Tag & Nacht

In der Nacht vom 16. auf den 17. November erlebte die Ukraine eine der massivsten Luftangriffe seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022. Rund 120 Raketen und 90 Drohnen wurden auf Städte und kritische Infrastrukturen abgefeuert.

Eine gezielte Offensive gegen das Energiesystem

Das Hauptziel der Angriffe war erneut das ukrainische Stromnetz. Der nationale Energieversorger DTEK bestätigte „massive Angriffe“, die zu Notabschaltungen in mehreren Regionen führten, darunter Kiew, Donetsk, Dnipro und Odessa. Viele Haushalte und öffentliche Einrichtungen stehen ohne Strom da – ein bekanntes Muster, das Russland in den Wintermonaten intensiviert hat, um die ukrainische Zivilbevölkerung unter Druck zu setzen.

Doch die ukrainische Luftverteidigung zeigte sich widerstandsfähig. Von den über 210 eingesetzten Raketen und Drohnen wurden mehr als 140 abgefangen, teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj mit.

Tragische Opferzahlen

Die Angriffe forderten auch erneut Menschenleben. In Mykolajiw trafen Drohnen des Typs Shahed ein Wohngebäude. Zwei Frauen starben, sechs weitere Personen – darunter zwei Kinder – wurden verletzt. Auch in Lwiw (Lemberg) kam es zu Toten: Mindestens eine Person starb, zwei weitere wurden verletzt.

In Kiew verletzte ein Drohnentrümmer einen Bewohner eines Mehrfamilienhauses. Überall im Land wurden Explosionen gemeldet, unter anderem in Odessa, Saporischschja, Mykolajiw und sogar im Norden bei Tschernihiw.

Polens Reaktion: Kampfjets in Bereitschaft

Die Auswirkungen der Angriffe blieben nicht auf die Ukraine beschränkt. In Polen, das direkt an die Ukraine grenzt, wurden Kampfflugzeuge in Alarmbereitschaft versetzt. Laut dem polnischen Militärkommando sollen sie den nationalen Luftraum sichern, insbesondere in den Gebieten nahe der Grenze.

Dieser Schritt unterstreicht die wachsende Sorge der Nachbarländer, dass die Eskalation des Konflikts ihre eigene Sicherheit gefährden könnte. Polen, ein NATO-Mitglied, steht dabei im Fokus, da die Allianz jede potenzielle Bedrohung sehr ernst nimmt.

Was steckt hinter der Eskalation?

Die großangelegte Offensive hat eine klare Botschaft: Russland erhöht den Druck, sowohl militärisch als auch psychologisch. Experten vermuten, dass der Kreml darauf abzielt, die Ukraine zu Verhandlungen zu zwingen. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybicha erklärte, Russland habe sich bewusst auf schlafende Zivilisten und kritische Infrastruktur konzentriert.

Selenskyj und seine Regierung halten dagegen. Sie setzen weiterhin auf die Stärke ihrer Verteidigung und fordern internationale Unterstützung. „Frieden durch Stärke“ sei die einzige Antwort auf diese Angriffe, so Sybicha.

Eine angespannte Lage

Die jüngsten Entwicklungen zeigen, wie angespannt die Situation bleibt. Während die Ukraine mit allen Mitteln versucht, ihre Bevölkerung zu schützen und die Infrastruktur zu stabilisieren, zeigt Russland keine Anzeichen für einen Rückzug.

Wie lange kann die Ukraine diesen enormen Druck aushalten? Und wie wird die internationale Gemeinschaft auf diese Eskalation reagieren? Klar ist, dass dieser Winter für die Ukraine entscheidend sein könnte.


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