Tag & Nacht

Wie viele Staatschefs sprechen mit Wladimir Putin über den Krieg in der Ukraine? Wenn man Stanislas Guerini, dem Generaldelegierten der Macron-Partei La République en marche, glauben darf, gibt es nur einen einzigen Staatschef auf der Welt, der heute noch mit dem Kreml spricht: „Heute ist Emmanuel Macron der einzige Staatschef, der weiterhin mit Wladimir Putin spricht, übrigens auf Putins Wunsch, das muss festgehalten werden“, sagte Guerini am Montag, 7. März, im Sender Public Sénat.

Die Behauptung von Stanislas Guerini ist allerdings falsch. Wenn man sich den Terminkalender von Wladimir Putin ansieht, der auf der Kreml-Website veröffentlicht wird, kann man lesen, dass der russische Präsident seit Beginn des Krieges vor zwei Wochen 24 Besuche oder Anrufe aus dem Ausland erhalten hat. Und nur bei vier davon war Emmanuel Macron am anderen Ende der Leitung.

Mit wem führt Wladimir Putin Gespräche? Zunächst mit mehreren befreundeten Ländern wie Weißrussland oder Kasachstan. Danach kommen Syrien oder Venezuela. Den Berichten aus dem Kreml zufolge unterstützen oder billigen alle diese Länder Moskaus Vorgehen.

Zu den Ländern, die auf der internationalen Bühne mehr Gewicht haben, gehört insbesondere China, das bereits am Tag nach der Offensive zu einem laut Russland „konstruktiven und freundschaftlichen“ Gespräch aufrief. Der israelische Premierminister besuchte am Wochenende Moskau und versuchte zu vermitteln, ebenso wie der türkische Präsident und der indische Premierminister, die beide zum Telefon griffen, um mit dem russischen Präsidenten zu sprechen.

Frankreich spielt jedoch eine besondere Rolle
Auch auf westlicher Seite ist die diplomatische Leitung nicht völlig unterbrochen. Während es kein direktes Telefonat mit Joe Biden mehr gab, sprach Wladimir Putin mit Charles Michel, dem Präsidenten des Europäischen Rates, und mit Olaf Scholz, dem deutschen Bundeskanzler.

Emmanuel Macron bleibt jedoch ein besonderer Gesprächspartner. Neben dem israelischen Premierminister ist der französische Präsident das Staatsoberhaupt, mit dem Wladimir Putin seit Beginn der Krise am meisten gesprochen hat. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Frankreich Anfang des Jahres turnusgemäß die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union übernommen hat, aber auch darauf, dass sich die beiden Staatsoberhäupter gut kennen. Wladimir Putin war das erste Staatsoberhaupt, das Emmanuel Macron nach seiner Wahl empfangen hat. Und seit 2017 sind auf der Website des Elysée-Palastes rund 40 Telefongespräche zwischen den beiden Männern verzeichnet, und dazu kommen die persönlichen Treffen wie der letzte Besuch kurz vor dem Krieg an dem berühmten langen Tisch im Kreml.


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