Wenn Deutschland und Frankreich am 1. August der Schweiz gratulieren, klingt das mehr als nur höflich. Zwischen Alphorn und Diplomatie, Käsefondue und Weltpolitik liegt ein europäischer Sonderfall, der nicht nur Freunde, sondern auch still bewundernde Nachbarn hat. Was man am Nationalfeiertag der Eidgenossen mit einem Augenzwinkern sagen darf: Die Schweiz bleibt ein faszinierendes Paradox – mitten in Europa, aber konsequent eigenständig. Und gerade deshalb wird sie so geschätzt.
Während Berlin in Koalitionen diskutiert und Paris demonstriert, brennt auf der Rütliwiese friedlich ein Höhenfeuer. Die Schweiz feiert ihren Bundesbrief von 1291, aber auch die Fähigkeit, sich aus den großen Verwerfungen Europas meist elegant herauszuhalten – ohne sich abzuschotten. Das schafft Respekt. Wo sonst gelingt es, gleichzeitig Sitz unzähliger internationaler Organisationen zu sein und dennoch keiner Militärallianz beizutreten?
Für Deutschland ist die Schweiz ein kulturell verwandter Nachbar mit stabilem Bankensystem, starker Industrie und erstaunlich hoher Innovationskraft. Für Frankreich – trotz gelegentlicher Sticheleien über Steuerflüchtlinge und Secondos – ein wirtschaftlich wie diplomatisch wichtiger Partner. Beide Staaten wissen: Mit der Schweiz lässt sich gut verhandeln. Nur belehren sollte man sie besser nicht.
Im Rückspiegel der Geschichte wäre das ohnehin vermessen. Ob Napoleon, Bismarck oder die EU-Kommission – wer der Schweiz zu nahe tritt, riskiert, auf höflich-bestimmten Widerstand zu stoßen. Denn was man dort besonders kultiviert hat, ist nicht nur direkte Demokratie, sondern auch ein gesundes Selbstbewusstsein. Und das macht die kleine Alpenrepublik groß – nicht im geopolitischen Sinne, aber in der Kunst des klugen Abwägens.
So stoßen wir an – mit Rivella, Flunder, Dôle oder einem kräftigen Kaffee Crème. Und gratulieren einem Land, das uns zeigt, dass Stabilität kein Zufall, sondern Haltung ist.
Herzliche Glückwünsche, Schweiz!
P.T.
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