Manche Daten in der Geschichte fliegen unter dem Radar. Andere sind wie Magneten für große Wendepunkte – der 30. März gehört definitiv zur zweiten Sorte. An diesem Tag wurde Geschichte geschrieben, verhandelt, erschüttert und gefeiert. Weltweit, aber besonders auch in Frankreich.
Werfen wir einen Blick auf das, was die Welt an einem 30. März bewegt hat – von mittelalterlichen Aufständen bis hin zu Rocklegenden mit Gitarre in der Hand.
1282: Die Sizilianische Vesper – Blutiger Aufstand zur Vesperzeit
Palermo, 30. März 1282, am Ostermontag. Während der Abendmesse – der Vesper – passiert etwas Unerwartetes. Die Bevölkerung der Stadt erhebt sich gegen die französischen Besatzer unter Karl von Anjou. Ein Funke reicht, um ein wahres Inferno zu entzünden: Hunderte Franzosen werden in einer Nacht niedergemetzelt. Was folgt, ist ein Krieg, der ganz Süditalien erschüttert.
Die „Sizilianische Vesper“ wird zu einem Wendepunkt. Das Königreich Sizilien zerbricht – Peter III. von Aragon wird neuer Herrscher der Insel. Das französisch beherrschte Festland bleibt eigenständig als Königreich Neapel. Dieses Ereignis hat nicht nur eine neue geopolitische Ordnung in Südeuropa geschaffen, sondern auch ein bleibendes Misstrauen gegenüber ausländischer Herrschaft hinterlassen, das sich bis heute in Teilen der sizilianischen Kultur widerspiegelt.
1867: Russland verkauft Alaska – Der große Tausch gegen 7,2 Millionen Dollar
Russland hatte genug – Alaska war weit, wild und militärisch kaum zu halten. Also wurde ein Deal mit den Vereinigten Staaten ausgehandelt. Am 30. März 1867 unterschrieb US-Außenminister William Seward den Kaufvertrag: Für 7,2 Millionen Dollar – das sind umgerechnet etwa zwei Cent pro Hektar – wechselte das heutige Alaska den Besitzer.
Damals hielten viele Amerikaner den Kauf für unsinnig – „Seward’s Icebox“ wurde das neue Territorium höhnisch genannt. Doch der Spott verstummte schnell. Mit dem Fund von Gold, später Öl, wurde Alaska ein strategischer und wirtschaftlicher Glücksgriff. Und heute? Das Gebiet ist nicht nur reich an Ressourcen, sondern auch ein geopolitisch wichtiger Außenposten gegenüber Russland. Ironie des Schicksals, nicht wahr?
1912: Der letzte Ritt von Karl May
Ein anderer 30. März markierte das Ende einer literarischen Ära. Der deutsche Schriftsteller Karl May, Schöpfer von Winnetou und Old Shatterhand, stirbt an diesem Tag. Seine Romane – oft geschrieben, ohne dass er jemals die beschriebenen Orte besucht hatte – prägten das Bild vom „Wilden Westen“ für ganze Generationen im deutschsprachigen Raum.
May war nicht nur ein Phänomen der Unterhaltungswelt. Seine Bücher behandelten immer auch Themen wie Gerechtigkeit, kulturelles Verständnis und Menschlichkeit – Werte, die auch heute noch in einer zunehmend polarisierten Welt hochrelevant sind.
1945: Heidelberg bleibt stehen
Der Zweite Weltkrieg neigt sich dem Ende zu, doch in vielen deutschen Städten tobt noch der Kampf. Nicht so in Heidelberg. Am 30. März 1945 marschieren amerikanische Truppen in die Stadt ein – kampflos. Kein Widerstand, keine Bombardierung. Und so bleibt die Altstadt mit ihren Barockbauten erhalten.
Heute profitiert Heidelberg – im Gegensatz zu vielen anderen Städten – noch immer von diesem Moment. Der Tourismus boomt, Studierende aus aller Welt strömen an die altehrwürdige Universität. Manchmal entscheidet eben ein einziger Tag über das Gesicht einer Stadt für Jahrhunderte.
1981: Ein Attentat, das die USA erschütterte
In Washington D.C. geschieht am 30. März 1981 ein Attentat, das um die Welt geht. Der frisch gewählte US-Präsident Ronald Reagan wird von John Hinckley Jr. angeschossen. Nur knapp entgeht er dem Tod. Die USA halten den Atem an, doch Reagan überlebt – und gewinnt mit seiner humorvollen Art in der Krise zusätzliche Sympathien. Seine berühmte Bemerkung an die Ärzte im OP? „Ich hoffe, Sie sind alle Republikaner.“
Solche Sätze prägen ein Image. Und tatsächlich festigte das Attentat nicht nur Reagans politische Position, sondern veränderte auch die Sicherheitsmaßnahmen für Staatsoberhäupter weltweit.
1998: Russland und die Menschenrechte – ein kurzer Frühling
Ein kleiner Hoffnungsschimmer blitzte am 30. März 1998 auf: Russland unterzeichnet die Europäische Menschenrechtskonvention. Es war ein symbolträchtiger Schritt Richtung Westen – hinein in eine Welt von Rechten, Demokratie und internationaler Zusammenarbeit.
Heute, in Zeiten wachsender Spannungen zwischen Russland und dem Westen, wirkt dieser Moment fast wie aus einer anderen Ära. Aber: Er zeigt, dass auch große Systeme manchmal Schwankungen zulassen – zumindest für einen Moment. Wer weiß, ob solche Signale in Zukunft nicht doch wieder eine Rolle spielen.
Ein bisschen Musik darf nicht fehlen: Eric Clapton wird 80
Und zum Schluss ein Geburtstagsständchen: Am 30. März 1945 kommt Eric Clapton zur Welt. Der Mann mit der Gitarre, der für viele zur Legende wurde. Blues, Rock, ein Hauch von Soul – Clapton prägte ganze Musikrichtungen. Und auch wenn die Jahre ins Gesicht geschrieben stehen, der Sound bleibt jung.
Wie viele Menschen weltweit verdanken ihm wohl ihre erste Gitarre, den ersten Griff, das erste Solo im Kinderzimmer?
Der rote Faden des 30. März
Was verbindet diese Ereignisse, die auf den ersten Blick kaum etwas miteinander zu tun haben? Vielleicht dies: Der 30. März steht immer wieder für Wendepunkte. Für Aufbrüche, Umbrüche – manchmal tragisch, manchmal hoffnungsvoll. Ein Tag, an dem Geschichte nicht stillsteht, sondern mit Nachdruck ihre Richtung ändert.
Und manchmal – da reicht eine Messe am Abend, ein Vertrag auf Papier oder eine Kugel, um die Welt in Bewegung zu setzen.
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