Tag & Nacht




Wer denkt, der 13. April sei nur ein weiterer Tag im Kalender, täuscht sich gewaltig. Auf diesen Tag fällt eine beeindruckende Zahl historischer Umbrüche, politischer Entscheidungen und dramatischer Wendepunkte. Frankreich spielt dabei – wie so oft – eine nicht zu unterschätzende Rolle. Aber auch global war der 13. April in verschiedenen Jahrhunderten Zeuge von Geschehen, die sich tief in das kollektive Gedächtnis eingegraben haben.


Religiöser Friede mit langer Nachwirkung: Das Edikt von Nantes

Frankreich im Jahr 1598: Nach Jahrzehnten blutiger Religionskriege, in denen sich Katholiken und Hugenotten erbittert bekämpften, braucht das Land dringend Ruhe. Und so kommt es am 13. April zur Verkündung des Edikts von Nantes. Heinrich IV., selbst einst Protestant, gewährt den Hugenotten begrenzte religiöse Freiheiten – ein revolutionärer Schritt. Endlich dürfen sie in bestimmten Städten ihre Gottesdienste frei feiern und erhalten sogar Zugang zu öffentlichen Ämtern. Natürlich brodelt es im katholischen Lager, doch das Dekret bringt dem Land eine Phase relativer Stabilität. Über zwei Generationen lang bleibt es in Kraft, bis es schließlich widerrufen wird – mit bekannten, verheerenden Folgen.

Ein König, der Frieden statt Sieg will? Das war nicht selbstverständlich.


Paris wird französisch – wieder einmal

Springen wir zurück ins Jahr 1436. Während des Hundertjährigen Krieges war Paris lange Zeit in englischer Hand. Doch am 13. April gelingt es den Truppen Karls VII., die Stadt zurückzuerobern. Die Bevölkerung hat genug von der Besatzung, öffnet die Stadttore – und die Franzosen marschieren ein. Diese Rückgewinnung der Hauptstadt bedeutet mehr als nur einen militärischen Sieg. Es ist ein Wendepunkt für die französische Monarchie, die dadurch ihren Machtanspruch unterstreicht und das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnt. Die Rückeroberung ist aber auch ein Symbol: Paris bleibt das Herz Frankreichs – und das will es auch bleiben.


Frauenpolitik mit Signalwirkung: Die Abschaffung der Bordelle

Ein eher stilles, dafür aber gesellschaftlich hochwirksames Ereignis ereignet sich 1946. An diesem 13. April beschließt die französische Nationalversammlung das Ende der legalen Bordelle. Maßgeblich vorangetrieben von Marthe Richard, einer ehemaligen Spionin und Stadträtin von Paris, wird das Gesetz verabschiedet, das der regulierten Prostitution in Frankreich ein Ende setzt. Die sogenannten „Maisons closes“ müssen schließen – nach teils jahrhundertelanger Existenz. Die öffentliche Debatte darüber spaltet die Gesellschaft. Für die einen ist es ein Sieg für die Moral und die Rechte der Frau, für die anderen ein Verlust von Kontrolle und Schutz. Auch heute noch wird in Frankreich über die Wirkung und Folgen dieses Gesetzes diskutiert.


Ein Krieg beginnt – und spaltet ein Land

Am 13. April 1861 kapituliert Fort Sumter nach Beschuss durch die Konföderierten – der Amerikanische Bürgerkrieg ist damit offiziell ausgebrochen. Der Konflikt zwischen Nord- und Südstaaten wird zu einem der blutigsten Kapitel in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Es geht um Sklaverei, Föderalismus und die Zukunft einer ganzen Nation. Der Krieg wird das Land nachhaltig prägen, in gesellschaftlicher, politischer und kultureller Hinsicht. Auch in Europa wird das Geschehen aufmerksam verfolgt – Frankreich schaut mit besonderem Interesse auf die kolonialen und wirtschaftlichen Folgen.


Ein technisches Meisterwerk unter Extrembedingungen: Apollo 13

Eigentlich sollte alles routiniert ablaufen. Die Apollo-13-Mission, die am 11. April gestartet ist, befindet sich zwei Tage später auf Kurs zum Mond – als plötzlich ein Sauerstofftank explodiert. Am 13. April senden die Astronauten den inhaltsschweren Satz: „Houston, we’ve had a problem.“ Die geplante Mondlandung wird gestrichen, die Mission verwandelt sich in eine dramatische Rettungsaktion. Ingenieure auf der Erde und Astronauten im All arbeiten rund um die Uhr – improvisieren, rechnen, bauen Geräte um. Und sie schaffen es: Die Crew kehrt lebend zurück. Ein Meilenstein in der Raumfahrtgeschichte – und ein Beweis dafür, wie Erfindungsreichtum Leben retten kann.


Dunkle Schatten am Ende des Zweiten Weltkriegs

Der 13. April 1945 bringt eine der düstersten Episoden des Kriegs ans Licht: In einer Scheune bei Gardelegen werden über 1.000 KZ-Häftlinge eingesperrt und verbrannt – von deutschen Einheiten, um ihre Spuren zu verwischen. Die heranrückenden Alliierten finden nur noch Leichen. Die Tat ist eines von vielen grausamen Verbrechen der letzten Kriegstage. Was bleibt, ist nicht nur Entsetzen – sondern der dringende Auftrag, solche Gräueltaten niemals zu vergessen. Heute erinnert eine Gedenkstätte an das Massaker.


Geboren, um Geschichte zu schreiben

Am 13. April 1743 erblickt Thomas Jefferson das Licht der Welt – einer der Gründerväter der USA, später dritter Präsident des Landes und federführender Autor der Unabhängigkeitserklärung. Seine Ideen von Freiheit, Bildung und Demokratie beeinflussen die westliche Welt bis heute – auch wenn sein Leben nicht frei von Widersprüchen war.

Ein weiteres Geburtstagskind ist Samuel Beckett, geboren am 13. April 1906. Der irische Autor revolutionierte mit seinem absurden Theater das Denken auf der Bühne. „Warten auf Godot“ wurde zum Kultstück, zur Parabel einer entwurzelten, fragenden Gesellschaft nach dem Krieg.


Ein Tag, der nachklingt

Ob im Palast von Paris, im Weltraum oder auf dem blutgetränkten Boden eines Krieges – der 13. April hat es in sich. Was ihn so besonders macht? Vielleicht die Mischung aus Wendepunkten, tragischen Verlusten und menschlicher Größe. Ein Tag, an dem Geschichte gemacht wurde. Und an dem wir uns erinnern sollten – nicht nur mit dem Blick zurück, sondern auch mit Fragen an das Heute: Was haben wir gelernt? Und wohin steuern wir?

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