verantwortlichen für den Schiffbruch vor Calais, den Premierminister Jean Castex als „Tragödie“ bezeichnete, zu finden und zu verurteilen.

Der britische Premierminister Boris Johnson sagte auf Sky News, er wolle usammen mit Frankreich mehr tun, um illegale Überfahrten zu verhindern, wir sind: „Schockiert, empört und zutiefst betrübt“.

Bei einem Gespräch am Abend betonten Boris Johnson und Emmanuel Macron „die Dringlichkeit, die gemeinsamen Anstrengungen zu verstärken, um diese tödlichen Überfahrten zu verhindern“, so ein Sprecher von Downing Street. Sie betonten auch „die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit den belgischen und niederländischen Nachbarn sowie mit den Partnern auf dem Kontinent“.

Das von Behörden und Verbänden schon vorher befürchtete Drama vom Mittwoch ist bei weitem das tödlichste, seit die Zahl der Migranten, die den Ärmelkanal per Boot überqueren wollen in die Höhe geschnellt ist, seit 2018 der Hafen von Calais und der Eurotunnel zunehmend abgeriegelt wurden.

Die Rettungsschiffe, die die Opfer zurückbrachten, legten am Abend im Hafen von Calais an, wo ein Hangar für die Aufnahme der Leichen bereit gestellt wurde. Die sterblichen Überreste sollen zur Autopsie in das gerichtsmedizinische Institut in Lille gebracht werden, wie die Staatsanwältin Carole Étienne gegenüber der AFP erklärte.

Die interregionale Sondergerichtsbarkeit (JIRS) in Lille wurde mit den Ermittlungen betraut, die wegen „Beihilfe zur illegalen Einreise und zum illegalen Aufenthalt in organisierter Form“, „fahrlässiger Tötung und Körperverletzung“ und „krimineller Vereinigung“ eingeleitet wurden.

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Laut Gérald Darmanin wurden vier Schleuser festgenommen, die im Verdacht stehen, mit der Tragödie in Verbindung zu stehen.

Die Tragödie ereignete sich auf einem „Long Boat“, einem instabilen aufblasbaren Boot mit weichem Boden, wie es seit dem Sommer vermehrt von Schleppern benutzt wird. „Wir haben sechs treibende Körper geborgen“, berichtete Charles Devos, der Kapitän des Schnellboots Notre-Dame du Risban der Seenotrettung von Calais, und beschrieb „ein Schlauchboot, aus dem die Luft regelrecht herausgelassen wurde“.

Etwa 50 Personen versammelten sich am Abend mit Kerzen in der Nähe des Hafens. „Darmanin Mörder du hast Blut an den Händen“, skandierten sie unter anderem.

Der Ärmelkanal „verwandelt sich in einen Friedhof unter freiem Himmel“, meinte Pierre Roques von der Auberge des Migrants, einer lokalen Hilfsorganisation.

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) zeigte sich „schockiert und erschüttert“ und meinte, dass „nur durch koordinierte und solidarische Anstrengungen (…) weitere Tragödien verhindert werden können“.

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