Tag & Nacht

Nach den Enthüllungen des internationalen Journalistenkonsortiums Forbidden Stories und Amnesty International wurden etwa tausend Franzosen über eine Software namens Pegasus, entwickelt von einer israelischen Firma, ausspioniert. Dies bestärkt einen schon lange bestehenden Verdacht gegen das Unternehmen.

Sie sind Aktivisten, politische Persönlichkeiten, Journalisten oder auch Regimegegner. Ihre Telefone wurden mit Hilfe der israelischen Software Pegasus im Auftrag von einem Dutzend Regierungen ausspioniert. Einmal in ein Telefon eingefügt, kann diese Software Kontakte, Fotos, Nachrichten, aber auch die Anrufe des Besitzers ausspähen. Auch mehr als tausend Franzosen sind laut Franceinfo, das die Affäre zusammen mit sechzehn anderen Nachrichtenorganisationen aufdeckte, betroffen.

Die Organisationen Forbidden Stories, zu der mehrere französische Medien gehören, und Amnesty International hatten Zugang zu einer Liste aus dem Jahr 2016, in der 50.000 Telefonnummern aufgeführt sind, die für eine mögliche Überwachung ausgewählt wurden.

Le Parisien erklärt, dass die Liste auch den Namen der mexikanischen Journalistin, Cecili Pineda Birto, enthält, die einige Wochen, nachdem sie auf der Liste stand, erschossen wurde. Die Tageszeitung fügt hinzu, dass in Frankreich zwei Journalisten von Médiapart gelistet sind.

Weitere Namen sollen in Kürze bekannt gegeben werden
Auslandskorrespondenten mehrerer großer Medien, darunter das Wall Street Journal, CNN, France 24, Mediapart, El Pais oder AFP, sind ebenfalls dabei. Weitere Namen auf der Liste – darunter ein Staatsoberhaupt und zwei europäische Regierungschefs – werden in den kommenden Tagen bekannt gegeben.

Laut Le Monde sagt die israelische Firma NSO, die die Software vertreibt, dass es sich um ein Werkzeug handelt, das „ausschließlich für den Kampf gegen den Terrorismus und das organisierte Verbrechen“ gedacht ist. Aber laut einer Analyse von Daten, die von Journalisten konsultiert wurden, „machen Terrorismus und organisierte Kriminalität für einen großen Teil der NSO-Kunden nur einen winzigen Teil ihrer Nutzung aus“.

Die NSO Group wurde regelmäßig beschuldigt, autoritären Regimen in die Hände zu spielen, hat aber immer behauptet, dass ihre Software nur zur Beschaffung von Informationen gegen kriminelle oder terroristische Netzwerke eingesetzt wurde.

Analyse von 37 Telefonen
Die Journalisten von „Project Pegasus“ stellten 67 Telefone von den 55.000 Nummern auf der Liste sicher und unterzogen sie einer technischen Untersuchung in einem Labor von Amnesty International. Es konnte bestätigt werden, dass 37 dieser Telefone mit der Software infiziert waren oder es spuren gab, die zeigen, dass man versucht hatte die Software aufzuspielen.

„Es gibt eine starke zeitliche Korrelation zwischen dem Zeitpunkt, an dem die Nummern auf der Liste auftauchten und dem Zeitpunkt, an dem sie unter Überwachung gestellt wurden“, so die Washington Post. Diese Analyse folgt auf eine Studie des Citizen Lab der Universität Toronto aus dem Jahr 2020, die das Vorhandensein von Pegasus-Software in den Telefonen von Dutzenden von Mitarbeitern des Senders Al-Jazeera bestätigte. WhatsApp hatte 2019 auch eingeräumt, dass einige seiner Nutzer in Indien mit Hilfe der Software ausspioniert worden waren.

„Falsche Anschuldigungen“
Die NSO Group hat, wie immer, „die falschen Anschuldigungen, die in der Untersuchung gemacht wurden, entschieden zurückgewiesen“. Die Untersuchung sei „voller falscher Annahmen und unbegründeter Theorien, die Quellen haben Informationen geliefert, die keine faktische Grundlage haben“, schrieb die Firma auf ihrer Website und kündigte an, sie erwäge, eine Verleumdungsklage einzureichen.


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