Tag & Nacht

Die Journalistin, die eine kremlfreundliche Nachrichtensendung nutzte, um die Offensive in der Ukraine anzuprangern, lehnte das Asylangebot von Emmanuel Macron ab. Die TV-Journalistin möchte in ihrem Land bleiben.

Marina Ovsiannikova, die eine kremlfreundliche Nachrichtensendung unterbrach, um die Offensive in der Ukraine anzuprangern, lehnte das Asylangebot von Staatspräsident Emmanuel Macron ab.

„Ich will unser Land nicht verlassen. Ich bin Patriotin, mein Sohn ist es noch mehr. Wir wollen auf keinen Fall weggehen, wir wollen nirgendwohin gehen“, sagte sie in einem Interview mit dem deutschen Magazin Der Spiegel, das am Mittwochabend ausgestrahlt wurde.

Am Dienstag hatte sich Präsident Macron bereit erklärt, Marina Ovsiannikova „konsularischen Schutz“ zu gewähren, entweder über ein Asyl oder in der Botschaft. Am Montag war die russische Journalistin mit einem Schild, auf dem sie die kriegerische Offensive Moskaus kritisierte und die „Propaganda“ der vom Kreml kontrollierten Medien anprangerte, in die Prime-Time-Nachrichtensender des meistgesehenen Sender Russlands, eingedrungen und hielt ein sebstgeschriebenes Protestplakat in die Kamera.

„Ich wollte zeigen, dass auch die Russen gegen diesen Krieg sind“.
Zunächst wurde die TV-Produzentin festgenommen und zu einer Geldstrafe verurteilt. Später wurde sie wieder auf freien  Fuss gesetzt. Nach einem neuen Gesetz, das „falsche Informationen“ über die russische Armee unter Strafe stellt, droht ihr jedoch noch eine strafrechtliche Verfolgung. Marina Ovsiannikova riskiert eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren.

„Das ist ein Krieg gegen ein Brudervolk! Kein Mensch mit gesundem Verstand kann das akzeptieren“, erklärte Marina Ovsiannikova. Für sie war ihr Coup „in erster Linie eine pazifistische Aktion: Es liegt im Interesse Russlands und der Welt, diesen Krieg so schnell wie möglich zu beenden“.

„Ich wollte auch zeigen, dass auch die Russen gegen diesen Krieg sind, was viele Menschen im Westen nicht verstehen. Die Mehrheit der intelligenten und gebildeten Menschen hier ist gegen diesen Krieg“, erklärt Ovsiannikova und versichert, dass sie sich auf diese Aktion allein vorbereitet habe. „Die meisten Leute, die für das nationale Fernsehen arbeiten, verstehen sehr gut, was vor sich geht. Sie wissen nur zu gut, dass sie etwas Falsches tun. Sie sind keine überzeugten Propagandisten, oft alles andere als das!“.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!