Ein weiteres Drama auf hoher See: In der Nacht vom 18. auf den 19. Mai 2025 kam es im Ärmelkanal zu einem tragischen Unglück, als ein völlig überladenes Boot mit Migranten zu sinken begann. Während 62 Menschen gerettet werden konnten, endete die gefährliche Überfahrt für einen Menschen tödlich.
Der Alarm ging bei Nacht ein – das Meer war stockdunkel, als das CROSS Griz-Nez (Centre Régional Opérationnel de Surveillance et de Sauvetage) den Hinweis über eine gestartete Überfahrt eines Migrantenbootes erhielt. Eine Gruppe Menschen war aufgebrochen, in der Hoffnung, Großbritannien zu erreichen – auf einem viel zu kleinen und instabilen Boot.
Rettungseinsatz mit dramatischem Ausgang
Binnen kürzester Zeit wurde das Rettungsschiff „Abeille Normandie“, ein Spezialschiff für Seenotfälle, in Marsch gesetzt. Die Lage war angespannt: Das Boot der Migranten drohte auseinanderzubrechen – zu viele Menschen, zu wenig Platz, keine Rettungswesten. Drei schnelle Beiboote der Abeille Normandie stachen sofort in See, um die Migranten zu bergen. Auch britische Einsatzkräfte eilten herbei, darunter das Rettungsboot RNLI 13-07 aus Dungeness sowie das Schiff „Ranger“ der Border Force.
Auch aus der Luft wurde unterstützt – mit dabei: ein britisches Überwachungsflugzeug und ein französischer Marinehubschrauber vom Typ „Dauphin“, stationiert in Le Touquet. Genau dieser Hubschrauber entdeckte schließlich eine leblos treibende Person im Wasser. Trotz sofortiger medizinischer Hilfe durch das Notarztteam konnte nur noch der Tod festgestellt werden.
Mutter und Kind knapp dem Tod entronnen
Die übrigen Passagiere wurden auf dramatische Weise von der Abeille Normandie aufgenommen. Unter den 62 Geretteten befand sich auch ein kleines Kind und seine Mutter – beide schwer unterkühlt. Sie wurden per Hubschrauber ins Krankenhaus von Boulogne-sur-Mer geflogen. Ohne schnelle Hilfe wären sie vermutlich erfroren.
An Land übernahm der Rettungsdienst. Die Geretteten wurden in Boulogne an Land gebracht und sofort medizinisch versorgt. Viele standen unter Schock – nicht nur wegen der lebensgefährlichen Situation auf See, sondern auch wegen des Verlusts eines Menschen, der dieselbe Hoffnung auf ein besseres Leben geteilt hatte.
Immer neue Fluchtversuche – trotz großer Gefahr
Es ist ein trauriges Bild, das sich immer häufiger wiederholt. Obwohl die Gefahr bekannt ist, nehmen weiterhin verzweifelte Menschen den riskanten Weg über den Ärmelkanal auf sich. Der Grund ist einfach – viele sehen keinen anderen Ausweg. Und: Organisierte Schlepperbanden machen mit dem Leid der Menschen weiterhin skrupellose Geschäfte. Die Boote sind oft kaum seetüchtig, Rettungsmittel fehlen – das Leben der Passagiere zählt für diese Netzwerke nur wenig.
Wie lange kann das so weitergehen?
Trotz verschärfter Kontrollen und zahlreicher Rettungseinsätze reißt die Kette der Unglücke nicht ab. Die Zahl der Überfahrtsversuche steigt. Die Sicherheitsmaßnahmen werden zwar weiter verstärkt, doch die eigentliche Ursache liegt tiefer – in den Herkunftsländern, in Kriegen, Armut und Hoffnungslosigkeit.
Die Retter auf See zeigen Tag für Tag, was es bedeutet, Menschlichkeit zu leben. Sie riskieren ihr eigenes Leben, um anderen das Leben zu retten. Doch sie stoßen an ihre Grenzen. Politische Lösungen, internationale Zusammenarbeit und langfristige Strategien sind gefragt – nicht nur Patrouillen und Hubschrauber.
Denn jeder Tote auf dieser Route ist einer zu viel.
Von C. Hatty
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