Tag & Nacht

Fast auf den Tag genau einen Monat nach seinem ersten Ausbruch ist das Feuer in Landiras erneut sehr heftig ausgebrochen und breitet sich sehr schnell aus. Insgesamt wurden inzwischen mindestens 10.000 Menschen evakuiert, davon 2.500 in der Gemeinde Belin-Béliet.

In Belin-Béliet in der Gironde steht das Feuer vor den Toren der Gemeinde. Sehr früh am Morgen des 10. August flogen Canadair-Löschflugzeuge, große Dash-Flugzeuge und Hubschrauber mit 4000-Liter-Wasserbehältern über das Gebiet: Das Wiederaufflammen des Feuers in Landiras hat bereits 6.200 Hektar verwüstet und mindestens 10.000 Einwohner aus ihren Häusern vertrieben. In Belin-Béliet, einer Stadt mit 5.000 Einwohnern in der Nähe des Epizentrums der Brände, hat sich der Himmel dunkel verfärbt und ein beissender Brandgeruch hängt in den Straßen, nur das Hin und Her der Feuerwehrautos belebt die kleine, inzwischen fast menschenleere Gemeinde.

Innerhalb weniger Stunden kamen die Flammen gefährlich nahe und 2.5000 Einwohner mussten ihre Häuser fluchtartig verlassen, berichtet die 19-jährige Elionor: „Heute Morgen sind wir aufgestanden und haben die schwarzen Wolken über uns gesehen. Das wühlt einen schon ein bisschen auf, alles geht sehr, sehr schnell“. Für die Jugendliche war das noch vor wenigen Wochen undenkbar. „Als es im Juli die ersten Brände gab, dachte ich: ‚Stell dir vor, wenn das bis hierher kommt!‘ Und genau das passiert jetzt. Das ist wirklich beeindruckend!“, erzählt sie den Reportern von Franceinfo.

„Das Feuer ist zehn Meter hinter dem Haus“
Auf den Straßen gehen Polizisten von Tür zu Tür, um die Bewohner dazu zu bewegen, ihr Wonviertel zu evakuieren. Ein Festsaal wurde hergerichtet, um die Menschen aufzunehmen. In der Gemeinde sind bereits siebzehn Häuser vom Feuer zerstört worden. „Überall sind Feuerwehrautos, Löschflugzeuge über unseren Köpfen, Sirenengeheul“, sagt die 66-jährige Evelyne. Die Rentnerin hat sich entschieden, bei ihren Kindern Zuflucht zu suchen und hatte nur eine halbe Stunde Zeit, um ihre Koffer zu packen. „Fast 40 Jahre Leben im Kofferraum eines Autos und das Haus verlassen müssen, ich hätte nicht gedacht, dass das so stressig ist. Aber ja, jetzt ist es wirklich soweit, wir müssen gehen“. Sie konnte nur ein paar Dinge mitnehmen, die ihr am meisten am Herzen lagen.

„Wir haben nur das Wichtigste mitgenommen: ein paar Kleidungsstücke, das iPad und vor allem ein kleines Album mit Fotos meiner Kinder im Alter von zwei, drei Jahren.“ (Evelyne, 66, Bewohnerin von Belin-Béliet gegenüber franceinfo)

Ein Stück weiter, im Stadtzentrum, bereiten sich die Bewohner auf den Abschied vor. Jean-Louis verlässt sein Haus und zieht zu seiner Tochter nach Biscarosse. Er gesteht: „Es macht mir ein bisschen Angst, weil der Wald nur zehn Meter hinter dem Haus liegt. Ich habe Angst, dass das Feuer den Weg überquert und mein Haus erreicht. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, es ist beeindruckend.“

Am Abend ist die Stadt fast menschenleer. Nur einige Unentwegte sind geblieben und weigern sich, ihre Wohnungen oder Häuser zu verlassen. Bisher gab es keine Verletzten, so die Behörden. Eine Informationsstelle wurde für die Öffentlichkeit eingerichtet, so die Präfektur des Departements Gironde in einer Pressemitteilung, ebenso wie psychologische Hilfe. Mehr als 1.000 Feuerwehrleute wechseln sich in der Nacht ab, um die Flammen zu bekämpfen.

Eine Reportage von Franceinfo


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