Der heutige Welttag der Wissenschaft hat eine ungebrochene Bedeutung – ja, vielleicht ist er wichtiger denn je. In einer Zeit, in der der Klimawandel nicht nur eine theoretische Bedrohung ist, sondern eine spürbare, existenzielle Krise, sollte die Rolle der Wissenschaft unumstritten sein. Doch die Realität ist eine andere: Während sich extreme Wetterereignisse häufen und die alarmierenden Berichte der Klimaforschung einen dringenden Handlungsbedarf beschwören, verschärfen sich in vielen westlichen Gesellschaften die Spannungen zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und populistischen Agenden. Dies betrifft nicht nur die USA, wo Donald Trump, ein bekannter Wissenschaftsleugner, gerade wiedergewählt wurde, sondern auch Europa, wo rechte und rechtspopulistische Kräfte ebenfalls zunehmend die Fundamente der Wissenschaft infrage stellen.
Die USA: Ein gespaltenes Land in der Klimakrise
Die Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten sendet ein beunruhigendes Signal an die Welt. Trump ist nicht nur ein erklärter Leugner des Klimawandels, sondern hat in seiner ersten Amtszeit aktiv gegen Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen gearbeitet. Unter seiner Führung zogen sich die USA aus dem Pariser Klimaabkommen zurück und senkten Umweltauflagen, um der Industrie entgegenzukommen. Seine Rhetorik ließ die Stimmen der Wissenschaft konsequent verstummen oder als unglaubwürdig erscheinen. Nun, mit einem erneuten Mandat ausgestattet, scheint Trump entschlossener denn je, der wissenschaftlichen Gemeinschaft den Rücken zu kehren. Diese Wahlentscheidung zeigt auf schmerzhafte Weise, dass eine beträchtliche Anzahl Amerikaner weiterhin dem Mythos des „übertriebenen Klimawandels“ anhängt, wie er von Trump und seinen Anhängern verbreitet wird.
Was bedeutet dies für die globale Klimapolitik? Während die wissenschaftliche Gemeinschaft ein klares Verständnis der Dringlichkeit vertritt und Maßnahmen zur Emissionssenkung fordert, steht die weltgrößte Volkswirtschaft nun erneut unter der Leitung eines Präsidenten, der die wissenschaftliche Realität ignoriert. Dies ist ein schwerer Rückschlag, denn ohne die Beteiligung der USA sind internationale Klimaziele kaum zu erreichen. Wenn die Macht der wissenschaftlichen Argumente jedoch an politischen Ideologien zerschellt, zeigt sich eine gefährliche Entwicklung: Ein erheblicher Teil der Bevölkerung hat das Vertrauen in die Wissenschaft verloren und stellt sie sogar offen infrage.
Europa und die Bedrohung durch Populismus
Auch in Europa verschiebt sich die Stimmung. Während der Kampf gegen den Klimawandel von der breiten Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten unterstützt wird, hat das Aufkommen rechtspopulistischer und nationalistischer Bewegungen in mehreren Ländern einen Schatten über diese Einigkeit geworfen. In Ländern wie Ungarn, Polen und Italien, aber auch in Teilen Skandinaviens und Deutschland, versuchen politische Akteure zunehmend, Wissenschaft als Elitenprojekt zu delegitimieren, das angeblich das „echte Volk“ ignoriert. Für Populisten sind wissenschaftliche Warnungen oft lästig – sie passen nicht in das Bild der „heilen Welt“, das sie ihren Wählern vermitteln wollen.
Das zeigt sich besonders deutlich am Beispiel des Klimawandels, den viele rechte und rechtspopulistische Politiker zwar nicht vollständig leugnen, aber herunterspielen. Begriffe wie „Klimahysterie“ oder „Panikmache“ sind mittlerweile fest im Vokabular einiger europäischer Politiker verankert. Diese Diskursverschiebung ist ein klares Zeichen dafür, dass es Teilen der Gesellschaft nicht gelungen ist, die wissenschaftlichen Realitäten zu akzeptieren. Stattdessen wird das Narrativ der „Bevormundung durch Wissenschaft“ gepflegt, das suggeriert, Wissenschaft diene lediglich als Instrument zur Einschränkung persönlicher Freiheiten und zur Durchsetzung von Maßnahmen, die den „kleinen Mann“ angeblich belasten.
Ein weiteres Problem ist die mediale Präsentation von wissenschaftlichen Themen. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Daten werden zunehmend in den Hintergrund gedrängt, während populistische Stimmen medienwirksam platziert werden. So entsteht ein verheerendes Bild: Wissenschaft, die in ihren Aussagen oft komplex und vorsichtig ist, steht den einfachen, schlagkräftigen Aussagen der Populisten gegenüber – und verliert in der öffentlichen Wahrnehmung an Kraft.
Die Wissenschaft im Krisenmodus
In dieser Atmosphäre scheint es schwer, das Vertrauen in die Wissenschaft wiederherzustellen. Doch gerade in einer Zeit, in der die Klimakrise real wird und Auswirkungen auf Millionen von Menschen weltweit hat, ist das Vertrauen in die Wissenschaft essentiell. Wissenschaftler leisten nicht nur theoretische Grundlagenforschung, sondern liefern konkrete und praktische Lösungen für eine lebenswerte Zukunft. Ob durch Innovationen in den Bereichen erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft oder Wasserschutz – die Forschung arbeitet daran, die dramatischen Folgen des Klimawandels abzumildern. Doch das allein reicht nicht: Ohne gesellschaftlichen und politischen Rückhalt laufen diese Bemühungen ins Leere.
Hier stehen sowohl die Medien als auch die Bildungssysteme in der Pflicht. Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen nicht nur zugänglicher und verständlicher vermittelt werden, sondern es braucht eine grundsätzliche kulturelle Wertschätzung für wissenschaftliches Denken und kritische Analyse. Wissenschaft ist kein Feind, sondern ein Werkzeug zur Gestaltung unserer Zukunft – eine Tatsache, die vielen Menschen jedoch erst wieder bewusst gemacht werden muss.
Ein Appell an die Gesellschaft
Am Welttag der Wissenschaft gilt es, sich die fundamentale Rolle der Wissenschaft in Erinnerung zu rufen und die Erkenntnisse der Forschung ernst zu nehmen. Gerade in diesen Zeiten, in denen die Kräfte des Populismus und der wissenschaftlichen Leugnung an Einfluss gewinnen, bedarf es eines gesellschaftlichen Konsenses, dass wissenschaftliche Fakten keine Meinungssache sind.
Aber was bedeutet das konkret? Es bedeutet, sich aktiv gegen die Verharmlosung des Klimawandels und die politische Instrumentalisierung der Wissenschaft zu stellen. Es bedeutet, wissenschaftliche Erkenntnisse ernst zu nehmen und sie als Grundlage für politische Entscheidungen zu akzeptieren. Es bedeutet, Desinformation entgegenzutreten, auch wenn dies unbequem ist. Denn ohne eine starke und unabhängige Wissenschaft wird es unmöglich sein, die drängenden globalen Probleme zu bewältigen.
Die Zukunft des Planeten wird auch davon abhängen, wie wir als Gesellschaft auf die Wissenschaft hören – und bereit sind, auf Grundlage ihrer Erkenntnisse zu handeln.
MAB
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