Tag & Nacht

Bessans, Savoie – Eine Skitour sollte für zwei Freunde ein unvergessliches Abenteuer in den französischen Alpen werden. Doch für einen von ihnen endete sie tödlich. Eine gewaltige Lawine riss den Mann am Sonntagnachmittag unterhalb der Pointe d’Andagne mit in die Tiefe – ein tragisches Unglück, das einmal mehr zeigt, wie unberechenbar die Natur sein kann.

Ein Unglück in eisiger Höhe

Die Pointe d’Andagne erhebt sich majestätisch auf 3.217 Meter. An ihrem Fuß, in fast 3.000 Metern Höhe, löste sich gegen 16 Uhr eine massive Lawine – 200 Meter breit, mit einer Abrisskante von einem Meter. Für den Tourengeher, der sich dort mit seinem Begleiter befand, gab es kein Entkommen. Die Schneemassen begruben ihn unter sich.

Sein Freund reagierte geistesgegenwärtig: Dank des Lawinenverschüttetensuchgeräts (DVA) konnte er ihn orten und ausgraben. Doch es war zu spät. Die alarmierten Rettungskräfte – darunter die Pistenretter aus Bonneval und die CRS von Modane – konnten nichts mehr für den Mann tun.

Sieben Lawinentote in einer Woche – was ist los in den Alpen?

Dieser Todesfall ist bereits der siebte innerhalb einer Woche in der Region Pays de Savoie. Ein bitterer Rekord. Woran liegt das? Ist es einfach nur Pech, oder gibt es besondere Bedingungen, die das Risiko in diesem Winter erhöhen?

Fakt ist: Lawinen sind eine allgegenwärtige Gefahr in den Alpen. Doch gerade in den letzten Jahren häufen sich Unfälle dieser Art. Ein Grund dafür könnte der Klimawandel sein.

Wenn das Klima die Schneedecke destabilisiert

Früher waren die Winter stabiler – lange Frostphasen hielten die Schneeschichten zusammen. Heute wechseln sich Kälte- und Wärmeperioden in schneller Folge ab. Das führt dazu, dass sich instabile Schneeschichten bilden, die bei zusätzlicher Belastung leicht ins Rutschen geraten.

Ein weiteres Problem: Die zunehmende Beliebtheit des Skitourengehens. Immer mehr Menschen suchen abseits der gesicherten Pisten das Abenteuer. Doch nicht alle sind ausreichend vorbereitet. Wer die Lawinengefahr unterschätzt oder Warnhinweise ignoriert, begibt sich in Lebensgefahr.

Wie kann man sich schützen?

Absolute Sicherheit gibt es nicht – das ist klar. Aber es gibt Strategien, um das Risiko zu minimieren:

  1. Lawinenlagebericht checken – Vor jeder Tour sollte man sich über die aktuelle Lawinensituation informieren. Ist die Gefahr hoch, bleibt man besser auf sicheren Routen.
  2. Ausrüstung dabei haben – und sie auch beherrschen – Ein DVA, eine Lawinenschaufel und eine Sonde gehören zur Grundausstattung. Doch sie nützen wenig, wenn man nicht weiß, wie man sie einsetzt. Regelmäßiges Üben kann im Ernstfall Leben retten.
  3. Die Natur lesen können – Brüche in der Schneedecke, Risse oder dumpfe Geräusche unter den Skiern sind Warnzeichen. Wer sie erkennt, kann sich rechtzeitig in Sicherheit bringen.
  4. In Gruppen unterwegs sein – Allein unterwegs? Keine gute Idee. In einer Gruppe kann man sich im Ernstfall gegenseitig helfen.
  5. Notfallkontakt setzen – Falls doch etwas passiert, sollte immer jemand wissen, wo man sich befindet. So können Retter schneller eingreifen.

Ein Mahnmal für alle Bergsportler

Der tragische Tod des Skitourengehers in Bessans ist ein weiterer Beweis dafür, wie riskant der alpine Raum sein kann. Doch er zeigt auch, wie wichtig es ist, sich auf solche Unternehmungen gründlich vorzubereiten. Die Berge sind atemberaubend schön – aber sie verzeihen keine Fehler.

Von Andreas M. B.


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