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Ukrainische Aktivisten identifizierten Azatbek Omurbekov als den Verantwortlichen für die russischen Einheiten in der nördlich von Kiew gelegenen Stadt Butscha, in der Hunderte Zivilisten auf offener Straße massakriert worden waren.

Morde, Vergewaltigungen, Plünderungen, Hunderte von Leichen, die mitten auf der Straße entdeckt oder in Massengräbern verscharrt wurden: Das Massaker von Butscha, nördlich von Kiew, bewegt nach mehr als einem Monat Krieg in der Ukraine die Gemüter. Während der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch die grausigen Funde nach dem Abzug der Moskauer Streitkräfte als „grobe und zynische Provokation“ der ukrainischen Behörden bezeichnete, behauptet eine Gruppe ukrainischer Aktivisten, den Namen des Kommandeurs des russischen Bataillons, das das Gebiet besetzt hatte, gefunden zu haben: Azatbek Omurbekov. Er wird seither als „Schlächter von Butscha“ bezeichnet und verdächtigt, die Vergewaltigung, Plünderung und Ermordung Hunderter ukrainischer Zivilisten befohlen zu haben.

Der etwa 40-jährige Offizier führt die 64. russische motorisierte Füsilierbrigade, die in einer Kleinstadt im Osten Russlands stationiert ist. Sein Bataillon, das aus etwa 1.600 Mann besteht, war über einen Monat lang in Butscha stationiert, bis am 30. März der Rückzug nach Russland begann. Ein Rückzug, aber nur auf Zeit: Geheimdienstberichten zufolge befinden sich Omurbekow und sein Bataillon Nr. 51 460 derzeit in der Nähe der Stadt Belgorod auf der russischen Seite der Grenze und bereiten sich darauf vor, sich in Richtung der Stadt Charkiw zu bewegen.

Der Oberstleutnant, dessen Bild nun im Internet verbreitet wird, war bereits 2014 in der Ukraine aktiv, damals auf der Krim und im Donbass. Ende 2021, kurz vor seinem Einsatz, wurde er von der orthodoxen Kirche gesegnet und erklärte, dass er die Ukraine im Namen Gottes betreten werde.

Wer hat Omurbekov identifiziert?
Seit den Enthüllungen über die Übergriffe in Butscha und im Zuge der Kriegsverbrechen, die von Kiew und einem Teil der internationalen Gemeinschaft seit der russischen Offensive in der Ukraine, die am 24. Februar 2022 begann, angeprangert werden, versuchen zahlreiche Aktivisten, Spuren und Hinweise zu finden. Es war eine Gruppe von Ukrainern, die den Namen Omurbekov gefunden hat.

Die Gruppe nennt sich „InformNapalm“ und geben an, auf der Grundlage von frei zugänglichen Geheimdienstdokumenten, OpenSource Intelligence (Osint), und in diesem Fall einem Leak von der bekannten Hackergruppe Anonymous gearbeitet zu haben. Anonymous, die der breiten Öffentlichkeit durch ihre Guy-Fawkes-Masken bekannt sind, haben vor kurzem eine Liste mit Namen veröffentlicht: Alle gehören zu dem Bataillon 51 460. Das Problem: Die Liste stammt aus dem Jahr 2018 und ist nicht ganz aktuell. Der Name Azatbek Omurbekov ist auf der Liste nicht aufgeführt, da er erst 2021 ernannt wurde, aber durch eine Reihe von Querverweisen sind die Ermittler auf ihn gestoßen… Vor allem wegen dem Segen im November (siehe Tweet oben).

Die ukrainischen Aktivisten haben nicht nur seinen Namen veröffentlicht, sondern auch sein Foto mit der sternenbesetzten Khakimütze, die seinen Rang belegt. Und dann ging „InformNapalm“ noch so weit, seine Postanschrift, seine E-Mail-Adresse und sogar seine Handynummer online zu stellen. Die Aktivisten behaupten auch, dass sie versucht hätten, ihn anzurufen: Es waren Verwandte, die am anderen Ende der Leitung waren und behaupteten, dass sie seit mehreren Tagen nichts von ihm gehört hätten.


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