Es reicht eine Nacht, ein plötzlicher Temperatursturz – und das Land steht still. Am Wochenende des 22. und 23. November hat ein kurzes, aber heftiges Winterintermezzo Frankreich ins Schleudern gebracht. Schnee, Glätte, Unfälle: Vor allem der Norden, die Île-de-France und das Massif Central waren betroffen. Mitten im Berufsverkehr, auf Flughäfen, selbst auf Landstraßen – der Wintereinbruch hinterließ überall seine Spuren.
In der Region Orne verlor ein Autofahrer auf dem Heimweg die Kontrolle über sein Fahrzeug und landete im Graben. „Ich habe das Lenkrad gedreht, aber das Auto rutschte einfach weg“, beschreibt er seine Schrecksekunde. Zum Glück war Hilfe schnell zur Stelle – die Gendarmerie befreite ihn aus der misslichen Lage.
Doch nicht überall ging es so glimpflich aus.
Im Département Oise, genauer gesagt in Cambronne-lès-Clermont, krachten kurz nach Mitternacht zwei Fahrzeuge frontal ineinander. Vier Menschen wurden verletzt, darunter zwei Kinder. Auch am vielbefahrenen Autobahnteilstück von Saint-Arnoult waren die Gendarmen im Dauereinsatz. Prävention, Streckensicherung – und immer wieder Unfälle. Ein Fahrer verlor auf spiegelglatter Straße die Kontrolle, prallte in ein anderes Auto. Der Winter kennt keine Gnade, schon gar nicht auf schneebedecktem Asphalt.
Roissy und Orly, die beiden großen Flughäfen bei Paris, waren ebenfalls betroffen. Verspätungen, gesperrte Startbahnen, genervte Reisende – der Wetterdienst hatte gewarnt, doch der Schnee kam schneller als gedacht. Flugzeuge mussten enteist, Passagiere vertröstet werden. Die Winterdienstfahrzeuge rotierten im Minutentakt.
Doch der Schnee zeigte auch seine andere Seite – jene, die Kinderherzen höherschlagen lässt.
In Mantes-la-Jolie, einer Stadt in den Yvelines, wurde die weiße Pracht zur Bühne für ein kleines Wintermärchen. Kinder, Polizei, Schneebälle – eine improvisierte Schneeballschlacht mitten in der Stadt. Die Beamten ließen sich nicht zweimal bitten. Lachen, Rennen, Werfen – mitten im Schneetreiben verlor der Winter für einen Moment seine Härte.
Und dann – war alles wieder vorbei.
Am frühen Sonntagmorgen war der Spuk vorüber. Die Temperaturen stiegen leicht, der Schnee schmolz, als wäre nichts gewesen. Was blieb, waren die Erinnerungen: an gefährliche Fahrten, an rutschige Straßen, an jene kurze Magie, wenn Schnee Städte verzaubert.
Aber auch an die Frage: Sind wir wirklich vorbereitet?
Denn so harmlos dieser Kälteeinbruch auf den ersten Blick auch wirken mag – die Verletzten, die blockierten Verkehrswege, die Hektik auf den Flughäfen zeigen: Selbst ein kurzer Wetterumschwung kann das System ins Wanken bringen. Und das, obwohl die Winterdienste bereitstehen, obwohl die Technik fortgeschritten ist.
Vielleicht liegt die Herausforderung nicht nur im Wetter selbst, sondern im Zusammenspiel aus Infrastruktur, Mensch und Maschine.
Ein bisschen Schnee – und schon kommt alles ins Rutschen.
Autor: C. Hatty
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