Stell dir eine Pflanze vor, die mehr CO₂ speichert als ein Regenwald, Millionen von Meeresbewohnern ein Zuhause bietet und ganze Küsten vor Erosion schützt. Klingt nach Science-Fiction? Keineswegs. Seegras ist ein stiller Held des Planeten – und bekommt am 1. März, dem Welttag des Seegrases, endlich die Aufmerksamkeit, die es verdient.
Aber mal ehrlich: Wann hast du das letzte Mal an Seegras gedacht? Wahrscheinlich noch nie. Seegraswiesen sind eine der unterschätztesten Ökosysteme der Erde, dabei sind sie für das Klima und das Leben in den Ozeanen unverzichtbar. Höchste Zeit also, diesem maritimen Wunder mehr Beachtung zu schenken.
Seegras: Die grüne Lunge der Meere
Seegras ist kein Algengewächs, sondern eine echte Blütenpflanze, die unter Wasser wächst. Es gibt rund 60 verschiedene Seegrasarten, die in flachen Küstengewässern auf fast allen Kontinenten vorkommen – von tropischen Regionen bis in kältere Gewässer.
Was Seegras so besonders macht? Seine Fähigkeit, riesige Mengen an Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu binden. Studien zeigen, dass Seegraswiesen bis zu 35-mal mehr CO₂ pro Hektar speichern können als tropische Regenwälder. Und das Beste: Einmal im Meeresboden gespeichert, bleibt das CO₂ dort für Jahrhunderte gefangen.
Diese Eigenschaft macht Seegraswiesen zu echten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel. Doch statt sie zu schützen, zerstören wir sie – und das in alarmierendem Tempo.
Verlorene Schätze: Die Zerstörung der Seegraswiesen
Seegraswiesen verschwinden weltweit mit einer Rate von etwa 7 % pro Jahr. Hauptverantwortlich dafür sind:
- Verschmutzung durch Abwässer und Düngemittel, die das Wasser mit Nährstoffen überladen und das Seegras ersticken.
- Küstenausbau und Tourismus, der durch Boote, Anker und Bebauung den empfindlichen Lebensraum zerstört.
- Die Klimakrise, die das Wasser erwärmt und Seegraspopulationen in manchen Regionen regelrecht auslöscht.
Was passiert, wenn Seegras stirbt? Die gespeicherten Treibhausgase werden freigesetzt, der Meeresboden erodiert, Küsten verlieren ihren natürlichen Schutz – und die Meeresbewohner verlieren ihr Zuhause.
Ein trauriges Beispiel ist das Mittelmeer: Dort sind in den letzten 50 Jahren bereits mehr als 30 % der Seegrasbestände verschwunden. Besonders betroffen ist Posidonia oceanica, eine uralte Seegrasart, die jahrtausendelang CO₂ gespeichert hat. Mit ihrem Verschwinden entweichen diese Emissionen wieder in die Atmosphäre. Ein Teufelskreis.
Seegras als Retter: Was können wir tun?
Klingt düster? Ist es auch – aber nicht hoffnungslos. Denn Seegraswiesen sind regenerierbar. Wissenschaftler und Umweltschützer arbeiten weltweit daran, diese wertvollen Ökosysteme wiederherzustellen. Und tatsächlich gibt es Erfolge.
Ein Beispiel: In Virginia (USA) wurden seit den 1990er Jahren zerstörte Seegraswiesen wieder angesiedelt. Heute sind dort über 3.600 Hektar Seegras zurückgekehrt, die Millionen Tonnen CO₂ speichern und unzähligen Lebewesen Schutz bieten.
Auch in Europa laufen Wiederherstellungsprojekte, unter anderem vor den Küsten Spaniens, Frankreichs und Großbritanniens. Die Methoden reichen vom gezielten Ausbringen von Seegrassamen bis hin zum Schutz bestehender Bestände durch Marine-Schutzgebiete.
Was kann jeder Einzelne tun?
Auch wenn du nicht direkt am Meer lebst, kannst du helfen, Seegras zu schützen:
- Nachhaltigen Fisch und Meeresfrüchte konsumieren – Fangmethoden wie Grundschleppnetze zerstören Seegraswiesen.
- Weniger Plastik verwenden – Plastikmüll in den Ozeanen erstickt nicht nur Meerestiere, sondern auch Seegraswiesen.
- Beim Reisen achtsam sein – Motorboote und Anker zerstören Seegras. Wer schnorchelt oder taucht, sollte vorsichtig sein.
- Organisationen unterstützen, die Seegrasprojekte fördern – Spenden, Petitionen unterschreiben oder einfach Wissen verbreiten.
Denn wenn wir Seegras retten, retten wir nicht nur die Ozeane – sondern auch unser Klima.
Ein Tag, der zum Umdenken anregen sollte
Der Welttag des Seegrases erinnert daran, dass wahre Helden oft im Verborgenen wirken. Seegras mag nicht so spektakulär sein wie Korallenriffe oder Regenwälder, aber es spielt eine entscheidende Rolle für das Gleichgewicht unseres Planeten.
Machen wir es sichtbar. Nicht nur am 1. März, sondern das ganze Jahr über. Denn jedes Stück Seegras, das wir bewahren, ist ein Schritt in Richtung einer gesünderen Erde.
Von Andreas M. B.
Es grüßt die Redaktion von Nachrichten.fr!
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!