Es klang nach einer einmaligen Gelegenheit: Ein Memecoin mit dem Namen $TRUMP, lanciert kurz vor Donald Trumps zweiter Amtseinführung im Januar 2025. Der Hype war gewaltig – der Preis explodierte, Versprechungen wurden gemacht, Promis und Medien stürzten sich auf das Thema. Und mittendrin: Tausende Kleinanleger, die glaubten, auf den nächsten Krypto-Zug aufzuspringen.
Nur: Dieser Zug fuhr mit Karacho gegen die Wand.
Vom Höhenflug zum Absturz
Kurz nach dem Start schnellte der Preis des Coins auf bis zu 75 US-Dollar hoch. Für einen Memecoin eine echte Hausnummer. Verantwortlich dafür war nicht nur der Name des Ex-Präsidenten – sondern auch die Aussicht auf exklusive Vorteile: Ein Abendessen mit Trump persönlich winkte den Großinvestoren, ein VIP-Empfang war ebenfalls im Spiel.
Doch dann: der Absturz.
Innerhalb weniger Wochen verlor der Coin mehr als 80 Prozent seines Wertes. Aktuell liegt er bei gerade mal 14 Dollar. Viele, die spät eingestiegen sind, blieben auf ihren Coins sitzen – ohne Chance auf Wiedergutmachung.
Verluste auf breiter Front
Ein Blick auf die Zahlen zeigt das Ausmaß der Katastrophe. Laut einer Analyse investierten rund 67.000 Kleinanleger etwa 15 Millionen Dollar – die meisten davon zu einem Zeitpunkt, als der Coin bereits seinen Peak erreicht hatte. Das Ergebnis? Herbe Verluste. Einige verloren bis zu 8.000 Dollar – pro Kopf. Insgesamt verzeichneten etwa 764.000 Krypto-Wallets Verluste durch den Coin.
Das bedeutet: Für viele wurde die vermeintliche Chance zum persönlichen Finanzdesaster.
Wer profitiert hat? Die Großen.
Während die Ersparnisse der kleinen Anleger sich in Luft auflösten, ging für eine andere Gruppe der Plan auf: Die Top-Investoren. Die besten 220 wurden zu einem Dinner mit dem Präsidenten eingeladen. Die Top 25? Die erhielten sogar Zugang zu einem exklusiven VIP-Empfang. Der Einsatz dafür? Teilweise bis zu zwei Millionen US-Dollar – pro Person.
Ein Dinner als Investmentvehikel? Klingt absurd – war aber bitterer Ernst.
Die ethische Frage
Doch es geht längst nicht mehr nur um Geld.
Die enge Verknüpfung von politischem Zugang und finanzieller Beteiligung hat eine Welle an Kritik ausgelöst. Vor allem die Frage, ob es sich hierbei um einen Verstoß gegen das sogenannte „Emoluments Clause“ der US-Verfassung handelt, steht im Raum. Dieses soll verhindern, dass Präsidenten von ausländischen Mächten – oder überhaupt durch finanzielle Vorteile – beeinflusst werden.
Senator Richard Blumenthal hat bereits eine Untersuchung angestoßen. Es geht um mögliche Interessenkonflikte, aber auch um ausländische Investoren, die möglicherweise Einfluss erkaufen wollten. Und das alles über einen Coin, der ursprünglich als Witz begann.
Zwischen Spekulation und Realität
Die Geschichte des $TRUMP-Coins zeigt, wie schnell sich Hoffnung in Frust verwandeln kann – besonders, wenn politische Symbolik und spekulative Kryptowährungen aufeinandertreffen.
Natürlich: Wer früh eingestiegen und schnell wieder ausgestiegen ist, der hat möglicherweise Gewinne gemacht. Doch wer die Versprechen geglaubt hat – und aus Faszination oder politischer Loyalität investierte – der steht jetzt mit leeren Händen da.
Man fragt sich unweigerlich: Wie konnte das so weit kommen?
Was bleibt?
Was bleibt, ist ein bitterer Nachgeschmack. Nicht nur wegen der finanziellen Verluste, sondern wegen der Erkenntnis, wie leicht Emotionen, Politik und Geld zusammenfinden – und dabei ein explosives Gemisch ergeben.
Ein Coin als Eintrittskarte zur Macht. Eine Spekulationsblase, genährt durch politische Sehnsüchte. Und am Ende: ein Haufen enttäuschter Menschen, die auf ein besseres Morgen hofften und in einem toxischen Mix aus Hoffnung und Täuschung aufwachten.
Vielleicht war der $TRUMP-Coin nie wirklich als langfristiges Projekt gedacht. Vielleicht war er nur ein weiteres Kapitel in der Geschichte eines Mannes, der immer wusste, wie man Aufmerksamkeit auf sich zieht. Doch diesmal hat das Spektakel vielen Menschen wehgetan – finanziell und emotional.
Von Andreas M. Brucker
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