Tag & Nacht




Donald Trump hat es wieder getan. Mit markigen Worten und drastischen Maßnahmen stellt er die Weltpolitik auf den Kopf – diesmal betrifft es die Kinoleinwand. Am 4. Mai 2025 verkündete der US-Präsident, dass künftig ein 100-prozentiger Zoll auf alle außerhalb der Vereinigten Staaten produzierten Filme erhoben wird. Die Begründung? Schutz der heimischen Filmindustrie – und, man höre und staune, nationale Sicherheit.

Ein echtes Polit-Feuerwerk.

Die neue Regelung trifft nicht nur potenzielle Kinobesucher ins Mark, sondern auch eine ganze Branche, die ohnehin unter der Last sinkender Kinobesuche, Streaming-Konkurrenz und Produktionskosten stöhnt. Trump spricht von gezielter Propaganda fremder Nationen und sieht die USA als kulturelles Opfer globaler Filmstrategien. Doch was steckt wirklich hinter dieser Entscheidung?

Hollywood unter Druck

Es stimmt: In den letzten Jahren wanderten viele US-Produktionen ins Ausland ab – Australien, Kanada, Großbritannien oder auch Osteuropa locken mit Steuervorteilen, attraktiven Locations und professionellen Teams. Filme wie Aquaman, Mission Impossible oder Elvis wurden in Queensland oder Budapest gedreht. Ein wirtschaftliches Kalkül, das in Hollywood längst Standard ist.

Trump nennt das Verrat.

Doch in der Praxis sieht die Lage differenzierter aus. Studios wie Warner Bros. oder Netflix denken global, nicht national. Sie setzen auf internationale Märkte, Koproduktionen und kreative Vielfalt. Ein Film, der heute in Neuseeland gedreht wird, schafft Arbeitsplätze weltweit – und erzielt Einnahmen in dutzenden Ländern.

Und nun? Ein 100-Prozent-Zoll würde bedeuten: Doppelte Kosten beim Import ausländischer Filme in die USA. Doch was passiert mit Koproduktionen, bei denen Teile in den USA, andere in Europa entstehen? Was ist mit Streamingdiensten, deren Server in Kalifornien, aber deren Dreharbeiten in Prag laufen?

Die Details? Noch völlig unklar.

Internationale Reaktionen: Entsetzen, Protest, Ratlosigkeit

Australien reagierte schockiert. Dort, wo die Gold Coast Studios eine feste Größe für Hollywood-Produktionen sind, herrscht Unverständnis. „Ein wirtschaftlicher Schlag“, sagen Branchenkenner. Auch Kanada und Großbritannien zeigen sich besorgt – sie fürchten, dass der Geldfluss aus Hollywood versiegen könnte.

Die USA wiederum scheinen sich in zwei Lager zu spalten. Republikanische Hardliner begrüßen Trumps Schritt als Schutzmaßnahme für das „wahre Amerika“. Demokraten und viele Brancheninsider halten dagegen: Der Schritt sei ein populistisches Manöver ohne echte Substanz. Ein Pyrrhussieg für Hollywood – wenn überhaupt.

Selbst Experten aus Trumps Umfeld räumen ein: Der Zoll dürfte schwer durchsetzbar sein. Die globalisierte Filmwirtschaft kennt keine klaren Landesgrenzen mehr. Produktionen sind vielschichtig, mobil, hybrid. Wer will bei jedem Projekt prüfen, welcher Prozentsatz nun amerikanisch ist?

Ein Boomerang in Zeitlupe?

Die Sorge vor Vergeltungsmaßnahmen wächst. Was, wenn andere Länder nun US-Filme boykottieren oder selbst Zölle erheben? Was, wenn Streamingdienste wie Netflix, Disney+ oder Amazon Prime ihre Inhalte umstrukturieren, um Sanktionen zu umgehen? Und vor allem: Wird der Zuschauer am Ende zur Kasse gebeten?

Vielleicht ist genau das der Punkt: Es geht weniger um reale Auswirkungen – sondern um das Setzen eines politischen Zeichens. Ein Trump-typisches Statement, mit viel Lärm, aber begrenzter Substanz. Doch unterschätzen sollte man die Folgen nicht.

Denn selbst wenn der Zoll nicht in vollem Umfang greift – der Image-Schaden, die Verunsicherung, das politische Klima können der Branche massiv schaden.

Wem nützt das Ganze eigentlich?

Gute Frage. Für Independent-Studios in Kalifornien? Vielleicht. Für Schauspieler und Techniker in L.A.? Kurzfristig ja, langfristig zweifelhaft. Für Kinozuschauer, die Vielfalt und internationale Perspektiven schätzen? Ganz sicher nicht.

Und das größere Bild? Ein Amerika, das sich kulturell abschottet, dürfte nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ideell verlieren. Denn Filme sind mehr als nur Unterhaltung – sie sind Brücken zwischen Kulturen, Spiegel unserer Zeit, kollektive Träume.

Wollen wir wirklich eine Welt, in der Filme aus Seoul, Paris oder Melbourne in den USA doppelt so teuer und deshalb vielleicht gar nicht mehr gezeigt werden?

Ein Schritt, der mehr Fragen als Antworten aufwirft

Die Motion Picture Association hält sich bisher bedeckt – verständlich. Die Unsicherheit ist groß. Wird der Zoll tatsächlich kommen? Wird er Bestand haben? Wie reagieren Europa und Asien?

Eines ist klar: Trump hat mit seiner Ankündigung einen internationalen Nerv getroffen – und ein Thema entflammt, das bisher unter der Oberfläche brodelte. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob aus der Drohkulisse politische Realität wird.

Bis dahin bleibt der fade Beigeschmack eines Kulturkampfs im Gewand der Wirtschaftspolitik.

Autor: Andreas M. Brucker

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