Tag & Nacht




Still, fleißig und scheinbar unbemerkt summen sie durch Wiesen, Gärten und Felder. Die Bienen. Ohne viel Aufhebens verrichten sie ihre Arbeit – doch die Auswirkungen sind gigantisch. Der 20. Mai ist Weltbienentag. Ein Datum, das wachrütteln sollte.

Denn es steht nicht gut um unsere summenden Freunde.

Kleine Tiere, große Leistung

Ohne Bienen gäbe es keine Erdbeeren. Keine Äpfel. Keine Mandeln. Fast 80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen in Europa sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen – allen voran die Bienen. Sie sorgen für biologische Vielfalt, sichern Ernten und bringen mit ihrem Honig auch noch ein süßes Nebenprodukt auf unsere Frühstückstische.

Was oft übersehen wird: Auch das Viehfutter vieler Tiere basiert auf bestäubten Pflanzen. Fällt die Biene, fällt die Landwirtschaft – und damit auch unser Ernährungssystem.

Bedrohung durch Gift, Gier und Gleichgültigkeit

Doch genau dieses Fundament wankt. Monokulturen, Pestizide, Klimawandel, Flächenversiegelung und eingeschleppte Schädlinge machen den Bienen schwer zu schaffen. In Deutschland ist die Zahl der Wildbienenarten in den letzten Jahrzehnten massiv zurückgegangen. Viele stehen auf der Roten Liste, einige sind bereits verschwunden.

Und warum? Weil wir Menschen uns den Planeten so zurechtbiegen, wie es uns gerade passt – oft auf Kosten derer, die uns überhaupt erst das Leben ermöglichen.

Der Mensch als Retter – oder Totengräber?

Es wäre bequem, einfach mit dem Finger auf die Politik oder die Industrie zu zeigen. Doch das greift zu kurz. Auch wir Verbraucher tragen Verantwortung. Kaufen wir regional und saisonal ein? Unterstützen wir Imker und biologische Landwirtschaft? Pflanzen wir in unseren Gärten insektenfreundliche Blumen – oder liegen da nur pflegeleichte Kieswüsten?

Die Wahrheit ist: Jeder einzelne kann etwas ändern. Ein Balkonkasten voller Lavendel ist mehr als nur hübsch. Er ist ein Statement. Ein Zeichen für Leben.

Und die Politik?

Natürlich braucht es auch strukturelle Veränderungen. Ein Verbot bienenschädlicher Pestizide, mehr Schutzräume in der Agrarlandschaft, finanzielle Anreize für nachhaltige Landwirtschaft – all das ist längst überfällig.

Doch leider hinkt die Politik hinterher. Die Interessen großer Agrarlobbys wiegen oft schwerer als das Summen einer Wildbiene. Dabei ist es längst keine Randnotiz mehr – es ist eine Frage unserer Zukunft.

Ein Tag, der Hoffnung macht

Der Weltbienentag ist mehr als eine symbolische Geste. Er macht sichtbar, was sonst übersehen wird. In Schulen, auf Bauernhöfen und in Städten finden Aktionen statt, die zeigen: Wir sind nicht machtlos.

Und das ist vielleicht das Wichtigste: Hoffnung. Hoffnung, dass Aufklärung wirkt. Dass Kinder lernen, warum eine Biene kein Tier zum Fürchten, sondern zum Schützen ist. Dass sich ein Umdenken breitmacht – und die Biene endlich das bekommt, was sie verdient: Respekt.

Denn sind wir mal ehrlich: Wer von uns hat sich nicht schon mal bei einem Picknick von einer Biene gestört gefühlt? Und doch – ohne sie wäre dieses Picknick womöglich gar nicht möglich gewesen.

Zeit zum Handeln – nicht nur zum Gedenken

Der Weltbienentag ist ein guter Anfang. Aber er darf nicht im Lärm der vielen Aktionstage untergehen. Er muss ein Startschuss sein – für mehr Artenvielfalt, für ein neues Miteinander von Mensch und Natur. Denn wenn die Bienen verschwinden, summt nicht nur weniger Leben durch unsere Landschaft – es wird still in einer Welt, die auf sie angewiesen ist.

Wer also heute eine Biene sieht: Vielleicht einfach mal nicht wegscheuchen. Sondern stehen bleiben, hinsehen – und danken.

Von C. Hatty

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