Was passiert, wenn plötzlich der Strom weg ist – und das mitten in einer der glamourösesten Städte der Welt?
Am Samstagmorgen, dem 24. Mai 2025, herrschte in Südfrankreich für viele plötzlich Dunkelheit statt mediterranem Sonnenschein. Ein großflächiger Stromausfall legte rund 160.000 Haushalte in Cannes und den umliegenden Gemeinden lahm. Besonders brisant: Cannes war zu diesem Zeitpunkt Schauplatz des renommierten Internationalen Filmfestivals – ein Event, das normalerweise im Blitzlichtgewitter der Weltöffentlichkeit badet.
Brand und Sabotage? Die Ursachen sind brisant
Der Auslöser des Stromausfalls war ein Brand in einem Umspannwerk in Tanneron im Département Var. Der Zeitpunkt? Punkt 10 Uhr morgens. Doch dieser Brand war wohl kein Unfall. Die Gendarmerie geht inzwischen von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Die Staatsanwaltschaft in Draguignan hat bereits Ermittlungen aufgenommen. Hinzu kam der Einsturz eines Strommasts, der eine Hochspannungsleitung beschädigte – als hätte jemand gezielt die Schwachstellen der regionalen Infrastruktur ins Visier genommen.
Ein Zufall? Wohl kaum.
Krisenmanagement im Ausnahmezustand
Während die betroffenen Haushalte über Stunden ohne Strom auskommen mussten, arbeiteten die Behörden und der Stromnetzbetreiber RTE auf Hochtouren. Die genaue Dauer bis zur vollständigen Wiederherstellung blieb unklar. Klar war jedoch: Das Netz zeigte sich anfällig – und nicht zum ersten Mal. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Sicherheitslage der Energieversorgung in Südfrankreich. Wer schützt eigentlich die Umspannwerke?
Cannes im Dunkeln – und trotzdem im Rampenlicht
Ironischerweise blieb das Zentrum des Festivals, der berühmte Palais des Festivals, vom Blackout weitgehend verschont. Grund dafür war die eigene Stromversorgung des Festivalgebäudes. Die Abschlussgala kann planmäßig über die Bühne gehen. Glitzer, Stars und Kamera – alles wie gehabt.
Aber nicht überall lief’s glatt. Das Multiplex-Kino „Cineum“ etwas außerhalb des Stadtzentrums musste Filmvorführungen unterbrechen. Für die Besucher ein Ärgernis, für die Veranstalter ein logistischer Kraftakt.
Und für den Rest der Stadt? Viele saßen im Dunkeln – wortwörtlich. Kühlschränke wurden warm, Ampeln fielen aus, das öffentliche Leben wurde ausgebremst. In Supermärkten piepsten keine Scanner, in Wohnungen blieb der Herd kalt. Wer wollte da noch über Glamour reden?
Die unsichtbare Verwundbarkeit
Was dieser Vorfall offenbart, ist ein Grundproblem moderner Gesellschaften: Ihre Abhängigkeit von funktionierender Infrastruktur. Ein Feuer an einem einzigen Knotenpunkt – und schon kippt das System. Wenn zusätzlich noch Sabotage im Spiel ist, wird aus einer technischen Panne ein handfester Krisenfall. Wer steckt dahinter? Und warum?
Noch gibt es keine offiziellen Ergebnisse der Ermittlungen, doch die Spekulationen laufen heiß. Extremisten? Kriminelle? Oder schlicht ein Akt blinden Vandalismus?
Die Energiefrage – wieder im Fokus
Das Timing ist kein Zufall. Immer wieder wird in Frankreich über die Zukunft der Energieversorgung gestritten. Wann wird die Infrastruktur endlich so sicher, wie sie sein müsste?
Ein Land, das leuchtet – trotz Schatten
Trotz aller Widrigkeiten zeigte Cannes in diesen Stunden seine Widerstandskraft. Während draußen in vielen Geschäften Dunkelheit herrschte, flimmerte im Festsaal weiter die große Kinoleinwand. Symbolisch fast – wie ein trotziges „Weiter so“ gegen alle Störungen. Frankreich kann improvisieren. Frankreich bleibt stark.
Aber eines ist sicher: Dieser Stromausfall wird Nachwirkungen haben. Politisch. Technisch. Emotional.
Denn wenn die Lichter ausgehen, bleiben oft unbequeme Wahrheiten sichtbar.
Von Daniel Ivers
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