Wer nächstes Jahr in Frankreich in ein Flugzeug steigt, muss womöglich tiefer in die Tasche greifen. Der französische Verkehrsminister François Durovray kündigte am 28. Oktober in einem Interview mit der Zeitung La Tribune eine deutliche Erhöhung der sogenannten Solidaritätsabgabe auf Flugtickets an. Mit diesem Schritt möchte die Regierung rund eine Milliarde Euro an zusätzlichen Einnahmen generieren, um den Staatshaushalt zu entlasten.
Deutliche Preisaufschläge für Langstrecken und Business-Class
Die neue Steuerstruktur sieht gestaffelte Aufschläge je nach Reiseziel und Buchungsklasse vor. Laut dem Plan würde für Europaflüge in der Economy-Class eine zusätzliche Abgabe von 9,50 Euro fällig – für einen Business-Class-Flug nach New York wären es sogar satte 120 Euro.
Zum Vergleich: Bisher beträgt die Steuer für Flüge in der Economy-Class innerhalb Frankreichs und der EU lediglich 2,63 Euro. Für Reisen in der Business- oder First-Class steigt sie auf 20,27 Euro an. Für weiter entfernte Destinationen beläuft sich die Steuer momentan auf 7,51 Euro in der Economy- und 63,07 Euro in der Business- oder First-Class.
Das neue Modell sieht hingegen folgende Erhöhungen vor:
- Kurzstrecken (innerhalb Europas): 9,50 Euro für Economy, 30 Euro für Business/First.
- Mittelstrecken (zwischen 1.000 und 5.000 km): 15 Euro für Economy, 80 Euro für Business/First.
- Langstrecken (über 5.000 km): 40 Euro für Economy, 120 Euro für Business/First.
Eine Besonderheit gibt es für die französischen Überseegebiete: Sie fallen, unabhängig von der Entfernung, unter den Tarif für europäische Destinationen und sollen so von den hohen Langstreckenzuschlägen ausgenommen werden.
Widerstand aus der Luftfahrtbranche
Die Reaktion aus der Luftfahrtbranche ließ nicht lange auf sich warten – die Unternehmen und Verbände sind „entsetzt“. Der französische Verband der Luft- und Raumfahrtindustrie (GIFAS) befürchtet, dass diese Erhöhung die Attraktivität Frankreichs als Reiseziel beeinträchtigen könnte. Zudem sehen sie die Pläne als potenzielle Bedrohung für die ambitionierte Reindustrialisierung der Luftfahrtbranche. „Sollte es zu neuen Abgaben kommen, müssen diese so gestaltet sein, dass sie unsere Innovations- und Dekarbonisierungsanstrengungen unterstützen statt behindern,“ betonte ein Sprecher des Verbandes.
Neben dem potenziellen Einbruch im Tourismus könnte die Steuer auch die Wettbewerbsfähigkeit französischer Airlines gegenüber internationalen Konkurrenten beeinträchtigen. Gerade die Bemühungen, den Flugverkehr nachhaltiger zu gestalten und innovative Technologien zu fördern, erfordern hohe Investitionen – und eine zusätzliche Steuerlast könnte diese Vorhaben deutlich erschweren.
Der Preis für den Umweltschutz?
Die Steueranpassung ist Teil der Bestrebungen der französischen Regierung, nachhaltigere und klimafreundlichere Mobilitätslösungen zu fördern. Verkehrsminister Durovray argumentiert, dass die derzeitige Preisgestaltung zwischen Bahn- und Flugpreisen für viele Passagiere nicht nachvollziehbar sei, insbesondere bei Low-Cost-Anbietern. Die Steuererhöhung solle dazu beitragen, dass Fliegen nicht mehr das günstigste Fortbewegungsmittel für kurze Distanzen ist, sondern eine bewusste Entscheidung.
Doch wird diese Maßnahme wirklich einen Beitrag zum Umweltschutz leisten – oder lediglich die Haushaltskasse füllen? Kritiker werfen der Regierung vor, dass die Einnahmen aus der Flugticketsteuer letztlich keinen direkten Effekt auf die Förderung alternativer Mobilitätsangebote hätten. Ob die zusätzlichen Mittel in den Ausbau des Schienenverkehrs oder in grüne Technologien fließen, bleibt bislang unklar.
Geschäftsjets im Visier
Neben den regulären Flügen hat die Regierung auch die Nutzung von Privatjets im Blick. Für diese Flüge könnte die Steuer bis zu 3.000 Euro betragen, wie das Änderungsdokument vorsieht. Derzeit laufen noch „letzte Gespräche“ darüber, ob und wie diese Steuer strukturiert werden soll, um insbesondere Vielflieger und Geschäftsreisende in der oberen Einkommensklasse stärker in die Verantwortung zu nehmen.
Ein riskantes Manöver
Die Steuererhöhung auf Flugtickets könnte der französischen Regierung dabei helfen, kurzfristig zusätzliche Einnahmen zu erzielen und einen Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Verkehrspolitik zu gehen. Doch es bleibt die Frage, ob dieser Schritt nicht auch langfristige Nachteile für die französische Luftfahrtindustrie und den Tourismussektor mit sich bringt.
Letzten Endes bleibt ungewiss, ob die Regierung mit diesem Schritt die Balance zwischen Umweltverantwortung und wirtschaftlichen Interessen findet – oder ob dieser Kurs einen zu hohen Preis für die Branche und die Reisenden bedeuten wird.
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