Tag & Nacht

General Eric Vidaud bezahlt für die Unzulänglichkeiten der französischen Geheimdienste, die nicht an eine russische Invasion der Ukraine geglaubt haben.

Mehrere Wochen lang haben die europäischen Staats- und Regierungschefs Washington unterstellt, die Risiken einer „unmittelbar bevorstehenden“ russischen Invasion zu dramatisieren. Der Chef des französischen Militärgeheimdienstes, General Eric Vidaud, muss nun von seinem Posten zurücktreten, da die Erkenntnisse seines Dienstes in Bezug auf den russischen Überfall der Ukraine als unzureichend angesehen werden, wie die Nachrichtenagentur AFP meldet.

Eine militärische Quelle bestätigte den sofortigen Abgang des Chefs der Direktion für militärische Aufklärung (DRM) und bestätigte damit eine Meldung der Website l’Opinion. Diese zitiert eine interne Quelle aus dem Armeeministerium, die von „unzureichenden Briefings“ und „mangelnder Beherrschung der Themen“ spricht.

Laut der Agentur AFP war der Militärgeheimdienst seit der russischen Invasion in der Ukraine im Visier des Generalstabs des Heeres.

Die Amerikaner „hatten Recht“.
Es geht offensichtlich um die Neuorganisation des Militärgeheimdienstes insgesamt, meinen Beobachter. General Vidaud war im vergangenen Sommer vom Kommando für Spezialoperationen (COS) auf diesen Posten berufen worden.

Anfang März, kurz nach dem Einmarsch russischer Streitkräfte in die Ukraine, hatte der Generalstabschef der Streitkräfte, General Thierry Burkhard, in der Zeitung Le Monde unterschiedliche Analysen bei französischen und amerikanischen Geheimdiensten hinsichtlich einer möglichen Invasion der Ukraine eingeräumt. „Die Amerikaner sagten, dass die Russen angreifen würden, und sie hatten Recht. Unsere Dienste dachten eher, dass die Eroberung der Ukraine monströse Kosten verursachen würde und dass die Russen andere Optionen hätten“, um Präsident Wolodymyr Selenskyj zu stürzen.

Frankreich hat „versagt“
Tatsächlich hatten die Amerikaner schon früh sehr hochwertige Informationen über die russischen Vorbereitungen und haben mehrere Wochen vor der Invasion einen Teil davon veröffentlicht. Ziel war es, Druck auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin auszuüben.

Frankreich hat offensichtlich bei der geheimdienstlichen Vorbereitung der Invasion versagt. Militärexperten sind jedoch der Ansicht, dass die DRM nicht allein die Schuld trägt und dass sie insbesondere unter unzureichenden Mitteln, einem Imageproblem und einer schlechten Organisation der Dienste leidet.

Es ist an der Zeit einen leistungsfähigen und modernen Militärgeheimdienst aufzubauen, um mit allen kommenden Bedrohungen Schritt halten zu können.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!