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Mit einem Literpreis von 0,69 € pro Liter ist Superethanol-E85 der billigste Kraftstoff auf dem Markt. Welche Fahrzeuge können ihn nutzen? Hat er irgendwelche Nachteile? Wo wird er verkauft?

Ein Liter Kraftstoff zu 0,69 €? Vielleicht ist Ihnen in den letzten Tagen dieser Preis an der Tankstelle aufgefallen. Dieser Kraftstoff ist weitaus billiger als bleifreies 95er, bleifreies 98er Benzin und Dieselkraftstoff. Es ist der Preis für Superethanol-E85: ein Kraftstoff, der zu 60 bis 85% aus Bioethanol und bleifreiem 95er Benzin besteht.

Liest man in den Autofahrerforen im Internet nach, so hat Superethanol-E85 fast nur Vorteile: Er ist billig, schadstoffarm und stammt aus der heimischen Landwirtschaft. Der am häufigsten genannte Nachteil ist, dass Fahrzeuge, die mit Superethanol-E85 betrieben werden, einen etwas höheren Verbrauch haben.

Mit dem auffälligen Anstieg der Kraftstoffpreise hat Superethanol-E85 starken Rückenwind bekommen. Dies wird von David Betton, einem Garagenbesitzer in Villematier in der Haute-Garonne, bestätigt. Vor der Preiserhöhung rüstete er fünf Autos pro Monat auf Superethanol um. Heute sind es fünfzehn Fahrzeuge pro Monat. „Das Ziel der Menschen ist es in erster Linie, zu sparen. Man spart direkt einen Euro pro Liter. Aber auch, um weniger zu verschmutzen und die Umwelt-Plakette zu bekommen. Die Kunden kommen aus jeder Altersklasse und jedem Beruf, Angestellte, 20-Jährige oder Rentner, alle wollen ihr Benzinbudget reduzieren“, erklärt der Werkstattbesitzer. Für David Betton ist „Ethanol die einzige wirkliche Lösung, um die Gewohnheiten der Autofahrer zu ändern. Eine Familie mit kleinem Budget, die sauber fahren will, kann sich kein Hybridauto kaufen, das ist nicht möglich, und sie will auch kein Elektroauto, mit dem man nur 300 km weit fahren kann“.

1 – Warum ist Superethanol-E85 billiger?
Mit 0,69 € pro Liter ist Superethanol-E85 unschlagbar preiswert. Das ist fast einen Euro weniger pro Liter als Super Bleifrei! Dieser Kraftstoff wird nicht importiert, sondern stammt aus der Produktion französischer Landwirte. Und vor allem ist er nicht von der TICPE (Inlandsverbrauchssteuer auf Energieerzeugnisse) betroffen, einer Steuer, die einen hohen Anteil an den derzeitigen Benzinkosten ausmacht.

2 – Welche Autos können mit Superethanol betrieben werden?
Die große Mehrheit aller Benzinfahrzeuge kann mit Superethanol-E85 betrieben werden. Die Fahrzeugklasse muss mindestens Euro3 sein (Inbetriebnahme nach 1. Januar 2001).

3 – Wie hoch sind die Kosten für die Umstellung auf Superethanol?
Um mit Superethanol-E85 fahren zu können, müssen man eine Box in den Motorraum einbauen lassen. Auf dem Markt gibt es vier Marken von zugelassenen Boxen: FlexFuel, Biomotors, Borel und eFlexFuel. Je nach der Art der Einspritzung in einem Fahrzeug sind zwei Modelle erhältlich. Sie werden zu Preisen zwischen 500 und 800 € verkauft. Mit Installation muss man in der Regel zwischen 700 € und 1100 € rechnen. Dafür ist es notwendig, das Auto ein oder zwei Tage in der Werkstatt zu lassen. Der Einbau der Umrüstungsbox muss durch eine Vertragswerkstatt erfolgen.

