La Rochelle geht neue Wege – und sorgt dabei für ordentlich Gesprächsstoff. Statt wie bisher wöchentlich, kommt die Müllabfuhr in der Hafenstadt an der französischen Atlantikküste jetzt nur noch alle zwei Wochen. Ziel der Maßnahme: Müll vermeiden, Ressourcen schonen und ein ökologisches Umdenken bei den Bürgerinnen und Bürgern anstoßen.
Doch wie gut funktioniert das in der Praxis?
Wenn der Müll länger liegen bleibt
Ein Spaziergang durch die Straßen von La Rochelle reicht, um zu sehen, dass nicht alle begeistert sind. Vor allem Gewerbetreibende wie Sandrine Leroy, eine Bäckerin aus der Innenstadt, schlagen Alarm: „Das zieht Ratten und anderes Ungeziefer an – und wohin soll ich all den Abfall lagern? So geht das nicht“, klagt sie.
Kein Wunder, denn bei einem Betrieb wie einer Bäckerei fällt täglich viel organischer Abfall an. Wenn der dann zwei Wochen liegen bleibt, wird’s nicht nur unappetitlich, sondern hygienisch brisant.
Zahlreiche Bürger machen mit – aber nicht alle
Die Stadt verfolgt ein klares Ziel: Weniger Müll, mehr Bewusstsein. Wer dennoch zusätzliche Abholungen benötigt, kann sie gegen Gebühr buchen – ein Anreiz, sich umweltbewusster zu verhalten. Eine Bewohnerin berichtet: „Wir machen unsere Joghurts selbst, trinken Leitungswasser – wir versuchen schon, ein bisschen zu reduzieren.“
Ein schöner Ansatz, der zeigt: Manche sind bereit, mitzumachen. Andere jedoch fühlen sich überrumpelt. Gerade für Familien oder Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen ist die Müllreduktion nicht so leicht umzusetzen, wie es auf dem Papier klingt.
Ein ambitionierter Plan
Bürgermeister Jean-François Fountaine lässt sich nicht beirren. Für ihn steht fest: Es muss weniger verbrannt und mehr wiederverwertet werden. Um das zu erreichen, plant die Stadt ein hochmodernes Sortierzentrum. Das soll künftig dafür sorgen, dass der Müll besser getrennt und effektiver verwertet werden kann – eine Investition in die Zukunft.
Man fragt sich unwillkürlich: Ist das der Anfang eines neuen Trends, den bald auch andere Städte aufgreifen werden?
Zwischen Ideal und Wirklichkeit
Der Spagat zwischen ökologischer Verantwortung und praktischer Umsetzbarkeit ist nicht einfach. Während einige die Initiative loben und als Schritt in die richtige Richtung feiern, sehen andere vor allem Probleme im Alltag: Gestank, Platzmangel, Hygiene – und die zusätzlichen Kosten bei Mehrbedarf.
Gleichzeitig hat die Debatte einen entscheidenden Vorteil: Sie bringt die Frage der Müllvermeidung wieder ins Bewusstsein. Denn so bequem der wöchentliche Abholservice auch war – er hat auch dazu beigetragen, dass vieles achtlos weggeworfen wurde.
Ein Blick in die Zukunft
La Rochelle will mehr. Nicht nur bei der Abfallpolitik, sondern auch in anderen Bereichen der städtischen Ökologie. Es geht um nachhaltige Mobilität, Energieeffizienz und Ressourcenschonung. Die aktuelle Änderung ist also nur ein Puzzleteil eines größeren Plans.
Bleibt die Frage: Wird dieser ehrgeizige Kurs langfristig von der Bevölkerung getragen – oder kippt die Stimmung, wenn der nächste Sommer den Müll unangenehm riechen lässt?
Fest steht: La Rochelle ist mutig vorangegangen. Jetzt liegt es an den Bürgerinnen und Bürgern, den neuen Rhythmus anzunehmen – oder auch, mit der Stadtverwaltung in den Dialog zu treten, wenn’s an der Umsetzung hakt.
Von C. Hatty
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