Tag & Nacht


Der Himmel bleibt bleigrau, die Straßen glänzen nass im Scheinwerferlicht – und Météo-France schlägt erneut Alarm: Nach Gironde, Dordogne und Corrèze stehen nun auch die vier östlichen Départements Ain, Isère, Savoie und Haute-Savoie unter „Vigilance orange“ – Warnstufe Orange – wegen heftiger Regenfälle mit Überschwemmungsgefahr. Eine breite Unwetterfront zieht sich quer durch Frankreich – vom Südwesten bis zum Alpenrand. Und sie bringt: Wasser. Viel Wasser.

Bereits seit Sonntagabend hat sich die Wetterlage merklich zugespitzt. Die Meteorologen sprechen von einer „Perturbation“, also einer wetteraktiven Störung, die ergiebige Niederschläge im Gepäck hat. Und das, was seitdem vom Himmel fällt, ist mehr als ein herbstlicher Niesel: Zwischen 30 und 50 Liter Regen pro m2 wurden vom Westen des Zentralmassivs bis zur Gironde gemessen – in Bordeaux waren es sogar bis zu 59 Liter. Auf den Nordalpen und im südlichen Jura-Massiv kamen stellenweise sogar 80 bis 100 Liter zusammen.

Man muss sich das vorstellen: In wenigen Stunden fällt mancherorts so viel Regen, wie sonst in einer ganzen Novemberwoche. Und es ist noch nicht vorbei.

Während die Südwest-Départements langsam aufatmen dürfen – dort rechnet Météo-France im Laufe des Tages mit einer Abschwächung der Niederschläge – bleibt die Lage in den Alpen angespannt. Denn dort regnet es weiter, unaufhörlich. Und mit jedem Tropfen steigt die Gefahr von Sturzfluten, Erdrutschen und überquellenden Flüssen.

„Die Regenfälle werden im Tagesverlauf in der Gironde, der Dordogne und der Corrèze sporadischer“, so das offizielle Bulletin. Doch Entwarnung klingt anders: Die Schauern können ab dem Nachmittag wieder an Stärke gewinnen – besonders in der Gironde, wo am Abend sogar lokale Gewitter möglich sind.

Und was ist mit dem Osten?

Die Départements Ain, Isère, Savoie und Haute-Savoie stehen erst am Anfang der kritischen Phase. Météo-France rechnet dort bis in die Nacht mit anhaltenden Regenfällen. In den kommenden zwölf Stunden könnten lokal nochmals bis zu 70 Liter hinzukommen – ein dramatischer Wert, wenn Böden bereits gesättigt und Abflüsse überlastet sind.

Was bedeutet das für die Menschen vor Ort?

Nicht nur volle Regenschirme und nasse Füße. Die Wetterwarnstufe „orange“ ist die zweithöchste von vier – sie steht für eine ernste Gefahrensituation. Behörden sind in Alarmbereitschaft, Einsatzkräfte sensibilisiert. Schulen, Verkehrswege, Keller und Häuser können betroffen sein. Besonders heikel ist die Lage in Hanglagen und Flusstälern, wo Regenwasser schnell gefährliche Dynamik entwickelt.

Ein wiederkehrendes Phänomen?

Frankreich erlebt in den letzten Jahren immer häufiger solche Extremwetterlagen. Während der Süden regelmäßig unter Dürre und Bränden leidet, zeigt sich der Herbst zunehmend von seiner nassen, wilden Seite. Meteorologen warnen davor, diese Entwicklungen als bloße Laune der Natur abzutun – sie passen ins größere Bild eines sich wandelnden Klimas.

Doch was bleibt zu tun, wenn der Regen einfach nicht aufhört?

Vorsicht, Aufmerksamkeit, Rücksicht. Météo-France empfiehlt, sich regelmäßig über die aktuelle Wetterlage zu informieren, Reisen in Risikogebiete zu verschieben und sich im Zweifel in höher gelegene, sichere Bereiche zurückzuziehen. Besonders Autofahrer sollten Flussunterführungen und überflutete Straßen meiden – denn bereits wenige Zentimeter Wasser können ein Fahrzeug zum Kentern bringen.

Die kommenden Stunden werden zeigen, ob die Wassermassen weiter wachsen oder langsam zurückweichen. Bis dahin heißt es: wachsam bleiben. Und trocken.

Autor: Andreas M. B.

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