Manchmal reicht ein einziger Tag, um die Richtung der Geschichte zu ändern. Der 18. Mai gehört zu diesen Daten. Mal bringt er Umstürze, mal Erlösung – manchmal beides zugleich. Werfen wir einen Blick zurück auf ein Datum, das wie ein Kaleidoskop verschiedenster Ereignisse wirkt: politisch, gesellschaftlich, menschlich.
Die Paulskirche – Symbol des deutschen Freiheitswillens
Am 18. Mai 1848 betraten die Abgeordneten der ersten gesamtdeutschen Nationalversammlung die Frankfurter Paulskirche. Ein historischer Moment: Bürgerliche Reformer, Juristen, Philosophen, selbst Handwerker wollten mit Feder und Geist ein geeintes Deutschland schaffen. Man sprach von Grundrechten, Gewaltenteilung, nationaler Einheit. Die Monarchen – nun ja, nicht gerade begeistert. Am Ende wurde die Bewegung von Preußens Bajonetten zerschlagen. Aber ihr Geist? Der blieb.
1804 – Frankreich krönt den Kaiser der Moderne
In Frankreich änderte sich am 18. Mai 1804 alles – zumindest auf dem Papier. Der Senat erklärte Napoleon Bonaparte zum Kaiser. Der einstige General verwandelte die Französische Republik in ein Kaiserreich. Doch statt Rückschritt war dies für viele Zeitgenossen Fortschritt im Gewand der Macht. Napoleon ließ sich wenig später in der Kathedrale Notre-Dame selbst krönen – ein Bild, das Europa nie vergessen sollte. Der neue Kaiser verstand sich als Kind der Revolution und zugleich als deren Grabhügel.
Eine Katastrophe, die die Erde erschüttert
Springen wir ins Jahr 1980. In den USA bricht am 18. Mai der Mount St. Helens aus. Eine gewaltige Explosion, Aschewolken verdunkeln den Himmel, Lavaströme walzen Wälder nieder. Es ist, als würde die Natur selbst zur Mahnerin – und erinnern, wie zerbrechlich menschliche Sicherheit doch ist. Die Eruption verändert nicht nur die Landschaft, sondern auch das Denken über Naturgefahren.
1990 – Zwei Staaten, ein Vertrag
Deutschland, geteilt durch Mauer und Systemgrenzen, findet langsam wieder zusammen. Am 18. Mai 1990 unterzeichnen Bundesrepublik und DDR einen Staatsvertrag über Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion. D-Mark statt Alu-Chips, Marktwirtschaft statt Planvorgaben. Viele Menschen hoffen, viele zweifeln, manche verlieren alles. Aber der Kurs ist gesetzt – Richtung Einheit.
Die Schatten der Geschichte: Krim, 1944
Am 18. Mai 1944 beginnt ein düsteres Kapitel. Die sowjetische Führung unter Stalin lässt die gesamte Bevölkerung der Krimtataren deportieren. Innerhalb weniger Tage werden rund 200.000 Menschen in Viehwaggons nach Zentralasien verschleppt. Der Vorwurf: Kollaboration mit den Nazis. Die Realität: eine ethnische Säuberung. Tausende sterben unterwegs. Eine Wunde, die bis heute nicht verheilt ist – was bedeutet Heimat, wenn sie mit Gewalt genommen wurde?
Frankreich im Aufruhr: Mai 1968
Frankreich, das Land der Revolutionen, erlebt im Mai 1968 erneut einen Ausnahmezustand. Studenten und Arbeiter streiken, Barrikaden brennen. Präsident de Gaulle ist in Rumänien – am 18. Mai kehrt er zurück. Sein Flugzeug landet in einem Land am Rand des Umsturzes. Noch ist unklar, ob der General das Ruder behält. Doch sein entschlossener Auftritt verschafft ihm Zeit – und schließlich das politische Überleben. Ein Präsident als Patriarch, doch die Jugend rebelliert längst.
Wissenschaft im Orbit
- Mai 1996: Shannon Lucid, eine US-Astronautin, kehrt nach über sechs Monaten im All zur Erde zurück. Station: Raumstation Mir. Die Kooperation zwischen USA und Russland – mitten im Nachhall des Kalten Krieges – funktioniert im Orbit besser als auf dem Boden. Ein Symbol dafür, dass Grenzen manchmal nur auf Landkarten existieren. Und im All? Ist sowieso alles relativ.
Ein Vertrag gegen das Wetter als Waffe
1977 unterschreiben 31 Staaten am 18. Mai die sogenannte ENMOD-Konvention. Klingt technisch, hat es aber in sich: Der Vertrag verbietet die militärische Nutzung von Wetterveränderungen. Keine künstlichen Stürme, keine Erdbeben als Waffen – zumindest auf dem Papier. Denn wer könnte kontrollieren, ob sich Staaten wirklich daran halten?
Unabhängigkeit, aber ohne Anerkennung
1991 erklärt Somaliland am 18. Mai seine Unabhängigkeit. Der Staat im Norden Somalias funktioniert – hat Regierung, Verwaltung, eine gewisse Stabilität. Doch die Welt schaut weg. Keine internationale Anerkennung, keine UN-Flagge, kein Platz auf der globalen Bühne. Und trotzdem – oder gerade deswegen – bleibt Somaliland ein bemerkenswertes politisches Experiment.
Eintracht Frankfurt schreibt Fußballgeschichte
Ein bisschen Gänsehaut zum Schluss: Am 18. Mai 2022 gewinnt Eintracht Frankfurt die UEFA Europa League. Ein dramatisches Finale gegen die Glasgow Rangers – Elfmeterschießen, Zittern, Jubel. Jahrzehnte nach dem letzten internationalen Titel greift die Eintracht nach den Sternen. Fußball? Mehr als nur ein Spiel. Für viele: Identität, Herzblut, Heimat auf Rasen.
Und heute?
Am 18. Mai 2025 sind die Straßen von Cannes überfüllt. Die Filmfestspiele zeigen Glanz und Glamour, aber auch gesellschaftskritisches Kino. Parallel dazu gleiten Tennisbälle über die Sandplätze von Roland-Garros – das französische Frühjahr ist kulturell und sportlich vollgepackt. Frankreich bleibt ein Magnet, in dem Geschichte und Gegenwart verschmelzen.
Was lehrt uns dieser Tag? Dass Geschichte nicht linear verläuft. Dass ein 18. Mai Krönung oder Katastrophe sein kann – manchmal beides in einem Atemzug.
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