Tag & Nacht




Donald Trump, Präsident der Vereinigten Staaten, will mit Wladimir Putin über die Ukraine sprechen – und „über Vermögenswerte“. Vermögenswerte! Als hätte die Ukraine bereits aufgehört, ein souveräner Staat zu sein, und wäre nur noch eine Art Konkursmasse, die zwischen zwei mächtigen Herren aufgeteilt wird.

Dass Trump internationales Recht und westliche Bündnisse eher als lästige Hindernisse denn als Grundpfeiler der Weltordnung betrachtet, ist bekannt. Doch nun scheint er noch einen Schritt weiterzugehen. „Vermögenswerte“ – das klingt nicht nach Diplomatie oder Friedensgesprächen, sondern nach einem harten, geschäftlichen Deal. Immobilienmakler Trump ist wieder in seinem Element: Er sieht die Ukraine offenbar nicht als Staat, sondern als Besitz, als etwas, das man verhandeln, verkaufen, aufteilen kann. Und sein Geschäftspartner? Ein Wladimir Putin, der vermutlich schon die Korken knallen lässt.

Es ist eine unfassbare Vorstellung: Der Präsident der Vereinigten Staaten setzt sich mit dem russischen Machthaber zusammen, um über die Zukunft eines Landes zu entscheiden, das sich seit Jahren gegen eine russische Invasion verteidigt – ohne dass die Ukraine selbst am Tisch sitzt. Wer braucht schon das Selbstbestimmungsrecht der Völker, wenn zwei starke Männer sich auf einen „guten Deal“ einigen können?

Was genau Trump mit „Vermögenswerten“ meint, bleibt im Dunkeln. Aber man kann es sich denken: Ukrainische Bodenschätze, Agrarflächen, Industrieanlagen – alles Dinge, die sich in die Sprache des Marktes übersetzen lassen. Russland will Land und Kontrolle, Trump will einen „Erfolg“, den er als diplomatischen Triumph verkaufen kann. Vielleicht eine Art „Waffenstillstand“ gegen territoriale Zugeständnisse für Russland und einen Deal über wertvolle Bodenschätze für die USA? Ein Ende der US-Hilfen für Kiew als Teil eines „Deals“, den er seinen Wählern als Kostenersparnis und Gewinn verkaufen kann? Möglich wäre alles.

Die Ukraine selbst? Spielt in diesem Szenario nur eine Nebenrolle. Trumps Außenpolitik hat sich längst von den Prinzipien verabschiedet, die Amerika einst als Schutzmacht des freien Westens auszeichneten. An ihre Stelle tritt eine brutale Transaktionslogik. Es geht nicht mehr um Werte – nur noch um „Werte“. Souveränität ist kein Prinzip mehr, sondern eine Verhandlungsmasse. Und wenn das Schicksal eines Landes zum Handelsgut wird, dann ist die nächste Frage nicht mehr, ob Trump die Ukraine verkauft, sondern nur noch: zu welchem Preis.

Ein Kommentar von Andreas M. Brucker

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