Tag & Nacht

Der französische Energieriese, der seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine unter Druck steht, beschloss am Dienstag, bis Ende 2022 „keine Verträge über den Kauf von russischem Öl und Ölprodukten mehr abzuschließen oder zu verlängern“. Allerdings will TotalEnergies weiterhin Erdgas aus Russland einkaufen.

TotalEnergies, das für seinen Einkauf in Russland in der Kritik steht, hat sich nun teilweise von Russland distanziert, indem es ankündigte, bis spätestens Ende des Jahres auf den Kauf von russischem Öl oder Ölprodukten zu verzichten.

Der französische Öl- und Gasriese veröffentlichte am Dienstag in einer Erklärung, dass er angesichts der „Verschärfung des Konflikts“ in der Ukraine, fast einen Monat nach der Invasion durch Russland, „zusätzliche Maßnahmen“ ergreifen werde.

„TotalEnergies trifft die Entscheidung, keine Verträge über den Kauf von russischem Öl und Ölprodukten mehr abzuschließen oder zu verlängern, um jeglichen Kauf von russischem Öl oder Ölprodukten so schnell wie möglich und spätestens bis Ende 2022 einzustellen“, erklärte der Konzern.

Konkret will TotalEnergies für seine Raffinerie in Leuna in Ostdeutschland nach alternativen Lieferungen suchen – insbesondere durch Importe über Polen.

Die Entscheidung gilt auch für Dieselkraftstoff, der in Europa und insbesondere in Frankreich sehr verbreitet ist. Dieser soll aus anderen Ländern importiert werden, insbesondere aus seiner Satorp-Raffinerie in Saudi-Arabien (im Besitz von Saudi Aramco).

TotalEnergies hatte bereits angekündigt, dass es kein Kapital mehr für neue Projekte in Russland bereitstellen würde, ohne sich jedoch kompülett aus dem Land zurückzuziehen, in dem es seit Anfang der 1990er Jahre tätig ist.

Der französische Konzern ist mit 19,4% am russischen Gasriesen Novatek beteiligt und hält eine 20%ige Beteiligung an Jamal LNG, einem Projekt, das Ende 2017 in Betrieb genommen wurde und bis 2020 mehr als 18 Millionen Tonnen verflüssigtes Erdgas (LNG) produziert hat.

Der Konzern hält außerdem eine 10-prozentige Beteiligung an Arctic LNG 2, einem Projekt, dessen erste LNG-Lieferung für 2023 geplant ist.

Der Verbleib des Konzerns in Russland wurde unter anderem vom grünen Präsidentschaftskandidaten Yannick Jadot kritisiert, der das Unternehmen als „Komplizen“ von „Kriegsverbrechen“ bezeichnete.

In Bezug auf ihre wichtigen Beteiligungen ist die Gruppe der Ansicht, dass es kontraproduktiv wäre, diese jetzt zun verkaufen, da sich im derzeitigen Umfeld kein nicht-russischer Käufer finde. „Diese Beteiligungen ohne finanzielle Gegenleistung aufzugeben, würde eher dazu beitragen, russische Investoren zu bereichern, was dem eigentlichen Zweck der Sanktionen widerspricht“, merkt das Unternehmen an.

„TotalEnergies versorgt Europa weiterhin mit verflüssigtem Erdgas aus der Anlage Jamal LNG im Rahmen langfristiger Verträge, die sie erfüllen muss, solange die Regierungen russisches Gas für notwendig erachten“.

Im Gegensatz zu den USA hat die Europäische Union den russischen Energiesektor bislang nicht sanktioniert. Sie gibt sich bis 2027 Zeit, um eine Unabhängigkeit von Russland aufzubauen, da Länder wie Deutschland sehr stark von Gas aus Russland abhängig sind.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!