Tag & Nacht






Frankreichs Straßen bröckeln – und das ist kein Zufall. Erst extreme Trockenheit, dann sintflutartige Regenfälle: Der Wechsel zwischen diesen Extremen setzt dem Asphalt massiv zu. Risse, Senkungen, Erdrutsche – unser Straßennetz leidet. Doch warum passiert das so häufig? Und vor allem: Was kann dagegen getan werden?

Wenn der Boden nachgibt

André Besnier, Bürgermeister von Ceton (Orne), steht fassungslos vor einer abgesackten Straße. Ganze ein Meter ist sie eingebrochen – und das auf einer vielbefahrenen Départementstraße! Schon seit einem Jahr gab es dort immer wieder Sperrungen wegen Rissen. Doch die extremen Regenfälle der letzten Monate haben alles noch schlimmer gemacht.

Kein Einzelfall: In der ganzen Republik zeigen sich die Spuren des Klimawandels. Vor allem in bergigen Regionen, aber auch in flachen Gebieten wie dem Loiretal, wo allein im Januar drei größere Erdrutsche registriert wurden.

Der Klimawandel als Straßen-Killer

Im Cantal wächst die Sorge. Dort stehen 250 Straßenabschnitte unter Beobachtung, weil der Boden nicht mehr stabil ist. In Carlat wurde ein ganzes Dorf im März von der Außenwelt abgeschnitten – ein Hangrutsch hatte die einzige Zufahrtsstraße zerstört. Bürgermeister Yves Alexandre war verzweifelt: „Wir sind in einer extrem schwierigen Lage, vor allem als kleine Gemeinde.“

Und genau hier liegt das Problem: Der Klimawandel verstärkt die bestehenden Schwachstellen. Viele Straßen sind ohnehin in schlechtem Zustand, weil es an Wartung fehlt. Experten warnen, dass die Situation sich noch weiter verschärfen könnte. Schon jetzt gelten 20 % der Nationalstraßen und 10 % der Départementstraßen als marode.

Aber was tun? Einfach immer wieder ausbessern? Oder brauchen wir einen grundlegenden Umbau unseres Verkehrsnetzes, um es klimafest zu machen?

Ein Teufelskreis aus Trockenheit und Regen

Um zu verstehen, warum Straßen vermehrt brechen, muss man sich die Mechanismen im Untergrund anschauen. Während Dürreperioden trocknet der Boden aus, schrumpft und reißt auf. Dann kommen die sintflutartigen Regenfälle – das Wasser dringt in die entstandenen Risse ein, lockert das Erdreich und macht es instabil. Das Ergebnis? Erdrutsche, Senkungen, riesige Schlaglöcher.

Besonders betroffen sind Straßen in ländlichen Gebieten, die auf lehmigen Böden gebaut wurden. Diese Böden quellen bei Nässe auf und schrumpfen bei Trockenheit – ein Albtraum für jede Asphaltdecke.

Die Kostenfrage: Wer zahlt die Schäden?

Marode Straßen sind nicht nur ein Sicherheitsrisiko, sondern auch eine finanzielle Belastung. Die Schäden summieren sich – und das in einer Zeit, in der viele Kommunen ohnehin klamme Kassen haben. Straßensanierungen kosten Millionen, und gerade kleine Gemeinden stehen vor einer Mammutaufgabe.

Ein weiteres Problem: Vielerorts wurden Straßen vor Jahrzehnten gebaut, ohne die heutigen Klimabedingungen zu berücksichtigen. Das rächt sich jetzt.

Lösungen: Brauchen wir einen anderen Straßenbau?

Kann man Straßen so bauen, dass sie den Klimawandel besser überstehen? Ja, das geht – aber es braucht neue Materialien und clevere Bauweisen.

  • Dränasphalt: Dieser spezielle Asphalt lässt Wasser schneller versickern und verhindert, dass es in Risse eindringt.
  • Verstärkte Untergründe: Stabilisierte Böden und tiefere Fundamente könnten Erdrutschen entgegenwirken.
  • Bessere Entwässerung: Mehr Gräben, mehr Versickerungsflächen – damit das Wasser gar nicht erst zu einem Problem wird.

Doch das kostet. Und hier kommt die Politik ins Spiel: Wer soll investieren? Und wie schnell kann das gehen?

Wie weiter?

Einfach nur zu flicken, was kaputtgeht – das reicht nicht mehr. Der Klimawandel verändert unsere Infrastruktur grundlegend. Ohne gezielte Investitionen und ein Umdenken im Straßenbau steuern wir auf ein wachsendes Problem zu.

Und mal ehrlich: Wer möchte schon auf einer Straße unterwegs sein, die jederzeit einbrechen könnte?

Von Andreas M. B.

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