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Was passiert, wenn politische Ideologie auf Naturwissenschaft trifft? Es kracht – und zwar gewaltig. Der neueste Haushaltsentwurf von Donald Trump zeigt genau das. Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), Amerikas wichtigste Wetter- und Klimaforschungsbehörde, steht im Zentrum eines umstrittenen Plans, der wie ein Frontalangriff auf die Klimaforschung wirkt.

Geht es nach Trump, verliert NOAA nicht nur fast ein Drittel ihres Budgets, sondern auch ihr Herzstück: die Forschungseinheiten, die unser Verständnis von Wetter, Ozeanen und dem Klimawandel formen. Ein Kahlschlag mit Ansage.

Kürzen, streichen, verlagern – das große Aufräumen

Die Zahlen sprechen für sich. Von aktuell rund 6,1 Milliarden US-Dollar sollen 27 Prozent gestrichen werden. Das wäre fatal für eine Behörde, die täglich Millionen von Menschen durch präzise Wetterwarnungen schützt. Nicht nur in den USA, sondern weltweit.

Betroffen wären unter anderem 16 universitäre Forschungszentren, regionale Klima-Datenzentren und das beliebte Sea-Grant-Programm, das sich mit der Entwicklung nachhaltiger Küstenregionen beschäftigt. Stattdessen sollen viele Aufgaben anderen Behörden übergeben oder sogar privatisiert werden – darunter die Vorhersage von geomagnetischen Stürmen, die unsere Satelliten und GPS-Systeme lahmlegen können.

Die Begründung? Diese Programme seien „nicht im Einklang mit der Agenda des Präsidenten und dem Willen des amerikanischen Volkes“. Wer hier wohl für das Volk spricht?

Warnrufe aus der Wissenschaft

Der Widerstand ließ nicht lange auf sich warten. Demokraten und Wissenschaftler schlagen Alarm. Senator Chris Van Hollen bringt es auf den Punkt: Diese Kürzungen seien keine Sparmaßnahme, sondern ein Sicherheitsrisiko. Schließlich stützt sich die nationale Katastrophenvorsorge auf genau die Daten, die nun verschwinden sollen.

Auch Rick Spinrad, NOAA-Chef unter Präsident Biden, findet deutliche Worte. Der Haushaltsentwurf erinnere ihn an ein „KI-generiertes Papier“, das alles mit dem Etikett „Klima“ einfach eliminiere – selbst wenn es gar nichts mit Klimawandel zu tun habe. Eine bizarre Logik.

Effizienz oder Ideologie?

Ein Argument, das immer wieder fällt, ist die angebliche Effizienz. Doch dieser „Umbau“ wirkt eher wie ein Umweg mit vielen Schlaglöchern. Abteilungen, die bisher unter einem Dach effizient zusammengearbeitet haben, sollen plötzlich aufgeteilt werden. Das bedeutet mehr Bürokratie, mehr Reibungsverluste, weniger Schlagkraft.

Hinzu kommt: Einige der geplanten Änderungen sollen sofort greifen. Die Entwicklung neuer geostationärer Wettersatelliten soll gestoppt werden. Diese Satelliten liefern die konstanten Bilder vom Wettergeschehen über Nordamerika – unerlässlich für Frühwarnsysteme. Auch die Zuständigkeit für das Tracking von Satelliten und Weltraumschrott soll NOAA innerhalb von zwei Wochen an eine „nichtstaatliche Organisation“ abgeben.

Wer glaubt, dass sich das alles nach einer durchdachten Reform anhört, täuscht sich gewaltig.

Ein Spiel mit dem Feuer

Die Folgen wären nicht nur wissenschaftlich, sondern auch ganz praktisch verheerend. Bauern verlassen sich auf NOAA-Daten für ihre Ernteplanung. Küstenstädte nutzen die Informationen zur Vorbereitung auf Stürme. Und weltweit bauen Klimamodelle auf den umfassenden, historischen Datensätzen der NOAA auf. Wenn diese Datenquelle versiegt, verliert nicht nur Amerika ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel – die ganze Welt ist betroffen.

Wie naiv muss man sein, um zu glauben, dass man Naturphänomene wie Tornados, Dürren oder Überschwemmungen durch ein paar Budgetkürzungen loswird?

Ein Plan mit Geschichte – und gefährlicher Zukunft

Die Vorlage für diesen Kahlschlag stammt aus dem sogenannten „Project 2025“ – einer konservativen Roadmap für die zweite Trump-Amtszeit. Darin wird NOAA als „Motor der Klimapanikindustrie“ bezeichnet. Dass dies kein Einzelfall ist, zeigt ein weiterer aktueller Schritt: die Kürzung eines Forschungsprojekts von NOAA mit der Princeton University, mit der Begründung, man wolle „Klimaanxiety“ bekämpfen.

Was bleibt, ist das Gefühl, dass hier nicht gespart, sondern sabotiert werden soll.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Ob dieser Plan tatsächlich umgesetzt wird, ist noch offen. Der Haushaltsentwurf ist Teil der laufenden Verhandlungen mit dem Kongress. Und wie so oft könnten die Abgeordneten Änderungen vornehmen – oder den Entwurf komplett ignorieren. Doch allein die Richtung, die eingeschlagen wird, ist alarmierend.

Vielleicht stellt sich irgendwann die Frage: Haben wir damals wirklich genug getan, um unsere wissenschaftlichen Ressourcen zu schützen? Oder standen politische Eitelkeiten über dem kollektiven Wohl?

Von C. Hatty

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