Fünf Umweltverbände, fünf mutige Stimmen – und ein Staat, der es einfach nicht kapiert. Während Bienen sterben, Böden veröden und Vögel verstummen, schaut die Regierung seelenruhig zu. Wäre sie ein Gärtner, würde man ihr längst den Spaten wegnehmen. Aber hier geht es nicht um ein Beet – hier geht es um unser aller Lebensgrundlage!
Was ist das eigentlich für ein absurder Zustand, in dem sich zivilgesellschaftliche Organisationen an Gerichte wenden müssen, um den Staat dazu zu zwingen, seinen verdammten Job zu machen? Biodiversität ist kein Hobbythema für Biologen mit Fernglas – sie ist das Rückgrat unseres Ökosystems. Und dieses Rückgrat knickt gerade ein. Unter der Last von Pestiziden, Gier, Lobbyismus und – am schlimmsten – Gleichgültigkeit.
„Carence fautive“ nennen das die Juristen. Schuldhafte Untätigkeit. Klingt fast noch zu höflich für das, was da abläuft. Die Regierung lässt zu, dass Pestizide wieder zugelassen werden, deren Wirkung kaum vollständig geprüft ist. Man weiß um die Gefahr – und gibt trotzdem grünes Licht. Oder besser gesagt: ein tödliches Rot.
Das ist kein Versäumnis. Das ist ein Verbrechen – wenn auch (noch) kein strafbares.
Die fünf Organisationen, die jetzt klagen, sind die eigentlichen Helden dieser Republik. Sie kämpfen nicht für Ideale oder Statistiken, sondern für Leben – für das Brummen, Singen, Summen, für das Flattern der Falter, das Plätschern der Bäche und das Krabbeln unter unseren Füßen. Für all das, was still und bescheiden unser Überleben sichert.
Und was macht der Staat? Der vergibt weiterhin Ausnahmeregelungen für längst verbotene Gifte, redet sich auf technische Hürden heraus oder verliert sich in halbherzigen Programmen wie „Écophyto“, die mehr PR sind als Politik.
Wie viele Warnungen braucht es noch?
Wie viele Studien, wie viele toten Bienen, wie viele Kinder, die in einer Welt aufwachsen, in der die Natur langsam zur Erinnerung wird?
Die Wahrheit ist: Wenn die Politik beim Klimaschutz versagt, stirbt die Zukunft. Wenn sie beim Artenschutz versagt, stirbt die Gegenwart. Und sie stirbt still – leise, fast unbemerkt. Ein verschwundener Schmetterling, ein leeres Vogelnest, ein stummer Sommerabend.
Diese Klage ist kein Angriff auf den Staat – sie ist seine letzte Chance. Die letzte Gelegenheit, sich nicht als Teil des Problems, sondern als Teil der Lösung zu zeigen.
Aber mal ehrlich: Trauen wir diesem Staat noch zu, das Ruder herumzureißen?
Autor: Andreas M. Brucker
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