Der Tropensturm Garance hat La Réunion mit voller Wucht getroffen. Mindestens vier Menschen starben, während Tausende von den Folgen des Zyklons betroffen sind. Stromausfälle, zerstörte Straßen und unterbrochene Wasserleitungen prägen das Bild der Insel. Obwohl die rote Alarmstufe heute aufgehoben wurde, bleiben die Herausforderungen enorm – und der Wiederaufbau wird Wochen, wenn nicht Monate dauern.
Doch was genau ist passiert? Und wie geht es jetzt weiter?
Ein Sturm mit tödlichen Folgen
Seit Tagen hatten Meteorologen gewarnt, doch die volle Wucht von Garance war schlimmer als erwartet. Während der Zyklon über die Insel fegte, kam es zu tragischen Unfällen. Mindestens vier Menschen haben ihr Leben verloren:
- Saint-Denis: Ein Mann wurde unter einem umstürzenden Baum begraben – er überlebte den Aufprall nicht.
- Ebenfalls in Saint-Denis: Eine Frau wurde von den reißenden Wassermassen mitgerissen.
- Ein weiterer Mann starb in einem Feuer, das durch elektrische Schäden ausgelöst wurde.
- Trois-Bassins: Eine Frau wurde von einer Schlammlawine begraben.
Diese Tragödien zeigen, wie unberechenbar tropische Stürme sein können. Plötzlich auftretende Wassermassen, umstürzende Bäume, unterspülte Straßen – wer sich zur falschen Zeit am falschen Ort befindet, hat kaum eine Chance.
Und doch hätte es noch schlimmer kommen können. Dank der frühzeitigen Evakuierungen und Warnungen konnten viele Menschen rechtzeitig Schutz suchen.
Eine Insel ohne Strom, Wasser und Internet
Neben den menschlichen Verlusten sind auch die materiellen Schäden gewaltig. Die Insel wurde in vielen Regionen praktisch lahmgelegt.
Laut offiziellen Zahlen der Präfektur waren am Freitagabend:
- 182.000 Haushalte ohne Strom,
- 171.000 ohne fließendes Wasser,
- 134.000 ohne Internetverbindung.
Das bedeutet für viele Menschen nicht nur Unannehmlichkeiten, sondern existenzielle Probleme: Kein sauberes Trinkwasser, keine Möglichkeit zu kommunizieren, keine funktionierende Infrastruktur.
Besonders dramatisch: Notrufe konnten teilweise nicht abgesetzt werden, da Mobilfunknetze und Internetverbindungen zusammenbrachen. In Krisensituationen kann das den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
Die Behörden haben betont, dass die Wiederherstellung der Versorgung oberste Priorität hat. Doch angesichts der Schäden wird es dauern, bis alle Haushalte wieder ans Netz angeschlossen sind.
Straßen zerstört, Brücken unpassierbar: Die Insel steht still
Neben den direkten Schäden an Häusern und Versorgungsleitungen hat Garance auch die Verkehrsinfrastruktur schwer getroffen. Der Präfekt der Insel sprach von einer „monumentalen Herausforderung“ bei den Aufräumarbeiten.
- Straßen sind mit umgestürzten Bäumen und Geröll blockiert.
- Manche Strecken sind durch Überflutungen nicht mehr passierbar.
- Einige Brücken wurden teilweise oder ganz zerstört.
Die Folge: Viele Orte sind nur schwer erreichbar, Hilfskräfte kommen nur langsam voran.
„Es wird Wochen dauern, bis alles wiederhergestellt ist“, so eine erste Einschätzung der Behörden. Die Aufräumtrupps stehen vor einer gewaltigen Aufgabe – und sie müssen schnell handeln, denn die Menschen brauchen dringend Hilfe.
Flughafen Roland-Garros: Wiederöffnung mit Verzögerungen
Während der Zyklon wütete, wurde auch der Flughafen Roland-Garros in Saint-Denis geschlossen. Nun soll er langsam wieder in Betrieb gehen – aber mit Einschränkungen.
Die Flughafenleitung teilte mit, dass der erste Flug für 21:00 Uhr Ortszeit geplant sei. Zuvor müssen jedoch wichtige Sicherheitschecks erfolgen, um sicherzustellen, dass Start- und Landebahnen, Navigationssysteme und Versorgungsleitungen unbeschädigt sind.
Für Reisende bedeutet das weiterhin Unsicherheit. Viele sitzen fest, müssen umbuchen oder hoffen, dass ihre Flüge wie geplant stattfinden.
Der Präfekt warnt: „Garance hat die Insel gezeichnet“
Obwohl die rote Alarmstufe am Samstag aufgehoben wurde, mahnen die Behörden zur Vorsicht. „Das, was wir am Samstag vorfinden werden, wird noch immer von Garance gezeichnet sein“, sagte der Präfekt.
Die Aufräumarbeiten werden langwierig, die Schäden groß sein. Viele Einwohner werden ihre Häuser erst jetzt betreten können – und für manche wird der Anblick erschütternd sein.
Doch trotz aller Zerstörung zeigt sich einmal mehr die Stärke der Gemeinschaft. Menschen helfen sich gegenseitig, Nachbarn unterstützen einander, Rettungskräfte arbeiten rund um die Uhr.
Ein langer Weg zurück zur Normalität
Nach einem Zyklon ist nichts mehr, wie es war. Straßen, die gestern noch da waren, sind verschwunden. Häuser, die Jahrzehnte lang standen, sind plötzlich zerstört. Und Menschen, die noch vor wenigen Tagen Pläne für die Zukunft schmiedeten, müssen sich nun mit dem Wiederaufbau ihres Lebens beschäftigen.
Doch eines hat sich nicht verändert: Die Widerstandskraft der Menschen auf La Réunion.
Garance hat vieles genommen – aber nicht die Hoffnung.
Von Andreas M. B.
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