Tag & Nacht






Stell dir vor, du stehst auf einer riesigen Eisscholle mitten in der Arktis. Der Wind pfeift, das Eis knirscht unter deinen Füßen – und direkt vor dir hebt ein Eisbär seine Nase in die Luft, als würde er deine Anwesenheit wittern. Majestätisch, kraftvoll, perfekt angepasst an sein eisiges Reich. Doch jetzt stell dir vor, dieses Reich schrumpft, Jahr für Jahr. Die Scholle unter deinen Füßen wird kleiner, brüchiger. Plötzlich ist da kein sicherer Boden mehr, nur noch Wasser.

Heute, am Welttag der Eisbären, geht es genau darum: Das Zuhause dieser beeindruckenden Tiere verschwindet. Und wir sind schuld daran.

Eisbären in Not – Warum das Eis schmilzt

Die Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie der Rest der Erde. Seit 1979 ist das sommerliche Meereis um etwa 13 Prozent pro Jahrzehnt geschrumpft. Wissenschaftler gehen davon aus, dass wir noch in diesem Jahrhundert einen eisfreien Sommer in der Arktis erleben werden – ein Schock für alle, die Eisbären lieben. Denn ohne Eis können sie nicht jagen, nicht reisen, nicht überleben.

Eisbären sind wahre Überlebenskünstler. Sie haben sich perfekt an extreme Kälte angepasst: dickes Fell, eine Speckschicht als Wärmedämmung und die Fähigkeit, stundenlang durchs eisige Wasser zu schwimmen. Aber all diese evolutionären Meisterleistungen helfen nichts, wenn ihr Lebensraum einfach wegschmilzt.

Wenn das Eis geht, geht der Bär

Eisbären jagen vor allem Robben, die sie von Eisschollen aus erlegen. Weniger Eis bedeutet weniger Jagdmöglichkeiten – und das hat Folgen.

  • Hunger und Unterernährung: Ohne stabile Eisflächen müssen Eisbären längere Strecken schwimmen, um Nahrung zu finden. Viele verlieren dabei wertvolle Energiereserven oder ertrinken.
  • Mensch-Wildtier-Konflikte: Immer häufiger tauchen abgemagerte Bären in Dörfern auf, auf der verzweifelten Suche nach Futter. Das führt zu gefährlichen Begegnungen mit Menschen.
  • Sinkende Geburtenrate: Weibliche Eisbären brauchen genug Fettreserven für die Trächtigkeit. Wenn sie nicht genug fressen, setzen sie weniger Junge in die Welt.

Die Bilder von ausgemergelten Bären, die auf dünnem Eis oder gar an Land nach Nahrung suchen, gehen um die Welt. Und die bittere Wahrheit ist: Das sind keine Einzelfälle – das ist die Zukunft der gesamten Art, wenn wir nicht handeln.

„Aber es gibt doch noch genug Eisbären, oder?“

Ja, noch gibt es sie. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) schätzt die Population auf etwa 22.000 bis 31.000 Tiere. Klingt viel? Dann bedenke: Die Bestände einiger Subpopulationen schrumpfen rapide. In manchen Regionen Kanadas und Alaskas sind bereits Rückgänge von bis zu 50 Prozent dokumentiert.

Die Prognosen sind düster: Wissenschaftler gehen davon aus, dass zwei Drittel aller Eisbären bis 2050 verschwunden sein könnten, wenn die Emissionen nicht drastisch gesenkt werden. Und dann? Dann sind Zoos womöglich die einzigen Orte, an denen unsere Kinder noch einen Eisbären zu Gesicht bekommen. Wollen wir das wirklich?

Eisbärenschutz heißt Klimaschutz

Wir können uns noch so viele Naturschutzprojekte ausdenken – wenn das Eis verschwindet, helfen uns keine Schutzgebiete mehr. Eisbärenschutz funktioniert nur über Klimaschutz.

Das bedeutet konkret:

  • CO₂-Emissionen runter – und zwar sofort! Die Welt muss den Ausstoß von Treibhausgasen massiv reduzieren, um die Erderwärmung zu bremsen.
  • Fossile Brennstoffe hinter uns lassen! Weniger Kohle, Öl und Gas – stattdessen erneuerbare Energien.
  • Politischen Druck machen! Regierungen müssen ambitionierte Klimaziele setzen und auch einhalten.
  • Eigenen Fußabdruck verkleinern! Weniger Fleisch, weniger Flüge, mehr öffentliche Verkehrsmittel, mehr Energiesparen – jeder Schritt zählt.

Klar, das klingt alles anstrengend. Aber wenn wir ehrlich sind: Ist es nicht noch viel schlimmer, zuzusehen, wie eine ganze Art vor unseren Augen verschwindet?

„Was kann ich als Einzelner tun?“ – Mehr als du denkst!

Manchmal fühlt sich Klimaschutz überwältigend an. Aber jede kleine Handlung zählt.

  • Reden hilft! Je mehr Menschen verstehen, dass Eisbärenschutz Klimaschutz bedeutet, desto größer der Druck auf Politik und Wirtschaft.
  • Spenden und Projekte unterstützen! Organisationen wie der WWF oder Polar Bears International setzen sich direkt für den Schutz der Bären ein.
  • Nachhaltig leben! Ob grüner Strom, weniger Plastik oder bewusster Konsum – alles hilft.
  • Wählen gehen! Politische Entscheidungen sind der Schlüssel. Nutze deine Stimme für eine klimafreundliche Zukunft.

Noch ist es nicht zu spät – aber nicht mehr lange

Die Arktis ist der Frühwarnsensor unseres Planeten. Wenn wir den Eisbären helfen, helfen wir uns selbst. Denn der Klimawandel trifft uns alle – nur sind die Bären eben die ersten, die es spüren.

Stell dir also nochmal den Anfang dieses Textes vor: Du stehst auf einer Eisscholle, neben dir ein Eisbär. Siehst du ihn in Zukunft noch auf festem Eis – oder nur noch in einer traurigen Erinnerung?

Die Antwort darauf liegt in unseren Händen.

Von Andreas M. B.

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