Tag & Nacht

Der Sturm Darragh hat seine Spur hinterlassen – ein Wochenende, das die Bretagne so schnell nicht vergessen wird. Obwohl die Gefahr in Nordfrankreich inzwischen gebannt ist, zeigt sich das Ausmaß der Verwüstungen am Sonntag, dem 8. Dezember, noch deutlich. Vor allem in der Bretagne, genauer gesagt im Département Ille-et-Vilaine, kämpften Menschen mit Stromausfällen, zerstörten Dächern und einer Naturgewalt, die keine Rücksicht nahm.

Leben im Dunkeln – Mit Stirnlampen durch den Abend

Im kleinen Dorf La Chapelle-Chaussée sieht es düster aus, im wahrsten Sinne des Wortes. Seit Samstagmittag sitzen 555 Menschen ohne Strom da. Lison Clerivet und ihre Familie gehören zu den rund 20.000 Haushalten, die improvisieren mussten. „Gestern Abend haben wir mit Stirnlampen versucht, den Weihnachtsbaum aufzustellen und gleichzeitig zu kochen“, erzählt sie mit einem humorvollen Unterton. Man könnte meinen, die Familie habe das Beste aus der Situation gemacht – aber es ist eine Herausforderung, wenn die Versorgung einfach wegbricht.

Was macht man in solchen Momenten? Sich ein paar Kerzen schnappen, den Kühlschrank schnell ausräumen und hoffen, dass die Heizung nicht allzu lange ausfällt? Viele Betroffene haben genau das getan, während draußen der Sturm unaufhaltsam tobte.

Gewaltige Winde und zerstörte Häuser

Die Küstenstadt Saint-Malo, bekannt für ihre malerische Festungsmauer, zeigte sich am Sonntag von einer anderen Seite. Spaziergänge entlang der Promenade? Fehlanzeige. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 125 km/h war die Digue kaum passierbar.

In der Nacht nahm der Sturm sogar Dächer mit – ein Haus verlor seine gesamte Dachkonstruktion. „Zu gefährlich, jetzt schon Reparaturen zu beginnen“, so ein Anwohner, der das Szenario beobachtete. Und tatsächlich: Selbst Stunden später blies der Wind so stark, dass jede Arbeit riskant gewesen wäre.

Stromausfälle in der gesamten Region

Nicht nur in Ille-et-Vilaine herrschte Dunkelheit: Am Sonntag um 11 Uhr meldeten die Behörden, dass immer noch 25.000 Haushalte in der Bretagne ohne Strom sind. Für viele Familien bedeutete das ein Wochenende mit kaltem Wasser, Taschenlampen und der Hoffnung, dass die Stromversorgung bald wiederhergestellt wird. Doch wie lange kann man ohne Strom wirklich auskommen? Die Frage stellt sich vor allem für ältere Menschen oder Familien mit kleinen Kindern.

Ist das die neue Normalität?

Die zerstörerische Kraft von Stürmen wie Darragh wirft Fragen auf: Sind solche Extremereignisse nur Pech – oder erleben wir bereits die Auswirkungen des Klimawandels? Wissenschaftler warnen seit Jahren, dass Wetterphänomene durch steigende Temperaturen intensiver und unberechenbarer werden könnten. Und genau das zeigt sich hier: Eine Region, die an raue Winde gewöhnt ist, steht plötzlich vor Problemen, die bisher nicht in diesem Ausmaß auftraten.

Die Bretagne hat schon viele Stürme erlebt, doch die Häufigkeit und Intensität scheinen zuzunehmen. Wenn die Infrastruktur nicht angepasst wird, könnten solche Ereignisse für die Bevölkerung immer belastender werden. Gleichzeitig braucht es mehr Forschung, um Wetterextreme noch besser vorherzusagen – und vor allem Strategien, die Menschen und ihre Häuser schützen.

Hoffnung und Wiederaufbau

Am Montagmorgen soll der Bahnverkehr in der Normandie wieder anlaufen. Die Reparaturtrupps in der Bretagne arbeiten unermüdlich daran, die Stromversorgung für alle Haushalte wiederherzustellen. Für die Betroffenen bleibt die Hoffnung, dass solche Stürme nicht zur neuen Normalität werden.

Doch wenn wir ehrlich sind – wer kann das garantieren?


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