Tag & Nacht




Am späten Montagnachmittag ist ein 17-jähriger Jugendlicher vor dem Lycée des Métiers Louis-Armand in Yerres (Essonne) tödlich verletzt worden. Ein gezielter Messerstich in die Brust – mitten auf offener Straße, vor einem Berufslyzeum, das der junge Mann selbst nicht besuchte. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Noch am selben Abend nahm die Polizei sechs Verdächtige fest. Der Tatvorwurf: vorsätzliche Tötung und gemeinschaftliche Gewalt.

Der tragische Vorfall ereignete sich gegen 17 Uhr. Das Opfer, ein Jugendlicher aus dem benachbarten Stadtteil Hautes-Mardelles in Brunoy, wurde in einem Umfeld attackiert, das Ermittler mit einem eskalierenden Konflikt zwischen zwei Vierteln in Verbindung bringen. Es ist nicht das erste Mal, dass Rivalitäten unter Jugendlichen aus angrenzenden Städten im Département Essonne in brutale Auseinandersetzungen münden. Doch dieses Mal endete das Ganze tödlich.

Was treibt junge Menschen dazu, zu Waffen zu greifen? Diese Frage stellen sich nicht nur die Ermittler, sondern auch viele Anwohnerinnen und Anwohner. Die Gegend rund um Yerres ist eigentlich eher bekannt für ihre ruhigen Wohnviertel, grüne Alleen und bürgerlichen Vororte. Doch gerade in den Randzonen toben immer wieder Spannungen – wie ein unter der Oberfläche brodelnder Vulkan.

Die Polizei agierte schnell: Nur wenige Stunden nach der Tat klickten die Handschellen bei sechs mutmaßlichen Beteiligten. Sie befinden sich nun in Gewahrsam. Noch ist unklar, welche Rollen die Einzelnen bei dem Angriff spielten. War es ein geplanter Übergriff oder eine spontane Eskalation?

Der leitende Staatsanwalt betonte gegenüber der Presse, dass der Jugendliche gezielt und brutal attackiert wurde. Laut bisherigen Erkenntnissen geschah der Angriff im Zusammenhang mit einer laufenden Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen zweier benachbarter Wohnviertel. Derartige Revierstreitigkeiten, oft aufgeladen mit jugendlichem Machogehabe, sind keine Seltenheit – aber sie nehmen zu. Und sie werden härter.

Lehrer und Schüler des Lycée des Métiers Louis-Armand stehen unter Schock. Zwar besuchte der getötete Jugendliche das Berufsgymnasium nicht, doch viele kannten ihn aus dem Viertel oder durch gemeinsame Bekannte. Das Gelände wurde weiträumig abgesperrt, psychologische Hilfe steht bereit. Ein Gefühl der Unsicherheit schleicht sich ein – nicht zum ersten Mal.

In den sozialen Netzwerken ist die Anteilnahme groß. Freunde, Bekannte, Nachbarn – viele drücken ihre Trauer aus, teilen Erinnerungen und Fotos. Gleichzeitig brodelt es dort weiter. Beschuldigungen, Wut und Gerüchte mischen sich unter die Kondolenzen. Ein gefährliches Gemisch in einem ohnehin aufgeladenen Klima.

Inzwischen übernimmt die Kriminalpolizei die weiteren Ermittlungen. Es wird geprüft, ob es in den Tagen zuvor Anzeichen für eine bevorstehende Konfrontation gab. Hinweise auf eine mögliche Verabredung zur Rache stehen im Raum. Die Ermittler versuchen nun, das Puzzle aus Zeugenaussagen, Videoaufnahmen und sichergestellten Beweismitteln zusammenzusetzen.

Wie geht man um mit einer Jugend, die immer öfter in Gewalt abrutscht? Eltern, Schulen, Sozialarbeit – alle stehen in der Verantwortung. Doch trotz aller Prävention scheint das Gewaltpotenzial unter jungen Männern in manchen Gegenden bedrohlich zuzunehmen. Besonders in Vierteln, in denen Perspektivlosigkeit und Frust die Oberhand gewinnen.

Ein Todesfall wie dieser ist nicht nur ein Verbrechen. Er ist ein Alarmsignal. Für ein System, das es nicht schafft, Jugendlichen echte Alternativen zur Straße zu bieten. Für eine Gesellschaft, in der Grenzen zu oft mit Fäusten oder Messern gezogen werden. Und für Schulen, die zur Arena werden, wenn der Druck von draußen nach innen drängt.

In Yerres herrscht nun Trauer, aber auch Unruhe. Der nächste Tag am Lycée wird anders sein – leiser, nachdenklicher. Viele Jugendliche werden sich fragen, wie es so weit kommen konnte. Und ob es sie vielleicht als Nächste trifft.

Von C. Hatty.

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