Tag & Nacht




Ich sitze hier, weit entfernt vom Geschehen, und trotzdem spüre ich es tief in mir. Dieses Brennen, das nicht nur Bäume und Häuser frisst – sondern auch meine Hoffnung auf eine heile Welt. Südkorea und Japan erleben gerade Feuerhöllen, wie man sie sich kaum vorstellen kann. Und ich frage mich: Wie viele solcher Nachrichten braucht es noch, bis wir endlich kapieren, dass alles auf dem Spiel steht?

In Südkorea toben riesige Waldbrände, zerstören Dörfer, töten Menschen, fressen sich durch Jahrhunderte alte Tempel. Und drüben in Japan? Dasselbe Bild: flüchtende Familien, verkohlte Wälder, verlorene Heimat. Man muss kein Wissenschaftler sein, um zu verstehen – das ist mehr als nur Pech oder eine Reihe unglücklicher Zufälle.

Fernost brennt. Aber was dort in Asien passiert, ist nur ein Spiegel dessen, was überall auf der Welt gärt. Es ist das Ergebnis eines Systems, das nicht nur Ressourcen verbrennt, sondern uns gleich mit. Wir wissen längst, dass steigende Temperaturen, Dürreperioden und Stürme keine Naturlaune sind – sie sind hausgemacht. Und trotzdem tun wir oft so, als hätte das alles nichts mit uns zu tun.

Ich bin wütend. Nicht auf das Feuer. Sondern auf unsere kollektive Trägheit. Unsere Ausreden. Unser endloses „Man müsste mal“. Wie viele Menschen müssen noch sterben, wie viele Kulturgüter in Rauch aufgehen, bis wir den Ernst dieser Lage wirklich begreifen?

Und gleichzeitig – ich bin traurig. Weil ich weiß, dass in diesen Flammen auch Geschichten verbrennen. Tempel, in denen Generationen gebetet haben. Wälder, durch die Kinder gelaufen sind. Dörfer, die nie wieder so sein werden wie zuvor. All das – verloren in einer Welt, die zu lange gezögert hat.

Aber vielleicht – und das ist mein kleiner Funken Hoffnung – vielleicht brennt in dieser Zerstörung auch ein neuer Anfang. Vielleicht ist irgendwann bald diese Glut auch ein Weckruf. Einer, der uns aus unserer Lethargie reißt. Der zeigt, wie eng wir alle miteinander verbunden sind – und wie verletzlich diese Verbindung ist.

Was ist los in Fernost? Ganz einfach: Die Natur zeigt uns gerade, wie es aussieht, wenn wir ihr zu lange den Rücken kehren. Und sie schreit nicht. Sie brennt.

Von Andreas M. Brucker

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