Tag & Nacht




Ein Datum, das sich einprägt – ob im Schulbuch, im Gedächtnis der Nation oder zwischen den Zeilen der Weltgeschichte. Der 18. Juni hat es in sich. Auf mehreren Kontinenten geschehen Wendepunkte, die bis heute nachhallen. Frankreich spielt dabei eine zentrale Rolle – aber nicht nur.

In der französischen Erinnerung ist der 18. Juni ein besonderer Tag. 1940 spricht ein gewisser Charles de Gaulle aus dem Londoner Exil zu seinem Volk. Die französische Armee hatte kapituliert, Paris stand unter deutscher Kontrolle. Und da ertönt eine Stimme im Radio: „Frankreich hat eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg.“ Dieser Appell, von der BBC gesendet, war anfangs kaum gehört worden – und wurde doch zum Gründungsmythos des freien Frankreichs.

De Gaulles Worte wirkten wie ein elektrischer Schlag. Nicht sofort. Aber sie legten einen geistigen Grundstein für die Résistance, die Jahre später ganz Europa staunen ließ. Mut und Überzeugungskraft gegen Besatzung und Verrat – das hat gesessen. Heute gilt der 18. Juni in Frankreich als Tag der nationalen Würde, ein Fixpunkt im politischen Kalender. Präsidenten jeder Couleur pilgern dann zur Gedenkstätte. Und ganz ehrlich – wer würde sich nicht an diesen Moment klammern wollen, wenn die nationale Seele wankt?

Doch der 18. Juni ist nicht allein Frankreichs Ruhmesdatum.

Sprung zurück ins Jahr 1815. Eine kleine belgische Ortschaft, deren Name längst zur Chiffre wurde: Waterloo. Napoleon Bonaparte, der sich nach seiner Flucht von Elba zurück an die Macht gekämpft hatte, unterliegt dort einem europäischen Bündnis unter britischer und preußischer Führung. Der Mann, der halb Europa in Atem gehalten hatte, wird endgültig besiegt. Das Gleichgewicht der Mächte wird neu sortiert. Der Mythos Napoleons endet nicht – aber seine Ära schon.

Und es geht weiter: In den USA beginnt am 18. Juni 1812 der Krieg gegen Großbritannien. Die junge amerikanische Nation erhebt sich erneut gegen ihren früheren Kolonialherrn. Handelskonflikte, Seeblockaden und nationale Ehre – alles kocht hoch. Auch wenn der Krieg kein eindeutiges Ergebnis bringt, wird er zum Prüfstein amerikanischer Souveränität.

Im 20. Jahrhundert hingegen setzt der 18. Juni andere Zeichen: technologische, soziale, manchmal leise und dennoch kraftvoll.

1928 etwa überquert Amelia Earhart als erste Frau den Atlantik – nicht als Passagierin, sondern als Co-Pilotin. Ein Meilenstein in der Geschichte der Emanzipation. Es dauert nicht lange, bis sie auch solo fliegt – aber dieser erste Flug macht sie zur Heldin. In einer Zeit, in der Frauen kaum Rechte haben, wird sie zur Ikone.

Oder 1983 – Sally Ride, Physikerin, wird als erste US-Amerikanerin ins All geschickt. Ein Schritt für sie, ein riesiger für alle, die dachten, der Weltraum sei Männersache. Der 18. Juni kennt keine Komfortzone. Wer an diesem Datum Geschichte schreibt, tritt meist aus ihr heraus.

Und dann gibt es auch die diplomatischen Kapitel: 1979 unterschreiben US-Präsident Jimmy Carter und der sowjetische Generalsekretär Leonid Breschnew das SALT-II-Abkommen. Eine Phase der Entspannung im Kalten Krieg. Zwar tritt der Vertrag nie formell in Kraft, doch sein Symbolwert bleibt. Dialog statt Aufrüstung – wenigstens für einen Moment.

Apropos Symbolwert: Der 18. Juni 1429 ist auch einer. Jeanne d’Arc, die Jungfrau von Orléans, führt in der Schlacht bei Patay das französische Heer zu einem überraschenden Sieg über die Engländer. Die Truppen sind entmutigt, das Königshaus verzagt – und plötzlich kommt da dieses Bauernmädchen mit Visionen. Ein Militärsieg, ja – aber vor allem ein psychologischer.

Jetzt mal Hand aufs Herz: Was macht diesen Tag so besonders? Ist es Zufall, dass sich so viele prägende Ereignisse auf diesen 18. Juni ballen? Oder gibt es in der Geschichte auch so etwas wie Schicksalsdaten?

Historiker zucken da meist mit den Schultern. Für sie zählen Fakten, keine Zahlenmystik. Aber wer sich den 18. Juni anschaut, wird schnell das Gefühl nicht los – hier ist etwas in der Luft.

Auch heute noch wirkt der 18. Juni wie ein Kompass. In Frankreich erinnert man sich jedes Jahr an den Mut zur Selbstbehauptung. In den USA denkt man vielleicht an Pioniere und Präsidenten. Und weltweit ist es ein Tag, der zeigt, dass Wendepunkte keine Ankündigung brauchen – sie passieren einfach.

Manchmal genügt eine Stimme im Radio. Ein einzelner Flug. Ein verlorener Krieg. Oder ein unterschriebener Vertrag.

Der 18. Juni – ein Datum, das nicht nur die Vergangenheit beschreibt, sondern auch die Möglichkeiten der Zukunft zeigt. Wer weiß, was am nächsten 18. Juni geschieht?

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