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Ein weiterer Meilenstein für den Schutz der Meeresbewohner: Der Conseil d’État, das höchste Verwaltungsgericht Frankreichs, hat die Notwendigkeit eines vierwöchigen Fischereiverbots im Golf von Biskaya bestätigt. Die Entscheidung soll insbesondere dem Delfinbestand zugutekommen, der durch Beifang massiv gefährdet ist. Doch was steckt genau dahinter, und warum ist dieser Schutz so dringlich?


Die Entscheidung des Conseil d’État im Überblick

Am 30. Dezember bestätigte der Conseil d’État, dass das Fischereiverbot im Winter 2025, zwischen dem 22. Januar und dem 20. Februar, notwendig sei. Es handle sich um eine entscheidende Maßnahme, um den Erhaltungszustand von drei gefährdeten Arten zu sichern: dem Gemeinen Delfin, dem Großen Tümmler und dem Schweinswal. Bereits im März 2023 hatte das Gericht die französische Regierung angewiesen, wirksamere Maßnahmen gegen den Beifang dieser Meeressäuger zu ergreifen.

Eine wichtige Ergänzung des aktuellen Urteils betrifft die sogenannten „pelagischen Schleppnetze“. Diese Netze, die bisher nicht verboten waren, wurden nun in die Liste der unerlaubten Fanggeräte aufgenommen – eine klare Reaktion auf wissenschaftliche Beobachtungen und anhaltenden Druck durch Umweltverbände.


Warum gerade der Golf von Biskaya?

Der Golf von Biskaya, ein artenreiches Meeresgebiet, ist nicht nur ein bedeutendes Fanggebiet für Fischer, sondern auch Heimat vieler Meeressäuger. Besonders in den Wintermonaten ziehen Gemeine Delfine und andere Arten durch diese Gewässer. Doch genau hier liegt das Problem: Viele Delfine sterben als Beifang in den Netzen der Fischer.

Die Zahlen sind erschreckend. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass jedes Jahr Tausende Delfine verenden, gefangen in Netzen, die eigentlich für andere Fischarten ausgelegt sind. Vor allem größere Boote mit hochspezialisierten Fangtechniken wie Grundschleppnetzen oder pelagischen Netzen tragen zur hohen Beifangquote bei.


Wirkung des Fischereiverbots

Die vierwöchige Schließung der Fischerei in den Jahren 2024 und 2025 zeigt bereits erste Erfolge. Laut dem Conseil d’État sank die Sterberate von Delfinen in den Wintermonaten deutlich – ein hoffnungsvolles Zeichen.

Doch reicht ein Monat wirklich aus, um langfristigen Schutz zu gewährleisten? Kritiker argumentieren, dass ein längerer Zeitraum nötig wäre, um die Populationen nachhaltig zu stabilisieren. Dennoch halten die Richter die vier Wochen für „ausreichend“ und „angepasst“, auch wenn Umweltschutzorganisationen wie Sea Shepherd und France Nature Environnement weitere Einschränkungen fordern.


Eine Balance zwischen Umweltschutz und Fischerei

Die Maßnahmen betreffen ausschließlich Schiffe über acht Meter Länge, was kleinere Fischerboote ausnimmt. Dies wurde bewusst so entschieden, um die wirtschaftlichen Auswirkungen auf lokale Fischereibetriebe zu minimieren. Trotzdem bleibt die Frage: Können wirtschaftliche Interessen mit dem dringenden Schutz von Arten vereinbart werden?

Es gibt Stimmen, die sagen, dass nachhaltige Fischerei keine Option, sondern eine Verpflichtung ist. Doch wie weit darf man gehen, um das Gleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie zu wahren? Die Einführung moderner Technologien, wie akustische Abschrecksysteme, könnte ein Mittelweg sein. Sie vertreiben Delfine von den Netzen, ohne die Fischerei völlig zu unterbinden.


Ein europäisches Problem mit globaler Relevanz

Die Entscheidung der französischen Gerichte steht nicht isoliert. Die Europäische Kommission hat ebenfalls ein Verbot für 2025 erlassen, das auch ausländische Schiffe betrifft. Damit sendet die EU ein klares Signal: Artenschutz endet nicht an nationalen Grenzen.

Doch wie sieht es in anderen Meeresregionen aus? Wenn wir den Blick weiter schweifen lassen, wird klar, dass Beifang ein globales Problem ist – von den Küsten Afrikas bis in den Pazifik. Maßnahmen wie jene im Golf von Biskaya könnten also als Blaupause dienen.


Was können wir tun?

Der Schutz der Delfine geht uns alle an. Von bewussterem Konsum von Fischprodukten bis hin zur Unterstützung von Umweltorganisationen gibt es viele Möglichkeiten, aktiv zu werden. Letztendlich zeigt uns die Entscheidung des Conseil d’État, dass Veränderung möglich ist, wenn Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zusammenarbeiten.

Und jetzt mal ehrlich: Wäre es nicht ein trauriger Verlust, wenn wir das fröhliche Spiel der Delfine eines Tages nur noch aus alten Dokumentarfilmen kennen würden?


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