Tag & Nacht

Am Freitag, den 27. September, wurden mehrere Gemeinden im Département Seine-et-Marne nach heftigen Regenfällen überflutet. Innerhalb weniger Minuten verwandelten sich die Straßen einiger Dörfer in reißende Bäche. Was nach einem normalen Regentag aussah, entwickelte sich plötzlich zu einer Katastrophe – die Anwohner sind ratlos und erschöpft.

Schilderungen vor Ort lassen die Tragweite dieser Überschwemmungen erahnen. In einem der betroffenen Dörfer, wo das Wasser die Straßen überschwemmte, sieht die Lage aus wie in einem Katastrophenfilm. Eine örtliche Apothekerin, Anne-Sophie Rousseau, hatte sich bereits auf das Schlimmste vorbereitet: „Wir haben alles Mögliche getan, um uns zu schützen – Sandsäcke waren unsere letzte Rettung, als das Wasser bis an die Tür kam“, erklärt sie.

Dreimal dieses Jahr – und es ist noch nicht vorbei

Unglaublich, aber wahr: 2024 ist noch nicht einmal vorüber, und für einige Orte in der Region ist dies bereits die dritte schwere Überschwemmung in diesem Jahr. Besonders betroffen ist das Dorf Pommeuse, wo Nicolas Pointeau, ein langjähriger Bewohner, schon die Nase voll hat. „Wie soll man in einem Dorf wohnen, in dem man alle zwei Monate die Füße im Wasser hat?“, fragt er sarkastisch, während er die Wassermassen in seiner Einfahrt beobachtet.

Seine Frustration ist spürbar. Er denkt ernsthaft darüber nach, seine Sachen zu packen und anderswohin zu ziehen. Doch woher kommt diese Häufung von Überschwemmungen? Das Problem ist nicht nur der Regen – es sind die Böden. Der Bürgermeister erklärt, dass die Erde das Wasser nicht mehr aufnehmen kann, weil sie bereits völlig durchnässt ist. Da hilft dann auch kein Kanalsystem mehr, wenn die Natur so oft die Oberhand gewinnt.

Kampf gegen das Wasser – Die Hilflosigkeit der Bewohner

Ein kurzer Blick auf die Straßen zeigt das ganze Ausmaß der Zerstörung. Autos, die versuchen, sich ihren Weg durch das Wasser zu bahnen. Fußgänger, die besorgt über den nächsten Schritt nachdenken – jeder von ihnen spürt die Auswirkungen des Wetters. Die Geschäfte, die wie die Apotheke von Anne-Sophie, bereits vorsorglich Sandsäcke aufgestapelt haben, werden dennoch nicht verschont.

Es sind Momente wie diese, die Menschen verzweifeln lassen. Wer würde nicht nach einer Lösung suchen? Die Bewohner sind erschöpft – emotional und körperlich. Und dabei hatten sie noch Glück: Bislang wurden keine ernsthaften Verletzungen oder Todesfälle gemeldet. Doch der materielle Schaden ist gravierend.

Klimawandel oder Zufall? – Was steckt hinter den extremen Wetterlagen?

Es stellt sich die Frage: Warum sind solche Überschwemmungen in der Region plötzlich so häufig? Experten warnen schon lange davor, dass der Klimawandel zu extremen Wetterlagen führen kann – und das weltweit. Heftige Regenfälle, steigende Temperaturen und unvorhersehbare Wetterphänomene sind längst keine seltenen Ereignisse mehr. Die Konsequenzen? Sie sind überall zu spüren – auch in Regionen wie Seine-et-Marne, die normalerweise nicht für solch dramatische Naturereignisse bekannt sind.

Die Böden können das viele Wasser einfach nicht mehr aufnehmen. Das Kanalsystem ist oft überfordert. Eine Zeit lang scheint alles gut zu gehen – und plötzlich bricht das Chaos herein. „Wenn das so weitergeht, sehe ich keine Zukunft für mich hier“, sagt Nicolas Pointeau abschließend, während er erneut besorgt auf seine überschwemmte Einfahrt blickt.

Doch was soll man tun? Wegziehen scheint für viele keine Option. Die Heimat ist eben mehr als nur ein Ort – es sind die Menschen, die Erinnerungen, die Gemeinschaft.

Die Politik steht unter Druck

Die Verantwortlichen vor Ort wissen um die Dringlichkeit der Situation. Immerhin geht es hier nicht nur um gelegentliche Unannehmlichkeiten – die wiederholten Überschwemmungen gefährden Leben und zerstören Existenzen. Doch was können Bürgermeister und lokale Behörden tun, wenn ihnen selbst oft die Hände gebunden sind?

Es ist nicht so, dass die Gemeinden untätig wären. Es gibt Pläne, die Wasserspeicher- und Drainagesysteme zu verbessern, aber diese Maßnahmen benötigen Zeit – und Geld. Für viele Betroffene ist das Warten eine zusätzliche Belastung, denn sie wissen: Der nächste Regen kommt bestimmt. Und mit ihm das nächste Desaster?

Eine langfristige Lösung ist gefragt. Doch während politische Debatten weitergehen, bleibt den Anwohnern nichts anderes übrig, als jedes Mal aufs Neue zu improvisieren.

Können wir uns überhaupt schützen?

Was bleibt den Menschen also? Vor allem Resilienz. Die Fähigkeit, mit dem Unerwarteten umzugehen und sich irgendwie über Wasser zu halten – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch es ist auch eine Frage der Prioritäten: Muss man wirklich an einem Ort bleiben, der regelmäßig von Naturkatastrophen heimgesucht wird?

Die Ereignisse in Seine-et-Marne sind ein Weckruf. Nicht nur für die Politik, sondern für uns alle.


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