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Vor drei Jahren waren Oktopusse an den Küsten der Bretagne eine regelrechte Plage, und Fischer hatten freie Hand, um ihre Vermehrung einzudämmen. Doch heute sind sie so selten geworden, dass ihre Fischerei den ganzen Sommer über im südlichen Finistère verboten ist.

Ein unerwarteter Wandel

Am Mittwoch, dem 17. Juli, zeigte sich das Wetter von seiner launischen Seite – kein ideales Szenario für die Oktopus-Fischerei, die ruhiges Wasser braucht. Trotzdem fanden sich die Tiere in den Fangnetzen der Fischer. „Seit zwei, drei Jahren machen wir das mindestens vier oder fünf Monate im Jahr problemlos“, erzählt Mathis Prono, ein Fischer aus Quiberon (Morbihan). Diese Oktopusse landen allerdings nicht auf bretonischen Tellern. Ihr Ziel sind Spanien und Italien, wo die Nachfrage stetig hoch ist und die Preise bei etwa 10 Euro pro Kilo liegen.

Oktopusse: Von der Bedrohung zur geschützten Art

Noch vor wenigen Jahren waren Oktopusse in der Bretagne praktisch unbekannt. Heute sind sie ein fester Bestandteil der maritimen Landschaft. Doch die Fangmengen sind rückläufig. Seit dem 1. Juli gilt im Finistère ein dreimonatiges Fangverbot. Einige Fischer sind gegen diese Maßnahme, da Oktopusse eine Bedrohung für heimische Hummer, Jakobsmuscheln und Fische darstellen. Der Fischereiausschuss orientiert sich an spanischen Vorgehensweisen, wo temporäre Fangverbote zu nachhaltigerer Fischerei führten.

Ein zweischneidiges Schwert

Warum dieses auf und ab? Die Antwort ist simpel und komplex zugleich. Oktopusse haben sich in den letzten Jahren rasant vermehrt und begannen, das Gleichgewicht des marinen Ökosystems zu stören. Sie vernichteten die heimischen Hummer und Jakobsmuscheln, was nicht nur die Bestände dieser Arten, sondern auch die wirtschaftliche Existenz vieler Fischer bedrohte. Doch was geschieht jetzt, wo der Oktopus selbst zu einer seltenen Spezies geworden ist?

Ein Balanceakt

Das vorübergehende Fangverbot zielt darauf ab, die Oktopusbestände zu stabilisieren und gleichzeitig das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen. Es ist ein Balanceakt zwischen Schutz und Nutzung, was auch den nachhaltigen Ansatz der spanischen Fischerei widerspiegelt. Dort haben solche Maßnahmen bereits Erfolge gezeigt, indem sie die Bestände geschont und gleichzeitig die Fischerei langfristig gesichert haben.

Die Sicht der Fischer

Die Fischer selbst sind in ihrer Meinung gespalten. Während einige das Verbot als notwendig erachten, um die Oktopuspopulation zu schützen, sehen andere ihre Existenz bedroht. Für viele ist der Oktopus ein wichtiger Teil ihres Einkommens, besonders in den Sommermonaten, wenn die Touristenströme zusätzliche Nachfrage generieren. „Wir verstehen die Notwendigkeit des Schutzes, aber es trifft uns hart,“ meint ein Fischer.

Ein Blick nach vorn

Die Zukunft der Oktopus-Fischerei in der Bretagne hängt von einer sorgfältigen Balance zwischen Schutzmaßnahmen und wirtschaftlichen Interessen ab. Wird der spanische Ansatz auch hier langfristig Erfolg haben? Nur die Zeit wird es zeigen. Fest steht, dass ohne nachhaltige Maßnahmen die Oktopusbestände weiter schrumpfen könnten – was weder den Fischern noch dem Ökosystem zugutekommt.

Oktopusse haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie Überlebenskünstler sind. Doch auch diese faszinierenden Kreaturen sind nicht unverwundbar. Ihre Geschichte in der Bretagne ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie schnell sich ökologische und wirtschaftliche Realitäten ändern können und wie wichtig es ist, darauf flexibel zu reagieren.

Ein Sprichwort besagt: „Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung.“ Vielleicht sollten wir uns das auch für die Fischerei zu Herzen nehmen. Denn nur durch Anpassung und nachhaltige Praktiken können wir sicherstellen, dass sowohl der Oktopus als auch die Fischer eine Zukunft haben.

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