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In den letzten Jahren sehen sich zahlreiche französische Kommunen mit erheblichen Herausforderungen bei der Absicherung ihres Eigentums konfrontiert. Steigende Schadensfälle infolge des Klimawandels und zunehmender urbaner Gewalt haben dazu geführt, dass Versicherer zögerlicher agieren, was sich in erhöhten Prämien und Selbstbeteiligungen niederschlägt. Einige Gemeinden starten das Jahr 2025 sogar ohne Versicherungsschutz für ihre Gebäude.

Erhöhte Versicherungsprämien und Selbstbeteiligungen

Ein prägnantes Beispiel liefert Sébastien Olharan, Bürgermeister von Breil-sur-Roya, einer an Italien grenzenden Gemeinde. Im November 2024 informierte die SMACL Assurances, dass sie ab dem 1. Januar den Versicherungsschutz für die Stadt nicht mehr verlängern würde. Diese Entscheidung traf eine Gemeinde, die bereits 2020 durch den Sturm Alex schwer getroffen wurde. In der Folge sah sich Breil-sur-Roya gezwungen, das Jahr ohne eine dauerhafte Versicherungslösung für ihre Gebäude zu beginnen.

Nach intensiven Verhandlungen verpflichtete der Staat schließlich fünf Versicherer, gemeinsam den notwendigen Schutz für öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Rathäuser bereitzustellen. Dies führte jedoch zu einer Verachtfachung der Prämien und deutlich höheren Selbstbeteiligungen. Zudem entfiel der Schutz gegen Diebstahl, Vandalismus und Wasserschäden.

Umfang des Problems

Laut einer Schätzung der Association des maires de France (AMF) aus dem Frühjahr 2024 haben etwa 1.500 der insgesamt 35.000 französischen Gemeinden erhebliche Schwierigkeiten, einen adäquaten Versicherungsschutz zu finden. Alain Chrétien, Bürgermeister von Vesoul und Vizepräsident der AMF, betont, dass vor allem mittelgroße Kommunen betroffen sind, die weder über die technischen noch die finanziellen Ressourcen verfügen, um sich angemessen abzusichern.

Marktkonzentration und ihre Folgen

Der Versicherungsmarkt für Kommunen wird heute von zwei Hauptakteuren dominiert: Groupama und SMACL Assurances. Diese Konzentration führt zu einer reduzierten Konkurrenz, was den verbliebenen Versicherern die Möglichkeit gibt, ihre Tarife zu erhöhen. Groupama gibt an, dass die durchschnittliche Tarifsteigerung ihrer Verträge im Jahr 2024 bei 14 % lag, was für kleinere Gemeinden eine zusätzliche finanzielle Belastung darstellt.

Einfluss des Klimawandels und sozialer Unruhen

Die Zunahme von Naturkatastrophen und sozialen Unruhen hat die Schadensfälle in den letzten Jahren signifikant erhöht. Zwischen 2020 und 2023 lagen die durch klimatische Ereignisse verursachten Schäden um 18 % höher als ursprünglich prognostiziert. Diese Entwicklung zwingt Versicherer dazu, ihre Risikobewertungen anzupassen und entsprechend höhere Prämien zu verlangen.

Reaktionen der betroffenen Gemeinden

Einige Kommunen, wie Rive-de-Gier, wurden nach Ereignissen wie den Unruhen im Sommer 2023 von ihren Versicherern gekündigt. In der Not mussten sie neue Verträge mit deutlich ungünstigeren Konditionen abschließen, einschließlich hoher Selbstbeteiligungen im Schadensfall. Andere Städte, wie Lescar, sahen sich mit Vertragskündigungen konfrontiert, obwohl sie von keinen spezifischen Ereignissen betroffen waren.

Risiken eines fehlenden Versicherungsschutzes

Einige Gemeinden erwägen, aufgrund der hohen Kosten vollständig auf einen Versicherungsschutz zu verzichten. Experten warnen jedoch vor den potenziellen finanziellen Risiken. Ein unversicherter Großschaden könnte die finanziellen Möglichkeiten einer Kommune schnell übersteigen und langfristige Auswirkungen auf deren Haushalt haben.

Strategien zur Risikominimierung

Die AMF empfiehlt den Gemeinden, eine detaillierte Bestandsaufnahme ihres Eigentums durchzuführen und zu prüfen, welche Gebäude und Einrichtungen prioritär versichert werden sollten. Zudem wird vorgeschlagen, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um potenzielle Schäden zu minimieren und so die Attraktivität für Versicherer zu erhöhen.

Die aktuellen Herausforderungen im Versicherungswesen für französische Kommunen spiegeln die wachsenden Risiken durch Klimawandel und gesellschaftliche Veränderungen wider. Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen von Staat, Versicherern und Gemeinden, um nachhaltige Lösungen zu finden, die sowohl finanziell tragbar als auch risikoadäquat sind.

Autor: P.T.


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