Ein sonniger Tag, eine kurvenreiche Straße in Haute-Savoie – und plötzlich blitzt es. Nicht etwa der Sonnenschein, sondern ein Radargerät, das einen jungen Motorradfahrer mit unglaublichen 175 km/h auf einer Straße mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h erwischt. Der Grund? Laut eigener Aussage wollte sich der Fahrer einfach „einen Spaß gönnen“.
Rasant unterwegs auf einer Département-Straße
Am Sonntag, den 20. Oktober, waren die Gendarmen des motorisierten Pelotons von Saint-Julien-en-Genevois auf der Départementstraße 992, die Jonzier mit Epagny verbindet, im Einsatz. Es war kein gewöhnlicher Tag für die Beamten, denn gleich fünf Führerscheine wurden an diesem Tag wegen erheblicher Geschwindigkeitsüberschreitungen eingezogen. Doch der Fall eines 27-jährigen Motorradfahrers stach besonders heraus.
Mit einer Ducati unterwegs, wurde der Ingenieur, der in der Schweiz arbeitet und in Dingy-en-Vuache wohnt, mit 175 km/h gemessen. Er war auf dem Rückweg von einer Ausfahrt und entschied sich spontan, das Tempo drastisch zu erhöhen – weit über das zulässige Limit hinaus. Laut den Gendarmen blieb es nach Abzug der Toleranz bei einer gemessenen Geschwindigkeit von 166 km/h, was immer noch einen massiven Verstoß gegen die Verkehrsregeln darstellt.
Ein unbedachter Moment mit schweren Folgen
„Ich wollte mir einfach eine Freude machen“, so erklärte der junge Mann sein Verhalten gegenüber den Beamten. Eine Antwort, die vielleicht für ein kurzes Schmunzeln sorgt, aber im Ernst der Lage wenig hilft. Denn in Frankreich, wie auch in den meisten europäischen Ländern, sind solche Geschwindigkeitsüberschreitungen keine Kleinigkeit. Der Führerschein des Fahrers wurde sofort einbehalten, und die Entscheidung über eine mögliche längere Sperre liegt nun bei der Unterpräfektin von Saint-Julien-en-Genevois.
Sein Motorrad, eine rote Ducati – das Symbol für Geschwindigkeit und Freiheit – wurde direkt beschlagnahmt und in die nächste Verwahrstelle gebracht. Ein kurzes Vergnügen mit weitreichenden Konsequenzen.
Was bringt Menschen dazu, so schnell zu fahren?
Es ist keine Seltenheit, dass Motorradfahrer, die auf leistungsstarken Maschinen unterwegs sind, den Drang verspüren, die Grenzen auszuloten. Aber wo liegt die Linie zwischen Spaß und Gefahr? Bei 175 km/h auf einer Landstraße, auf der gerade mal 80 km/h erlaubt sind, wird diese Grenze definitiv überschritten. Natürlich, das Adrenalin, der Wind im Gesicht, die offene Straße – all das kann reizvoll sein. Doch die Gefahren sind immens, nicht nur für den Fahrer selbst, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer.
Bei solchen Geschwindigkeiten hat man kaum noch eine Chance, auf unvorhergesehene Situationen zu reagieren: ein plötzlich auftauchendes Auto, ein Fußgänger, der die Straße überquert, oder schlichtweg eine scharfe Kurve. Die Risiken sind offensichtlich – und dennoch scheint das Bedürfnis, sich „einen Spaß zu gönnen“, für manche den gesunden Menschenverstand zu übertrumpfen.
Eine Lektion fürs Leben?
Ob der junge Ingenieur aus diesem Vorfall lernt, bleibt abzuwarten. Eines ist sicher: Er wird für eine Weile zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein müssen. Und die Ducati? Sie wird wohl erst einmal in der Verwahrstelle bleiben – und das vielleicht sogar länger als ihm lieb ist. Denn neben der Führerscheinentziehung drohen ihm weitere Sanktionen wie Bußgelder und eine mögliche Sperre.
Die Frage bleibt: War es das wirklich wert? Ein kurzer Moment der Freiheit gegen die Unannehmlichkeiten, die nun auf ihn zukommen – vom Verlust des Führerscheins bis hin zu den rechtlichen Konsequenzen. Vielleicht wird er in Zukunft zweimal überlegen, bevor er auf den Straßen von Haute-Savoie den „Spaß“ auf die Spitze treibt.
Was sagt das über unser Verhältnis zur Geschwindigkeit?
Geschwindigkeit hat in der modernen Welt eine fast magnetische Anziehungskraft. Schneller zu sein, als es die Regeln erlauben, fühlt sich für viele wie ein Befreiungsschlag an – weg von der Routine, den alltäglichen Einschränkungen. Doch gerade im Straßenverkehr zeigt sich immer wieder, wie schnell aus einem „Spaß“ bitterer Ernst werden kann.
Für Motorradfahrer ist das Risiko noch größer als für Autofahrer. Die Gefahr, bei einem Unfall schwer verletzt oder getötet zu werden, ist bei hohen Geschwindigkeiten auf zwei Rädern drastisch höher. Vielleicht ist es an der Zeit, sich zu fragen: Braucht man wirklich den Rausch der Geschwindigkeit, um sich lebendig zu fühlen? Oder gibt es andere Wege, den Alltag spannender zu gestalten – ohne das eigene Leben oder das anderer aufs Spiel zu setzen?
Letztendlich bleibt nur zu hoffen, dass dieser Vorfall zumindest für einige als Warnung dient. Geschwindigkeit kann aufregend sein – aber nur, wenn sie unter Kontrolle bleibt.
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!