Ein tragischer Vorfall hat Marseille erschüttert: Ein Busfahrer wurde am Abend des 23. Januar brutal mit einem Baseballschläger angegriffen, nachdem er einen Fahrgast höflich gebeten hatte, nicht im Bus zu rauchen. Die Tat wirft Fragen zur Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr und zum Schutz des Personals auf – und hat zu einer sofortigen Reaktion der Verkehrsbetriebe geführt.
Ein Angriff, der sprachlos macht
Der Vorfall ereignete sich gegen 19 Uhr am Endpunkt der Linie 91 am Les Caillols Hôpital. Laut ersten Berichten rauchte der mutmaßliche Täter im Bus, was der Fahrer nicht unbeachtet lassen wollte. Er forderte den Mann mehrfach auf, die Zigarette auszumachen. Doch anstatt der Bitte nachzukommen, griff der Fahrgast den Fahrer mit einem Baseballschläger an und schlug ihm mehrfach auf den Kopf.
Das Opfer erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und musste umgehend vom Rettungsdienst versorgt werden. „Der Angriff war brutal und völlig unverhältnismäßig“, sagte Nicolas Ruiz, Generalsekretär der Gewerkschaft FO der RTM (Régie des Transports Métropolitains). Der Täter floh nach der Tat und ist bislang nicht identifiziert.
Reaktionen: Solidarität und Konsequenzen
Die Reaktion der Belegschaft ließ nicht lange auf sich warten. Noch am selben Abend legten die Bus- und Straßenbahnfahrer der RTM ihre Arbeit nieder – ein Ausdruck des Entsetzens und der Angst um die eigene Sicherheit. Der gesamte Nahverkehr in Marseille kam zeitweise zum Erliegen. Am Freitagmorgen wurde der Betrieb wieder aufgenommen, doch die Diskussion um die Sicherheit der Beschäftigten ist in vollem Gange.
Catherine Pila, Präsidentin der RTM, zeigte sich empört: „Diese Tat ist inakzeptabel und unerträglich!“ Sie versprach, alles zu tun, um den Täter mithilfe von Überwachungskameras schnell zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen. Gleichzeitig sprach sie dem verletzten Fahrer ihr Mitgefühl und ihre Unterstützung aus.
Ein wiederkehrendes Problem?
Dieser Vorfall ist leider kein Einzelfall. Immer wieder berichten Beschäftigte im öffentlichen Nahverkehr von Übergriffen, Beleidigungen oder Bedrohungen. Der aktuelle Fall in Marseille zeigt jedoch eine neue Dimension der Gewalt. „Wie soll man unter solchen Umständen seiner Arbeit nachgehen?“, fragen sich viele Mitarbeiter. Der Schutz des Personals wird zunehmend zu einem zentralen Thema für Verkehrsbetriebe und die Politik.
Maßnahmen zur Sicherheit: Genug getan?
Die RTM hat bereits diverse Sicherheitsmaßnahmen eingeführt, darunter Videoüberwachung in Bussen und Bahnen sowie die Präsenz von Sicherheitspersonal. Doch reicht das aus? Gewerkschaften fordern zusätzliche Maßnahmen, wie etwa verstärkte Kontrollen durch Sicherheitskräfte an kritischen Haltestellen, Notfallalarmsysteme für Fahrer und härtere Strafen für Angriffe auf öffentliches Personal.
Ein weiterer Vorschlag: Kampagnen zur Sensibilisierung der Fahrgäste für respektvolles Verhalten könnten helfen, das Klima im Nahverkehr zu verbessern. Denn Gewalt gegen Busfahrer oder andere Angestellte ist nicht nur ein Problem der Infrastruktur, sondern auch ein gesellschaftliches.
Wohin führt der Weg?
Der Angriff von Marseille ist ein trauriges Beispiel dafür, wie schnell ein harmloser Konflikt eskalieren kann. Er mahnt zur Reflexion über den Zustand unserer Gesellschaft und den Umgang miteinander. Ist es nicht an der Zeit, öffentliches Personal besser zu schützen und Angriffe wie diesen konsequent zu ahnden?
Die RTM hat eine Anzeige erstattet und verspricht, den Fall lückenlos aufzuklären. Doch für den verletzten Fahrer, seine Familie und seine Kollegen bleibt die Frage: Wann werden solche Vorfälle endlich der Vergangenheit angehören?
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