Die Ukraine hat den USA ein bemerkenswertes Angebot gemacht: Zugang zu ihren seltenen Erden und anderen wertvollen Mineralien – im Gegenzug für fortgesetzte amerikanische Militärhilfe. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte diesen Plan bereits im vergangenen Herbst vorgestellt. Nun nimmt das Vorhaben konkrete Formen an.
Doch was bedeutet das genau? Welche Chancen und Risiken birgt diese Vereinbarung? Und wie könnte ein solcher Deal die geopolitische Lage beeinflussen?
Warum sind seltene Erden so begehrt?
Seltene Erden sind 17 chemische Elemente, die für zahlreiche Technologien unverzichtbar sind – von Smartphones über Windkraftanlagen bis hin zu Raketen- und Verteidigungssystemen. Die Weltwirtschaft hängt in hohem Maße von ihnen ab.
China ist derzeit der mit Abstand größte Produzent dieser Rohstoffe. Rund 70 Prozent der weltweiten Produktion stammen von dort. Das macht westliche Länder abhängig – eine Situation, die seit Jahren für Unruhe sorgt. Die USA und Europa versuchen deshalb verstärkt, alternative Quellen zu erschließen.
Genau hier kommt die Ukraine ins Spiel. Das Land verfügt über große, bislang weitgehend ungenutzte Vorkommen an seltenen Erden, aber auch an anderen strategisch wichtigen Rohstoffen wie Lithium, Titan und Uran.
Die geopolitische Dimension des Deals
Für die Ukraine geht es bei diesem Angebot um weit mehr als wirtschaftliche Interessen. Seit der russischen Invasion ist das Land massiv auf westliche Militärhilfe angewiesen. Sollte diese ausbleiben oder reduziert werden, könnte das für Kiew katastrophale Folgen haben.
Die Angst ist groß, dass ein möglicher Regierungswechsel in den USA die Unterstützung schwächt. Donald Trump, der bei der kommenden Wahl als Kandidat antritt, hat bereits mehrfach angedeutet, dass er die Ukraine-Hilfe überdenken würde. Daher ist das Angebot der seltenen Erden auch eine strategische Absicherung für Kiew.
Doch auch für die USA wäre ein solcher Deal von großem Interesse. Neben der militärischen Komponente könnte Washington dadurch seine Abhängigkeit von chinesischen Rohstofflieferungen verringern.
Herausforderungen und Risiken
Trotz der theoretischen Vorteile gibt es erhebliche Herausforderungen.
- Die unsichere Lage in der Ukraine
Ein großer Teil der ukrainischen Mineralvorkommen liegt in oder nahe an umkämpften Gebieten. Rund 40 Prozent der metallischen Rohstoffe befinden sich in Regionen, die derzeit unter russischer Kontrolle stehen. Das macht eine Erschließung schwierig, wenn nicht gar unmöglich. - Fehlende Infrastruktur und Daten
Die Ukraine hat bislang nur begrenzte geologische Daten über ihre Vorkommen. Viele Lagerstätten sind kaum erschlossen, und es fehlen detaillierte Studien über ihre wirtschaftliche Rentabilität. Ohne genaue Informationen wird es schwer, Investoren zu gewinnen. - Rechtliche und wirtschaftliche Unsicherheiten
Ein solches Geschäft würde umfangreiche gesetzliche Regelungen und wirtschaftliche Vereinbarungen erfordern. Welche Sicherheitsgarantien könnten amerikanische Unternehmen bekommen? Wie wäre der Abbau finanziert? Diese Fragen sind noch völlig offen. - Internationale Reaktionen
Ein Deal zwischen den USA und der Ukraine könnte geopolitisch heikel werden. China dürfte es kaum begrüßen, wenn ein neuer Konkurrent auf den Markt für seltene Erden drängt. Auch Russland könnte eine solche Entwicklung als Provokation werten.
Wie könnte es weitergehen?
Die Details eines möglichen Abkommens müssen erst noch in Verhandlungen zwischen den USA und der Ukraine geklärt werden. Offizielle Gespräche auf höchster Ebene dürften folgen. Auch die Frage der Finanzierung und der konkreten Umsetzung steht noch aus.
Sollte das Geschäft zustande kommen, könnte es weitreichende Konsequenzen haben. Die Ukraine würde ihre wirtschaftliche Bedeutung für den Westen erheblich steigern und sich damit auch langfristig die Unterstützung sichern. Für die USA wäre es eine Gelegenheit, ihre Rohstoffabhängigkeit von China zu reduzieren.
Doch die Risiken sind nicht zu unterschätzen – von der unsicheren Sicherheitslage bis hin zu geopolitischen Spannungen. Ob sich dieses ambitionierte Projekt verwirklichen lässt, bleibt abzuwarten.
Von C. Hatty
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