Tag & Nacht

„Wir hatten im April vor der historischen Dürre gewarnt, aber es wurde nichts unternommen“. Oder: „Sie waren unfähig, vorausschauend zu handeln“.

In den letzten Wochen hat es in Frankreich nicht an Kritik gefehlt, um die vermeintliche Nachlässigkeit der Regierenden anzuprangern, denen vorgeworfen wird, im Vorfeld nicht die richtigen Vorkehrungen getroffen zu haben, um die Zerstörung von 50.000 Hektar Vegetation zu verhindern, die überall in Frankreich in Rauch aufgegangen sind. Ganz zu schweigen von der Mobilisierung von mehr als 10.000 Feuerwehrleuten, Mitarbeitern des Zivilschutzes und nun auch europäischer Verstärkung.

Viele Franzosen stellen sich immer häufiger die Frage: Was macht die Regierung?

Sich vor Ort zu zeigen, ist in den Augen derjenigen, die betroffen sind und manchmal alles verloren haben, immer zu spät. Wie nach jeder Krise gibt es auch heute den „Nie wieder“-Reflex. Vorkehrungen werden in aller Eile erst nach den Dramen getroffen, im Lichte dessen, was versäumt wurde, was nicht getan wurde und welchen Preis man bereit ist zu zahlen, um das Schlimmste zu verhindern.

So teilte Emmanuel Macron von seinem Feriendomizil Brégançon aus mit, dass er „alle betroffenen Akteure“ im Élysée-Palast versammeln werde, um das bisherige Modell der Brandverhütung und -bekämpfung zu überdenken. Und hofft dabei, dass die bis dahin keine grossen Überschwemmungen auftreten.

Was und wie kann die Regierung antizipieren?
Es wird Jahre dauern, um die Flotte der Canadair-Löschflugzeuge auf den neuesten Stand zu bringen, oder die dezimierte Belegschaft des staatlichen Forstamtes ONF (5.000 Streichungen in 20 Jahren, fast vier von zehn Mitarbeitern) wieder ausreichend zu erhöhe. es wird Jahre dauern, bis die Pflege der französischen Wälder, die allzu oft verwahrlosen, neu zu organisieren. Und es wird Jahre dauern, um die Wasserwirtschaft im ganzen Land so zu organisieren, dass sie der Dürre trotzen kann.

Eric Brocardi, der Sprecher der französischen Feuerwehr, hat Recht, wenn er dazu aufruft, sich auf kommende Überschwemmungen vorzubereiten: Personen und empfindliche Güter in die oberen Stockwerke der Häuser zu verlagern, wo es möglich ist. Aber wie kann man Jahrzehnte wilder Urbanisierung rückgängig machen, die Landschaften und Böden verändert und die Bevölkerung einem großen Risiko ausgesetzt hat?

Es ist leicht, den Zeigefinger zu heben und zu sagen: Wir haben es euch ja gesagt, wir haben euch gewarnt. Das bringt das Thema jedoch kaum voran. Denn es geht nunmehr darum, die komplette Organisation der Gesellschaft nachhaltig zu überdenken. Angesichts der klimatischen Herausforderungen, die schon jetzt an unsere Tür klopfen.


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