Für die Familien von Jean-Christophe Morin und Ahmed Hamadou gibt es eine neue Hoffnung. Die beiden Männer verschwanden vor über zehn Jahren – in einem Intervall von einem Jahr – in der Nähe des Fort de Tamié in Savoyen. Doch die Frage, was damals wirklich geschah, bleibt bis heute offen. Nun organisiert das nationale „Cold Cases“-Team eine zweitägige, von der Polizei begleitete Suchaktion am 29. und 30. Oktober. Ziel ist es, Hinweise zu finden, die endlich Licht ins Dunkel dieser mysteriösen Fälle bringen könnten.
Der Tag des Verschwindens – und die offenen Wunden
Jean-Christophe Morin und Ahmed Hamadou nahmen jeweils an einem Musikfestival am Fort de Tamié teil, bevor sie spurlos verschwanden. Die beiden Männer, damals 22 und 45 Jahre alt, galten als lebensfroh und aktiv, und nichts deutete auf ihr tragisches Schicksal hin. Für die Angehörigen ist der Schmerz bis heute fast unerträglich. „Es ist, als wäre es gestern geschehen“, erzählt Adeline, die Schwester von Jean-Christophe, die seit Jahren vergeblich nach Antworten sucht. Sie beschreibt das schwierige Gefühl, einerseits darauf zu hoffen, sterbliche Überreste zu finden, um das Rätsel zu lösen – und gleichzeitig diesen grausamen Gedanken verarbeiten zu müssen.
Die Situation ist für die Familien wie ein endloser Albtraum: „Es ist schwer, Trauer zu fühlen und zu verarbeiten, wenn man keine Antworten, kein Grab, keinen Ort hat, an den man gehen kann,“ so Adeline. Doch diese Suchaktion bedeutet für sie und die anderen Angehörigen mehr als nur die Hoffnung auf Antworten – sie bietet die Möglichkeit, endlich zumindest einen kleinen Schritt voranzukommen.
30 Freiwillige, GPS-Tracker und moderne Technik
Die Suchaktion konzentriert sich auf die Gegend rund um das Fort de Tamié, das auf knapp 1.000 Metern Höhe liegt. Zwischen 25 und 30 Freiwillige werden sich gemeinsam mit der Polizei an der Suche beteiligen – unter ihnen Menschen, die die Betroffenen nicht einmal persönlich kannten, wie Adeline berührt feststellt: „Das geht uns sehr ans Herz.“ Sie selbst organisierte die Aktion über eine Facebook-Gruppe namens „Disparition de Jean-Christophe Morin : la mobilisation continue“, um an den Fall ihres Bruders zu erinnern und weiter nach ihm zu suchen. Auch wenn viele Jahre vergangen sind, bleibt für die Familie die Gewissheit, dass bisher nicht jeder Winkel um das Fort akribisch durchsucht wurde.
Die Suchenden werden auf Anordnung der Ermittlungsrichterin Sabine Khéris mit GPS-Trackern ausgestattet. Diese Technologie – eine Premiere in dieser Art von Untersuchung – ermöglicht eine genaue Kartierung der durchsuchten Bereiche. „Das nationale ‚Cold Cases‘-Team greift auf die bestmöglichen technischen Mittel zurück,“ erklärt die Anwältin Marine Allali, die die Familie von Jean-Christophe Morin vertritt. „Das Beispiel des kleinen Emile zeigt, wie wichtig es ist, präzise zu wissen, wo Menschen schon gesucht haben, um zu verhindern, dass man an einer entscheidenden Stelle einfach vorbeigeht.“
Ein neuer Aufruf an Zeugen
Schon im Mai 2023 veröffentlichte das „Cold Cases“-Team einen Zeugenaufruf in Form eines Videos. Die Ermittler sind überzeugt, dass jemand etwas gesehen haben muss – unter den zahlreichen Festivalbesuchern, die Jean-Christophe und Ahmed an den Tagen ihres Verschwindens begegneten, könnte es Zeugen geben, die sich an entscheidende Details erinnern, auch wenn inzwischen mehr als zehn Jahre vergangen sind.
So bleibt die Hoffnung, dass diese Suchaktion, zusammen mit moderner Technik und dem Engagement der Freiwilligen, den Angehörigen von Jean-Christophe und Ahmed endlich Klarheit und ein wenig Frieden bringen könnte.
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