Tag & Nacht




Seit über einem Jahr müssen die Bewohner der kleinen Gemeinde Vaudesson im Département Aisne ohne Trinkwasser auskommen. Ein Präfektur-Erlass verbietet die Nutzung des Leitungswassers aufgrund einer Kontamination mit gefährlichen Pestiziden. Was zunächst wie ein vorübergehendes Problem wirkte, hat sich inzwischen zu einem langanhaltenden Albtraum entwickelt.

Der Alltag in Vaudesson – Eine neue Routine

Anaïs Wurtz und ihre Familie haben sich in den letzten Monaten an eine neue, ungewöhnliche Routine gewöhnt. „Jeden Tag muss ich in den Keller, um Wasserflaschen zu holen – für alles: Kochen, Kaffee machen, Zähne putzen der Kinder“, erzählt sie. Es klingt fast wie aus einem schlechten Film, ist aber die bittere Realität in Vaudesson. Seit Juli 2023 dürfen die rund 250 Einwohner der Gemeinde das Wasser aus dem Hahn nicht mehr konsumieren. Die regionale Gesundheitsbehörde hat ein gefährliches Pestizid im Wasser entdeckt, das potenziell gesundheitsschädlich ist.

Ein teurer Notstand

Die Ironie an der ganzen Geschichte: Trotz der Wasserprobleme sind die Kosten für das Wasser fast doppelt so hoch wie zuvor. Anaïs Wurtz berichtet: „Früher habe ich 1,25 Euro pro Kubikmeter Wasser bezahlt. Seit der Abrechnung des ersten Halbjahres 2024 liegt der Preis bei 2,40 Euro pro Kubikmeter – und ich kann es immer noch nicht nutzen.“ Eine bittere Pille für die Bewohner, die nicht nur mit der Einschränkung leben, sondern auch noch tiefer in die Tasche greifen müssen.

Der Bürgermeister von Vaudesson, Christian Mériaux, hat in den ersten drei Monaten nach dem Verbot die Kosten für Flaschenwasser übernommen. Doch das war nur eine kurzfristige Lösung. Jetzt steht den Einwohnern eine weitere Notlösung zur Verfügung: Eine zentrale Wasserzapfstelle, an der sie sich kostenlos mit Wasser versorgen können. Klingt gut, oder? Der Haken daran – sie ist drei Kilometer vom Dorf entfernt und nur einmal am Tag zugänglich. Wer also kein Auto hat oder nicht mobil ist, hat ein echtes Problem.

Die Suche nach einer langfristigen Lösung

Es wird offensichtlich: Eine dauerhafte Lösung muss her. Bürgermeister Mériaux hat einen Plan – den Anschluss der Gemeinde an ein sicheres Trinkwassernetz. Doch hier kommt das nächste Problem: Die Kosten dafür belaufen sich auf etwa 400.000 Euro. Für eine Gemeinde mit gerade mal 250 Einwohnern ist das eine gewaltige Summe.

Die Frage ist: Wie lange kann das Dorf diese Situation noch ertragen? Wird eine dauerhafte Lösung gefunden, bevor die Geduld der Bewohner endgültig erschöpft ist? Solche Fragen brennen unter den Nägeln.

Warten auf Unterstützung

Es bleibt die Hoffnung, dass staatliche Unterstützung oder vielleicht ein Zuschuss aus einem Hilfsfonds Abhilfe schaffen können. Für die Bewohner von Vaudesson ist dies mehr als nur eine Frage des Komforts – es geht um ihre Lebensqualität, ihre Gesundheit und letztendlich auch um Gerechtigkeit. Niemand sollte in einer modernen Gesellschaft gezwungen sein, ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser zu leben.

In einer Zeit, in der Umwelt- und Gesundheitsthemen immer stärker in den Fokus rücken, zeigt das Beispiel von Vaudesson auf drastische Weise, wie wichtig der Zugang zu sauberem Wasser ist. Es wird Zeit, dass sich eine Lösung abzeichnet – bevor der Alltag für die Menschen dort noch unerträglicher wird.

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