Tag & Nacht




Die Ironie könnte kaum größer sein.

In Rennes sorgt derzeit ein Projekt für Aufsehen, das Strafzahlungen von Temposündern in ein Geschenk für Kranke verwandelt. 330.000 Euro – so viel Geld hat das Centre Hospitalier Universitaire (CHU) von Rennes bisher aus den Einnahmen der fest installierten Blitzer erhalten.

Was wurde damit finanziert?

Ein Exoskelett der neuesten Generation. Ein Gerät, das Menschen mit schweren Mobilitätseinschränkungen hilft, wieder auf die Beine zu kommen.

Strafzettel als Schlüssel zur Reha

Jedes Jahr spülen Frankreichs Blitzer Millionen in die Staatskassen. Ein Teil dieser Gelder fließt in Projekte des öffentlichen Interesses – unter anderem in die Gesundheit.

Am CHU Rennes ermöglichte diese Umwidmung nun den Kauf hochmoderner medizinischer Ausstattung für die Abteilung für physikalische Medizin und Rehabilitation. Patientinnen und Patienten profitieren dort direkt von dieser Investition: Das neue Exoskelett eröffnet Menschen nach Unfällen oder schweren Erkrankungen die Chance, Bewegungsabläufe neu zu lernen und ihre Lebensqualität zurückzugewinnen.

Mehr als Symbolpolitik

Man könnte meinen, solche Initiativen seien nur nette Aushängeschilder der Politik.

Doch in Rennes zeigt sich, dass dahinter ein ernst gemeintes Konzept steht.

Denn wer im Straßenverkehr gegen Regeln verstößt, gefährdet nicht nur andere, sondern verursacht auch enorme Kosten im Gesundheitswesen – durch Unfälle, Rettungseinsätze und langfristige Pflege. Die Umwidmung eines Teils der Bußgelder in die Verbesserung medizinischer Einrichtungen ist damit mehr als eine moralische Kompensation.

Sie ist ein aktiver Beitrag zur Behandlung jener, die das System ohnehin auffangen muss.

Ein Modell für ganz Frankreich?

Die Verantwortlichen in Rennes zeigen sich überzeugt vom Nutzen dieser Finanzierung.

Bleibt die Frage: Warum nicht überall?

Immerhin stärkt ein solches Vorgehen auch das Vertrauen der Bevölkerung. Denn wer sieht, dass sein Bussgeld nicht in einem anonymen Budgettopf verschwindet, sondern konkrete Wirkung entfaltet, wird sich weniger über die eigene Strafe ärgern – und vielleicht sogar über die Sinnhaftigkeit des Systems nachdenken.

Der lange Weg von der Theorie zur Praxis

Natürlich: Solche Projekte sind kein Allheilmittel.

Kein Exoskelett der Welt macht den Schock eines Unfalls ungeschehen. Aber es kann ein Leben retten, Beweglichkeit erhalten und wieder Hoffnung schenken.

In Rennes zeigt sich: Blitzer sind nicht nur Schikane am Straßenrand.

Sie sind, richtig eingesetzt, auch ein Rettungsring – finanziert von jenen, die zu schnell unterwegs waren.

Und mal ehrlich: Gibt es ein treffenderes Bild für gesellschaftliche Verantwortung?

Autor: C.H.

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