Tag & Nacht




In einem Berufsgymnasium im französischen Aurillac hat sich seit Kurzem ein ganz besonderer „Kollege“ in den Schulalltag eingefunden – vier Pfoten, treue Augen und jede Menge Einfühlungsvermögen. Der zweijährige Labrador Urda ist mehr als nur ein Haustier. Er ist Begleiter, Zuhörer, Seelentröster – und mittlerweile ein fester Bestandteil des pädagogischen Konzepts.

Wer hätte gedacht, dass ein Hund den Unterschied machen kann zwischen einem stressigen Schultag und einem, der sich fast ein bisschen nach Zuhause anfühlt?

Ein tierischer Klassenkamerad

Seit Beginn des Schuljahres gehört Urda offiziell zum Team. Ausgebildet wurde er von einer spezialisierten Organisation, die Hunde für therapeutische und pädagogische Zwecke vorbereitet. Er lebt bei Hélène Douarre, einer Lehrerin des Gymnasiums, die zugleich seine Bezugsperson ist. Jeden Morgen begleitet er sie zur Schule, wo er auf seinem kleinen Teppich mitten im Klassenraum Platz nimmt – bereit, die Stimmung zu heben.

Was zunächst wie eine charmante Idee klingt, zeigt schnell tiefgreifende Wirkung.

Mehr Ruhe, mehr Konzentration, weniger Druck

„Seine bloße Anwesenheit schafft eine Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit“, sagt Hélène Douarre. Urda ist nicht laut, nicht aufdringlich – er ist einfach da. Wenn ein Schüler nervös ist, sich nicht wohlfühlt oder Angst vor einer Prüfung hat, reicht oft ein Blick, eine Berührung, ein kurzes Streicheln des Fells – und schon sinkt der Stresspegel.

Ein Schüler bringt es auf den Punkt: „Wenn es mir nicht gut geht, frage ich, ob ich zu Urda darf – danach ist es sofort besser.“

Klingt fast magisch, oder?

Nicht nur ein Kuscheltier

Tatsächlich belegen viele Studien inzwischen die positive Wirkung von Tieren im pädagogischen Umfeld. Tiere – besonders Hunde – wirken beruhigend, fördern das soziale Miteinander und helfen, emotionale Blockaden zu lösen. In der Praxis bedeutet das: Schüler, die sonst Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren, schaffen es besser durch die Tests. Die Atmosphäre im Klassenraum ist gelassener, das Lernen effektiver.

Ein anderer Schüler erzählt: „Ich komme lieber in diesen Kurs – einfach weil Urda da ist.“

Ein pädagogisches Konzept mit Zukunft?

Urda ist ein sogenannter Mediationshund – kein Therapiehund im medizinischen Sinne, aber ein Begleiter, der gezielt eingesetzt wird, um emotionale Unterstützung zu leisten. Und während er im Unterricht entweder döst oder sich leise von Schüler zu Schüler bewegt, geschieht etwas, das viele Pädagogen sich oft nur wünschen können: Der Unterricht wird entspannter, die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern vertieft sich.

Solche Ansätze stecken in vielen Regionen noch in den Kinderschuhen – dabei zeigen Erfahrungen wie in Aurillac, wie einfach und wirkungsvoll sie sein können. Die Schule wird zu einem Ort, an dem nicht nur Wissen vermittelt wird, sondern auch menschliche Nähe, Verständnis und Geborgenheit eine Rolle spielen.

Was Urda so besonders macht

Natürlich, es ist nicht nur die Rasse oder die Ausbildung. Es ist auch Urdas Wesen – sanft, aufmerksam, geduldig. Er fordert nichts, aber er gibt viel. Seine Anwesenheit ist ein stiller Anker in einem Schultag voller Anforderungen.

Es geht nicht darum, dass jede Schule nun einen Hund braucht. Aber vielleicht darum, sensibler zu werden für das emotionale Klima im Klassenzimmer. Und manchmal braucht es eben keine großen Worte – sondern einfach einen Hund wie Urda.

Catherine H.

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