Eine Umrüstungsbox ist für das Fahren mit E85 unerlässlich.

4 – Ist Superethanol schädlich für den Motor?
Die Meinungen dazu gehen auseinander. Superethanol-E85 steht im Verdacht, die Korrosion von Motoreinspritzdüsen, Kraftstoffpumpen oder flexiblen Leitungen im Kraftstoffkreislauf zu beschleunigen. Außerdem wird ihm vorgeworfen, Ablagerungen im Tank zu lösen und damit den Kraftstofffilter zu verstopfen. Deshalb, so die Meinung der Fachleute, ist es ratsam, den Kraftstofffilter nach dem Einbau der Box und den ersten drei Betankungen mit E85 zu wechseln.

5 – Verbraucht das Auto mehr Kraftstoff?
Ein Auto mit Ethanol verbraucht zwischen 15 und 25% mehr Kraftstoff, je nach Modell und Fahrweise. Bioethanol ist weniger „stark“ als herkömmliches Benzin: Der Motor muss mehr in die Zylinder einspritzen, um die gleiche Explosionstärke zu erreichen. „Der Energiewert von Ethanol ist zwar nicht derselbe, aber es macht sich bezahlt“, erklärt Werkstattbesitzer David Betton. Trotz dieses Mehrverbrauchs bleibt Superethanol rentabel. „Trotz des Mehrverbrauchs spart man etwa 700 Euro auf 13.000 km pro Jahr“, erklärt Nicolas Kurtsoglou, Leiter der Kraftstoffabteilung des SNPAA (Syndicat national des producteurs d’alcool agricole).

E85 führt zu einem Mehrverbrauch von 15 bis 25 %.

6 – Achtung vor billigen Bausätzen
Nicht zugelassene Bausätze sind zu sehr günstigen Preisen auf dem Markt erhältlich. Sie funktionieren, aber Vorsicht: Fahrzeuge, die damit ausgestattet sind, werden bei der technischen Kontrolle abgelehnt, und im Falle eines Unfalls kann es sein, dass die Versicherungsgesellschaften ihre Kunden nicht entschädigen.

7 – Ist Superethanol umweltschädlich?
Ein Fahrzeug, das mit Superethanol-E85 betrieben wird, stößt 70% weniger CO2 und 90% weniger Feinstaub aus als ein herkömmliches Benzinfahrzeug. Es kann daher eine Crit’air 0-Plakette an der Windschutzscheibe tragen und in den ZFE-Zonen (Umweltzonen) fahren, die in den Großstädten eingerichtet werden.

8 – Muss man den Fahrzeugschein ändern?
Es ist notwendig, den Fahrzeugschein umschreiben zu lassen. Er wird mit „FE“ (Benzin und Superethanol) gekennzeichnet. Der Fahrzeugschein ist dann kostenlos, außer in der Bretagne und im Centre-Val-de-Loire, wo er die Hälfte kostet (in Frankreich wird die KFZ-Steuer als Preis für die Ausstellung des Fahrzeugscheines erhoben).

9 – Woher kommt Superethanol?
Superethanol-E85 stammt aus der Landwirtschaft. Es wird im Wesentlichen aus Zuckerrüben nach Fermentation von Zucker und Stärke, Weizen, Mais und deren Verarbeitungsrückständen hergestellt.

Superethanol wird hauptsächlich aus Zuckerrüben hergestellt.

10 – Gibt es genügend Tankstellen?
Superethanol-E85 wird an Tankstellen verkauft, die von Mineralölgesellschaften und Supermärkten betrieben werden. 28% der Tankstellen in Frankreich, d. h. 2.583 Tankstellen, bieten es ihren Kunden an. Total hat beispielsweise bereits 40% seiner Tankstellen mit E85 ausgerüstet, Intermarché fast 50%… Der Absatz von Superethanol-E85 dürfte im Jahr 2021 420.000 m3 erreichen (+20 % gegenüber 2020).


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